(Dr. Marga Bührig)
geboren am 17. Oktober 1915 in Berlin
gestorben am 13. Februar 2002 in Binningen bei Basel
deutsch-schweizerische feministische Theologin
20. Todestag am 13. Februar 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Zu einer Feier des Lebens – nicht zu einer Trauerfeier – trafen sich am 26. Februar 2002 zahlreiche Frauen, aber auch Männer, um von Marga Bührig Abschied zu nehmen. Die starke und das Leben bejahende Frau, eindrücklich in ihrer Präsenz bis fast zum Schluss, hinterließ als Pionierin und führende theologische Feministin in breiten Kreisen eine Lücke.
Marga Bührig wurde am 17. Oktober 1915 in Berlin geboren, ihre Familie mütterlicherseits war im polnischen Adel verwurzelt, die Familie des Vaters stammte aus dem Deutsch-Baltikum. 1925 kam die Familie in die Schweiz. Marga Bührig studierte Germanistik und schloss 1939 mit der Promotion ab, später folgte ein berufsbegleitendes Studium der Theologie.
Schon früh engagierte sich Bührig in der evangelischen Frauenarbeit. 1945 gründete die Dreißigjährige das reformierte Studentinnenheim in Zürich, das sie jahrelang leitete. Ein Jahr später lernte sie Else Kähler kennen – die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft dauerte bis zu Marga Bührigs Tod. 1961 stieß Elsi Arnold dazu, und zusammen lebten die drei Frauen seit 1983 in Binningen bei Basel.
Mit dem Studentinnenheim begann ein frauenbewegtes Leben. Marga Bührig war 1947 Mitbegründerin des Evanglischen Kirchenbundes der Schweiz, sie war aktiv bei der SAFFA 1958, der zweiten Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit, Ende der 1970er Jahre war sie eine der ersten »Frauen für den Frieden«.
Dass Marga Bührig als Theologin Feministin war und die männliche Vormachtstellung in der Kirche in Frage stellte, hat viele Frauen in den 1970er und 1980er Jahren geprägt. Sie war engagiert in der ökumenischen Bewegung und wurde 1983 ins Präsidium des Weltkirchenrats gewählt. Dank Frauen, so betonte sie jeweils, öffneten sich auch hier neue Möglichkeiten des Zusammengehens: Grenzen wurden überwunden, Leben in seinen verschiedensten Formen bejaht.
Mit ihrer offenen feministischen Haltung rief Marga Bührig aber auch immer wieder Widerstand hervor. So lösten ihre Tagungen für Lesben und Schwule auf Boldern – Marga Bührig arbeitete seit 1959 zusammen mit Else Kähler im reformierten Tagungszentrum in der Nähe von Zürich und war dessen Leiterin von 1971-1981 – sowohl Begeisterung wie Bestürzung aus. Für viele Frauen jedoch wurde sie dank ihrer Konsequenz, ihrer Parteilichkeit und ihrer Offenheit zu einer geschätzten Vorkämpferin und lieben Freundin. Ihre »feministische Autobiographie« (so der Untertitel) »Spät habe ich gelernt, gerne Frau zu sein«, erschienen 1987, wurde wegweisend für Frauen jeden Alters.
Text von 2004
Verfasserin: Liliane Studer
Zitate
Marga Bührig hat nie eine öffentliche Führungsrolle gesucht. Auch gegen die Wahl ins Präsidium des Ökumenischen Rates hat sie sich zunächst gewehrt. Jede Beteiligung an Strukturen der Machtausübung und der Herrschaft über andere war ihr zuwider. Aber gerade in dieser Haltung einer inneren und zutiefst geistlichen Unabhängigkeit und Großzügigkeit, die bereit ist, Macht zu teilen und Chancengleichheit und Partizipation gerade für die am Rande zu ermöglichen, hat sie tiefe Spuren im Leben von vielen Menschen – Frauen und Männern – hinterlassen. Als eine Quelle von Ermutigung wird ihr Leben nachwirken. Ihre ökumenischen Weggefährten und Weggefährtinnen werden ihr ein dankbares Andenken bewahren.
(ÖRK-Generalsekretär Dr. Konrad Raiser im Nachruf auf Marga Bührig)
Links
Anna, Lux und Evelyne – Frauennamen ins Strassennetz!: Marga Bührig. Biografie. Online verfügbar unter http://www.anna-lux-und-evelyne.ch/marga-buehrig, abgerufen am 02.09.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6bF6nqzmb.
Baumeister, Miriam: Marga Bührig. Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft. Online verfügbar unter https://personenlexikon.bl.ch/Marga_B%C3%BChrig, abgerufen am 02.09.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6bF6qM5sm.
Deutsche Nationalbibliothek: Bührig, Marga. Veröffentlichungen von und über Marga Bührig. Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118810782, abgerufen am 02.09.2015.
Internet Movie Database: Marga Bührig. Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm1122031/, abgerufen am 02.09.2015.
