geboren am 12. Juli 1997 in Mingora im Swat Tal, einer Bergregion in der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa
pakistanische Aktivistin für Mädchenbildung (Friedens-Nobelpreis 2014); als 15jährige Schülerin Attentats-Opfer
25. Geburtstag am 12. Juli 2022
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Am 9. Oktober 2012 wurde ein Schulbus auf der Heimfahrt an einem Militärkontrollpunkt in Nordpakistan von maskierten Taliban-Kämpfern gewaltsam gestoppt. „Wer ist Malala?“ brüllte ein schwerbewaffneter Mann in den Pritschenwagen mit Holzbänken. Wenig später feuerte er drei Schüsse ab; die 15-jährige Malala Yousafzai wurde an Hals und Kopf schwer verletzt. Zwei ihrer Mitschülerinnen erlitten ebenfalls Schussverletzungen. Im Militärkrankenhaus von Peshawar kämpften die Chirurgen um das Leben von Malala. Schließlich gelang es ihnen, eine Kugel aus der Nähe der Halswirbelsäule zu entfernen. Da aber weiterhin Lebensgefahr bestand, wurde die Schwerverletzte in ein Krankenhaus der Hauptstadt Islamabad verlegt. Drei Tage später wurde sie schließlich nach Großbritannien ausgeflogen, wo in einer Spezialklinik in Birmingham die Weiterbehandlung erfolgte. Was aber hatte die Taliban zu diesem grausamen Attentat veranlasst? „Malala wurde wegen ihrer Vorreiterrolle angegriffen. Sie hat weltliches Gedankengut verbreitet”, hieß es in einem Bekennerschreiben. Die Extremisten hatten es vor allem darauf angelegt, eine besonders prominente Verfechterin der Mädchenbildung in Pakistan zum Schweigen zu bringen.
Malala Yousafzai wurde am 12. Juli 1997 im Swat Tal, einer Bergregion in der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa, geboren. Sie wurde nach der Poetin und Volksheldin Malalai von Maiwand benannt, die die aufständischen Paschtunen in der Schlacht von Maiwand 1880 gegen die britischen Truppen anführte. Malalas Vater, Ziauddin Yousafzai, war ein fortschrittlicher Pädagoge und leidenschaftlicher Vertreter des Rechts auf Bildung für alle. Mit einem Freund hatte er gegen zahlreiche Widerstände die Kushal Public School gegründet, die auch für Mädchen offen war. Zivilcourage wurde der kleinen Malala also bereits in die Wiege gelegt.
2007 hatten die radikal-islamischen Taliban die Kontrolle des Swat Tals erlangt, wo sie mit blutigem Terror einen Gottesstaat errichten wollten. Öffentliche Auspeitschungen und Morde waren an der Tagesordnung, Fernsehen und Musik wurden verboten, und die Frauen durften sich kaum noch auf der Straße zeigen. Auch die meisten Schulen der Region wurden zerstört und damit den Kindern die Chance auf Bildung genommen. Es war vor allem Malalas Verdienst, dass diese tragischen Zustände über die Grenzen Pakistans hinaus bekannt wurden, denn ab Januar 2009 berichtete sie – gerade einmal elf Jahre alt und inspiriert von dem Tagebuch der Anne Frank - auf einer Webseite der BBC in einem Blog-Tagebuch „Diary of a Pakistani Schoolgirl“ unter dem Pseudonym Gul Makai über die Gewalttaten der Taliban im Swat Tal.
Nachdem Pakistans Armee den Taliban die Macht über das Tal wieder entrissen hatte, wurden Malalas Anonymität und Geheimnis gelüftet. Zusehends geriet sie ins Licht der Öffentlichkeit, was natürlich ihre persönliche Sicherheit gefährdete, denn trotz der Erfolge der Armee blieb die Lage in der Region weiterhin unsicher. Immer wieder versuchten die Taliban, mit Terroraktionen die Bevölkerung zu bedrohen und einzuschüchtern. So kam es auch zu dem brutalen Überfall auf den Schulbus am 9. Oktober 2012.
Nach einem dreimonatigen Klinikaufenthalt war Malala Yousafzai wieder genesen, doch sie blieb in Birmingham und besuchte hier eine Mädchenschule. Ihre Familie siedelte einige Monate später nach England über. Ihr Vater war als Attaché für Bildung im pakistanischen Konsulat in Birmingham tätig. Auch im britischen Exil trat die nun 16-jährige Malala weiter für das Recht von Mädchen auf Bildung ein. Ihr Schicksal sorgte international für Aufsehen und Entsetzen. So rief der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown in seiner Eigenschaft als UN-Sondergesandter für Bildung eine Petition ins Leben und gründete in Zusammenarbeit mit der UNESCO den Malala-Fonds, der es sich zum Ziel setzte, bis 2015 allen Kindern auf der Welt den Schulbesuch zu garantieren.
Bereits 2013 wurde Malala Yousafzai mit dem Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments, dem Sacharow-Preis, ausgezeichnet. Am 10. Oktober 2014 - fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Anschlag - wurde die Kinderrechtsaktivistin gemeinsam mit dem 60-jährigen Inder Kailash Satyarthi mit dem Nobelpreis für Frieden und Verständigung geehrt. Damit war sie die jüngste Nobelpreisträgerin der Geschichte. Ihr Preisgeld spendete sie für den Bau neuer Mädchenschulen in Pakistan.
2017 schließlich wurde Malala Yousafzai zur UN-Friedensbotschafterin berufen.
Wenn wir Mädchen Bildung geben, verändern wir ihre Gemeinschaft und die ganze Gesellschaft. […] Ich habe Hoffnung und mache allen jungen Mädchen da draußen Mut: Ihr müsst aufstehen und an euch glauben. Wenn ihr eine strahlende Zukunft haben wollt, müsst ihr jetzt an die Arbeit gehen
forderte sie in einer bewegenden Rede. In Begleitung ihrer Eltern und ihrer beiden Brüder besuchte die inzwischen 20-Jährige 2018 ihr Heimatland Pakistan. Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen kam es auch zu einem symbolischen Kurzbesuch im Swat Tal. Malala Yousafzai engagiert sich weiterhin bei den Vereinten Nationen und meldet sich regelmäßig zu Wort, indem sie ihr Anliegen, dass alle Kinder auf der ganzen Welt zur Schule gehen können, überall auf internationaler Bühne vorträgt. (Text von 2021)
Verfasserin: Manfred Orlick
Literatur & Quellen
Mazza, Viviana. 2014. Die Geschichte von Malala. München. dtv.
Yousafzai, Malala & Christina Lamb. 2013. Ich bin Malala. Das Mädchen, das die Taliban erschießen wollten, weil es für das Recht auf Bildung kämpft. München. Knaur.
Yousafzai, Malala & Patricia McCormick. 2014. Meine Geschichte. Frankfurt/M. Fischer.
Yousafzai, Ziauddin. 2019. Lasst sie fliegen: Wie Malalas Vater seiner Tochter ein selbstbestimmtes Leben ermöglichte. München.
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