Biographien Lulu von Strauß und Torney
(eigentl.: Luise Elisabeth)
geboren am 20. September 1873 in Bückeburg
gestorben am 9. Juni 1956 in Jena
deutsche Schriftstellerin
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Im „Göttinger Kreis“ rund um Börries Freiherr von Münchhausen – mit dem nicht nur sie, sondern auch Agnes Miegel ein Verhältnis hat – veröffentlicht Lulu von Strauß und Torney kurz nach der Jahrhundertwende Lyrikbände mit neo-romantischen Balladen und Gedichten, die sie sofort bekannt machen. Gleichzeitig entstehen Novellen und „Geschichten“ sowie Romane, mit historischen Stoffen, auch aus ihrer ostwestfälisch-bückeburgischen Heimat. Dies bringt sie in den Kreis des Verlegers der neu entstandenen bodenständigen „Heimatkunst“, Eugen Diederichs, dessen zweite Frau sie 1916 wird und mit dem sie eine nahe an der „Blut-und-Boden-Ideologie“ der deutschen Faschisten stehende Haltung teilt. So gerät sie in den nationalsozialistischen Bannkreis, und aus dieser Haltung heraus führen seine Söhne aus erster Ehe mit Lulu von Strauß und Torney den Verlag nach dem Tod Diederichs 1930 weiter.
Im Oktober 1933 ist sie eine der neun Frauen, die – neben 79 Schriftstellern, unter ihnen auch Gottfried Benn! – ihr „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für Hitler in wichtigen Zeitungen des Deutschen Reiches veröffentlichen. 1940 ist sie für die poetische Ausgestaltung des völkischen und antisemitischen „Volkstestaments“ des Neutestamentlers Walter Grundmann für die Deutschen Christen unter dem Titel „Die Botschaft Gottes“ verantwortlich. Ihre Aufnahme 1944 in die „Gottbegnadeten-Liste“ des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels bildet den krönenden Abschluss ihrer Karriere in dunkelster Zeit.
Als Tochter des preußischen Generalmajors Lothar von Strauß und Torney wächst Luise Elisabeth, die früh das Kürzel Lulu als Vornamen nutzt, in der Garnisons- und Residenzstadt Bückeburg, Schaumburg-Lippe, auf. Mit ihrer ersten Gedichtpublikation 1898 und dem Titel der ersten Novelle „Bauernstolz“ ist einerseits die Thematik ihres literarischen Schaffens abgesteckt und findet sie andererseits den Zugang in konservative literarische Kreise. Das Leben verläuft ereignislos in geordneten Bahnen. Der Freundeskreis um von Münchhausen, unter anderen mit Agnes Miegel und Ina Seidel, sowie dem jungen Theodor Heuss – ein 13jähriger reger Briefwechsel zeigt die innige Verbundenheit der beiden –, gibt Halt und Orientierung. Ihre Lyrik, überwiegend Balladen in alter Tradition, die sich bewusst gegen die moderne Lyrik eines Arno Holz und andrer stellt, sowie ihre Novellen und Romane, stets stilistisch-sprachlich von hoher Qualität, aber inhaltlich vielfach einer frühen völkischen Literatur nahe stehend, werden gerne und viel gelesen. Der Ebner-Eschenbach-Preis von 1921 sowie Auszeichnungen während der Nazizeit sind äußere Anerkennungen. Der Rest sind die oben skizzierten Bekenntnisse und Ehrungen ab 1933, denen sie auch nach 1945 nie wirklich abgeschworen hat.
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise” von Siegfried Carl; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
Literatur & Quellen
Brinker-Gabler, Gisela, Karola Ludwig & Angela Wöffen. 1986. Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800-1945. München. dtv TB 3282.
Krywalski, Diether. Hg. 1986. Knaurs Lexikon der Weltliteratur: Autoren, Werke, Sachbegriffe. 3. überarb. Aufl. München. Knaur TB 7706.
Rosendahl, Erich. 1929. Niedersachsens Frauen. Hg. Erich Rosendahl. Niedersächsische Hausbücherei Bd. 4. Hannover. Helwing.
Wilpert, Gero von. 1988. Deutsches Dichterlexikon: Biographisch-bibliographisches Handwörterbuch zur deutschen Literaturgeschichte. 3., erw. Aufl. Stuttgart. Kröner.
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