geboren am 8. November 1900 in Atlanta, Georgia
gestorben am 16. August 1949 in Atlanta, Georgia
US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin
75. Todestag am 16. August 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Die Autorin des Bestsellers Gone With the Wind (dt. Vom Winde verweht) wird erst 35 Jahre nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges (1861 - 1865) in Atlanta geboren. Sehr lebendig jedoch wird der kleinen Margaret der verletzte Stolz der Southerners, der durch den verlorenen Krieg, die Zerstörung Atlantas sowie die anschließende Zeit der Rekonstruktion geprägt ist, von ihrer Großmutter in Form vom Gutenachtgeschichten übermittelt.
Schon von frühester Kindheit an macht Margaret leidvolle Erfahrungen mit langwierigen Krankheiten als Folge von Unfällen (eine Verbrennung, ein Reitunfall, später Autounfälle). Sie erfährt einerseits die Last, die diese Einschränkungen bedeuten, aber auch die Möglichkeit, im Mittelpunkt zu stehen.
Zum Lernen verspürt sie wenig Lust, und ihre schulischen Leistungen sind dementsprechend schwach; lediglich das Schreiben stellt sich früh als Begabung heraus. Daß Margaret als Berufswunsch Ärztin angibt, ist sicherlich Folge der Bemühungen ihrer Mutter Maybelle, einer führenden Suffragette Atlantas, die der Tochter die Wichtigkeit einer Ausbildung für die Unabhängigkeit einer Frau zu vermitteln versucht hatte.
Der Mutter zuliebe besucht Margaret das Smith College in Connecticut und nennt sich von nun an Peggy, doch als die Mutter noch während ihres ersten Jahres plötzlich verstirbt, kehrt Peggy gern nach Atlanta zurück, um sich um Vater und Bruder zu kümmern. Sie setzt ihre Ausbildung niemals fort und beginnt auch keine andere.
Bald lernt sie den Lebemann Red Upshaw kennen. Ihre Familie rät von dieser Verbindung ab, doch Peggy erliegt Reds Charme und heiratet ihn im Alter von 21 Jahren. Schon auf der Hochzeitsreise gibt es Spannungen und kurze Zeit später auch Gewalttätigkeiten, so daß Peggy sich noch im selben Jahr zur Scheidung entschließt. So kurz diese Beziehung war, so sehr wurde Peggy durch sie traumatisiert. Im Roman sollte sie später das Erlebte und Erlittene verarbeiten.
Peggy entschließt sich zur Berufstätigkeit und arbeitet als - schnell erfolgreiche und anerkannte - Lokalreporterin beim Atlanta Journal Magazine. Sie heiratet den Journalisten John Marsh, der sie bewundert und ihr Schreiben unterstützt.
Auf Johns Wunsch beendet sie ihre Karriere als Reporterin, beginnt aber mit der Konzeption eines Romans, der den Bürgerkrieg, die Zerstörung Atlantas und die anschließende Rekonstruktion der Südstaaten thematisiert. Um historische Korrektheit bemüht, stellt sie dazu umfassende Recherchen in der örtlichen Bibliothek an. Gleichzeitig dient ihr das Buch dazu, einer Generation von Frauen, für die ihre Großmutter stellvertretend steht, ein Denkmal zu setzen. Nicht nur die in den Krieg ziehenden Soldaten waren Helden, sondern auch die Frauen, die sich allein zu Hause durchschlagen, ihre Kinder versorgen und die Plantagen vor dem Niedergang retten mußten.
Obwohl sie mit Leidenschaft und Ausdauer schreibt, denkt Peggy trotz der neun Jahre, die sie mit Unterbrechungen an dem Roman arbeitet, nie an Veröffentlichung, viel zu gering schätzt sie ihre schriftstellerischen Qualitäten ein, und viel zu groß ist die Sorge, verklagt zu werden; und das nicht nur wegen eventueller Ähnlichkeiten der Figuren mit lebenden Personen - z.B. Rhett Butlers mit ihrem ersten Ehemann. Sie fürchtet ebenso den Vorwurf der Geschichtsverfälschung.
Daß es doch zur Veröffentlichung kommt, ist vor allem dem Umstand zu verdanken, daß die Verlage in diesen Tagen nach der Depression fieberhaft nach geeigneten Romanen suchen, die die Sehnsüchte der Menschen befriedigen können. Nun brauchte nur noch eine Freundin Peggys dem Verlag den entscheidenden Tip zu geben.
Der außerordentliche Ruhm, den Gone With the Wind ihr seit 1936 bringt, ist für Peggy einerseits schwer zu verkraften, andererseits leidet sie aber auch darunter, wenn die Aufmerksamkeiten einmal nachlassen.
Trotz ihres schriftstellerischen Potentials und des überwältigenden Erfolgs bleibt Gone With the Wind Mitchells einziges Buch. Zum einen hat sie sich geschworen, wegen der kaum zu ertragenden Folgen des Ruhms nie wieder ein Buch zu schreiben. Wahrscheinlich ist aber mit diesem Roman ihr gesamter Stofffundus erschöpft. Ihre Haupttätigkeit nach Gone With the Wind besteht schließlich aus der Beantwortung ihrer Fanpost - in den ersten Jahren nach 1936 durchschnittlich 100 Briefe pro Woche -, später auch aus Korrespondenz mit im Zweiten Weltkrieg kämpfenden amerikanischen Soldaten.
Ihr Leben, die “Road to Tara”, hat sich mit der Veröffentlichung ihres einzigen Romans erfüllt. Wie schon in einer eigenen Vorahnung befürchtet, stirbt sie durch einen Autounfall, auf dem Weg ins Kino. Sie wurde nicht einmal 49 Jahre alt.
Verfasserin: Cornelia Heuer
Literatur & Quellen
Edwards, Anne. 1983. The Road to Tara. New Haven, CN. Ticknor & Fields.
Edwards, Anne. 1990. Margaret Mitchell: Der Weg nach Tara. Aus d. am. Engl. von Armin Gontermann. Bergisch Gladbach. Lübbe
Notable American Women: A Biographical Dictionary. 1971. Hg. Edward T. James, Janet Wilson James & Paul S. Boyer. 3 Bde. Cambridge, MA. The Belknap Press of Harvard UP.
Pierpont, Claudia Roth. 2001. “A Study in Scarlett: Margaret Mitchell”, in dieselbe: Passionate Minds: Women Rewriting the World. New York. Vintage. S. 97-131
Pyron, Darden Asbury. 1991. Southern Daughter: The Life of Margaret Mitchell. New York. HarperPerennial.
Pyron, Darden Asbury. 2000. Margaret Mitchell: “Tochter des Südens”. Aus dem am. Englisch von Leo G. Linder. München. List TB.
Young, ELizabeth. 1999. Disarming the Nation: Women's Writing and the American Civil War. Chicago. University of Chicago Press.
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