Biographien Madeleine Albright
(Marie Jana Korbel Albright)
geboren am 15. Mai 1937 in Prag
gestorben am 23. März 2022 in Washington, DC
tschechisch-US-amerikanische Politikwissenschaftlerin und Politikerin; erste US-amerikanische Außenministerin
85. Geburtstag am 15. Mai 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Madeleine Albright, Immigrantin und Mutter dreier Töchter, wurde 1997 unter Präsident Clinton die erste Außenministerin der USA. Als Tochter des tschechischen Diplomaten Josef Körbel hatte sie zweimal ihre Heimat verloren – erst durch Hitler und dann durch die Kommunisten – ehe sie 1948 mit elf Jahren in die USA kam, wo der Familie politisches Asyl gewährt wurde.
Ihr kosmopolitischer Hintergrund und ihr weitreichendes Wissen über die osteuropäischen Länder – ihr Spezialgebiet als Professorin für Internationale Beziehungen an der renommierten Georgetown University in Washington – machten sie besonders geeignet als Außenministerin für die 1990er Jahre. Sehr erfolgreich betrieb sie die Nato-Osterweiterung, die auch ihre ehemalige Heimat Tschechien einschloss. Ihre Rolle bei den Rambouilletverhandlungen, die zur Bombardierung Serbiens durch die Nato wegen der Kosovofrage führten, ist allerdings umstritten. Was sie für eine erfolgreiche humanitäre Intervention hielt, war für andere Kriegstreiberei unter Umgehung der UNO. Mit ihrer direkten Art, ihren Hüten gegen die „bad hair days“ und ihren Anstecknadeln – auch schon mal eine Atomrakete bei den Abrüstungsverhandlungen mit Russland – wurde Albright zum Medienstar. An die zehn Biographien sind über sie geschrieben und in viele Sprachen übersetzt worden – davon mehrere für Jugendliche. In Madam Secretary, ihrer lebendig geschriebenen Autobiographie von 2003, ist sie erstaunlich offen über die Schmerzen ihrer Scheidung – ihr Mann hatte sie nach 23 Jahren Ehe wegen einer jüngeren Frau verlassen – und einige politische Fehler wie den häufig zitierten Satz, die Sanktionen gegen den Irak seien den dafür gezahlten Preis wert: den Tod von über einer halben Million Kinder.
Albright erkannte früh, wie wichtig ein Netzwerk von Frauen ist. Schon als UNO-Botschafterin in Clintons erster Amtszeit verbündete sie sich mit ihren wenigen Kolleginnen und erreichte, dass mehr Frauen in hohe Positionen bei der UNO berufen wurden. Im Anschluss an die Pekinger Frauenkonferenz 1995 besuchte sie die burmesische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi und setzte sich mit starken Worten bei der repressiven Militärregierung für sie und ihren Demokratiekurs ein. Später arrangierte sie Treffen der Außenministerinnen der Welt in dem Wissen, dass Frauen nur gemeinsam ihre Interessen durchsetzen können. Sie arbeitete eng mit Hillary Clinton zusammen, um die Verbesserung der Situation von Frauen zu einem Ziel der Außenpolitik zu machen. Es ging um Themen wie Gewalt gegen Frauen, Mikrokredite für Frauen und Familienplanung. Bei ihren offiziellen Besuchen bestand Albright darauf, mit Vertreterinnen von Frauenrechtsorganisationen zu sprechen, wo es möglich war. Auch nach ihrer Zeit als Außenministerin setzte sich Albright für die Rechte von Frauen ein wie 2004 durch die Teilnahme am Marsch der Frauen auf Washington. Sie unterstützte außerdem Hillary Clinton aktiv bei ihrem Wahlkampf für das Amt der Präsidentin der USA. Ihre Autobiographie von 2003 endet mit der Hoffnung darauf, „einer Generation von älteren Frauen beigebracht (zu haben), hocherhobenen Hauptes zu gehen und einer Generation von jungen Frauen, sich furchtlos einzumischen.“ (Text von 2006)
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Madeleine Albright starb am 23. März 2022 in Washington, DC, an Krebs. Sie war 84 Jahre alt.