Clara: Marga-Bührig-Stiftung. Online verfügbar unter http://www.marga-buehrig.ch/, abgerufen am 02.09.2015.
Münster, Westfälische Wilhelms-Universität; Fakultät, Katholisch-Theologische: Arbeitsstelle Feministische Theologie und Genderforschung. Verleihung des Marga Bührig-Förderpreis für feministisch-befreiungstheologische Arbeiten, abgerufen am 02.09.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6bF6uXz74.
Ökumenischer Rat der Kirchen (2002): Dr. Marga Bührig (1915 – 2002). Nachruf. Online verfügbar unter http://www.oikoumene.org/de/press-centre/news/dr-marga-buehrig-1915-2002, abgerufen am 02.09.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6bF6wsPmP.
Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund SEK (2002): Der SEK zum Tod von Marga Bührig. Online verfügbar unter http://www.kirchenbund.ch/de/pressemitteilung/2002/der-sek-zum-tod-von-marga-b-hrig, abgerufen am 02.09.2015. WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6bF6zXNN2.
schwulengeschichte.ch: Bührig Marga. Online verfügbar unter http://schwulengeschichte.ch/register/suche/?tx_indexedsearch%5Bsword%5D=B%C3%BChrig%20Marga, abgerufen am 02.09.2015.
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Literatur & Quellen
Quellen
Barz, Monika; Leistner, Herta et al. (1993): Lesbische Frauen in der Kirche. Mit einem Vorw. von Marga Bührig und Else Kähler und Beiträgen von Bernadette Brooten und Gisela B. Unter Mitarb. der Schreiberinnen von Berichten, der Beantworterinnen von Fragebogen und vieler Frauen, die mithalfen und mitdiskutierten. 2., überarb. Aufl. Stuttgart. Kreuz-Verlag. ISBN 3-7831-1296-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bührig, Marga (1987): Spät habe ich gelernt, gerne Frau zu sein. Eine feministische Autobiographie. Stuttgart. Kreuz-Verlag. ISBN 3-7831-0888-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bührig, Marga (1989): Die unsichtbare Frau und der Gott der Väter. Eine Einführung in die feministische Theologie. 4. Aufl. Stuttgart. Kreuz-Verlag. ISBN 3-7831-0863-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Strub-Jaccoud, Madeleine und Strub, Hans (Hg.) (1985): Wegzeichen gelebten Evangeliums. Festschrift zum 70. Geburtstag von Marga Bührig - ein Leben in Bewegung und mit »Bewegungen« ; mit Beiträgen der Jubilarin sowie einer Bibliografie der Veröffentlichungen von Marga Bührig. Zürich. Theologischer Verlag. ISBN 3-290-11570-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Arnold, Elsi M. (Hg.) (2003): Marga Bührig. Das Leben leidenschaftlich lieben ; Gerechtigkeit leidenschaftlich suchen ; [1915 - 2002]. Unter Mitarbeit von Marga Bührig. Binningen. Selbstverlag. (WorldCat-Suche)
Bührig, Marga (1940): Hebbels dramatischer Stil. Zugl.: Zürich, Phil. Diss. Frauenfeld, Leipzig. Huber. (Wege zur Dichtung, 35) (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bührig, Marga (Hg.) (1981): So kann es nicht weitergehen. Ein Arbeitsdossier mit Erfahrungsberichten, grundsätzlichen. Überlegungen, Anregungen – um jenen Frauen Mut zu machen, die sich mit Unfrieden, Rüstungswettlauf, Gewalt und Unrecht nicht abfinden wollen. Frauenstelle für Friedensarbeit Zürich. Frauenstelle für Friedensarbeit. (WorldCat-Suche)
Bührig, Marga (1999): Spät habe ich gelernt, gerne Frau zu sein. Eine feministische Autobiographie. Erw. Neuausg. Stuttgart. Kreuz-Verlag. ISBN 3-7831-1726-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bührig, Marga; Schmid-Affolter, Anny (1969): Die Frau in der Schweiz. Bern. Haupt. (Staat und Politik, 6) (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Frauen für den Frieden Basel (Hg.) (1983): Unsere tägliche Gewalt. Oft nicht-erkannte Formen von Repression in unserer Gesellschaft. Beiträge von Marga Bührig u.a. Basel. Lenos-Verlag. (Politprint, 12) ISBN 3-85787-114-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Pflüger, Peter-Michael (Hg.) (1990): Die Suche nach Sinn - heute. Veröffentlichung der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie e.V. Stuttgart. Mit Beiträgen von Marga Bührig. Olten, Freiburg i. Br. Walter. ISBN 3-530-82200-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Simpfendörfer, Werner (1991): Frauen im ökumenischen Aufbruch. Porträts. Stuttgart. Quell-Verl. ISBN 3-7918-1909-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
- WATER – Women's Alliance for Theology, Ethics and Ritual
- Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft
- Reformierter Bund in Deutschland
- State of the World Forum
- schwulengeschichte.ch
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