Verfasserin: Gabriele Koch
Zitate
Ich stelle mir immer vor, daß anderer Leute Väter über weniger ernste Dinge wie zum Beispiel Sport reden. Mein Vater redete mit mir über Geschichte und Außenpolitik, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Seine Überzeugungen wurden nach und nach die meinen.
Als ich Ende der 50er Jahre mein Studium beendete, gehörte ich zu einer Generation von Frauen, die sich noch immer unsicher waren, ob sie gute Hausfrauen und Mütter sein und gleichzeitig Erfolg im Beruf haben konnten. Vom Tag meiner Graduierung bis zum Erwachsenwerden meiner Kinder hatte ich mit dem uralten Problem zu kämpfen, die Ansprüche der Familie mit meinen akademischen und beruflichen Interessen zu vereinbaren.
Man darf nie abwarten, muss immer gleich den Mund aufmachen – sonst wird man nicht gehört.
Einige Amerikaner haben die UNO noch nie gemocht, weil es dort so viele Ausländer gibt.
Die zentrale außenpolitische Zielsetzung lautet, Politik und Handeln anderer Nationen so zu beeinflussen, dass damit den Interessen und Werten der eigenen Nation gedient ist. Die zur Verfügung stehenden Mittel reichen von freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern.
Trump ist der erste antidemokratische Präsident in der modernen Geschichte der USA.
(Madeleine Albright. Faschismus: Eine Warnung. 2018)
Links
Wikipedia: Madeleine Albright.
Letzte Linkprüfung durchgeführt am 11.05.2017 09:53:18 (AN)
Literatur & Quellen
NeuE Albright-Titel (Stand: Mai 2022)
Albright, Madeleine (2018): Faschismus. Eine Warnung. (=Fascism) Übersetzung: Bernhard Jendricke und Thomas Wollermann. Erste Auflage. Unter Mitarbeit von William Woodward. Köln. DuMont. ISBN 9783832183615.
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Albright, Madeleine (2019): Winter in Prag. Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg. (=Prague Winter. A Personal Story of Remembrance and War, 1937-1948) Übersetzung: Norbert Juraschitz. 2. Auflage. Unter Mitarbeit von William Woodward. München. Pantheon. ISBN 9783570552513.
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Albright, Madeleine; Woodward, William (2020): Die Hölle und andere Reiseziele. Eine Autobiografie im 21. Jahrhundert. (=Hell and other destinations) Übersetzung: Bernhard Jendricke und Thomas Wollermann. Erste Auflage. Köln. DuMont. ISBN 9783832183998.
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Quellen
Widmann, Arno (25.10.2003): Korbels Tochter. In: Berliner Zeitung, 25.10.2003, S. 3.
Weiterführende Literatur
Albright, Madeleine Korbel (1995): Letter dated 29 November 1995 from the permanent representative of the United States of America to the United Nations addressed to the Secretary-General. United Nations. General Assembly. Security Council.
Albright, Madeleine K. (2003): Die Autobiographie. Unter Mitarbeit von William Woodward. München: Bertelsmann.
Albright, Madeleine Korbel (2003): Madam Secretary. Unter Mitarbeit von William Woodward. New York: Miramax Books.
Albright, Madeleine Korbel (2007): The Mighty and the Almighty. Reflections on America, God, and World Affairs. Unter Mitarbeit von William Woodward. New York: Harper Perennial.
Blood, Thomas (1999): Madam Secretary. A biography of Madeleine Albright. New York: St. Martin's Griffin.
Dobbs, Michael (2000): Madeleine Albright. A twentieth-century odyssey. New York: Owl Books.
Drutt, Helen; Albright, Madeleine Korbel (2000): Brooching it diplomatically. A tribute to Madeleine K. Albright. Katalog zur Ausstellung “Brooching it diplomatically”. Stuttgart: Arnold.
Srebrenica. Erinnerung für die Zukunft. Enthält Beitrag von Madeleine Albright (2005). Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung.
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