(geb. Ditfurth. Pseudonym: Ernst Fritze, E. Fritze)
geboren am 31. Mai 1807 in Magdeburg
gestorben am 24. Oktober 1878 in Merseburg
deutsche Schriftstellerin (bekannt für ihre Kriminalromane)
Biografie
Heute ist sie nur noch im Umfeld des Frauen-Kriminalromans bekannt. Knapp ein Drittel ihrer rund 45 zum Teil mehrbändigen Werke gehören diesem für Frauen im 19. Jahrhundert recht fremden Genre an. Dabei ist es – in Teilen bis heute – nicht bekannt, dass sich hinter dem männlichen Pseudonym Ernst Fritze, das sie für alle ihre Romane, Erzählungen und Novellen verwendet, eine Frau verbirgt.
Luise Reinhardt wird in die Familie des Magdeburger Rektors der städtischen Töchterschule geboren. Die Schule des Vaters besucht sie später selbst. Mit den beiden Brüdern, die auf das städtische Gymnasium gehen, verbindet sie ein enges Band. In der Familie herrscht eine für Literatur, Musik und Kunst offene Atmosphäre; Bildung und entsprechende Erziehung wird großgeschrieben. Nach längerer Verlobungszeit heiratet sie den Stendaler Juristen und Justizassessor Reinhardt, der später Stadt- und Kreisgerichtsrat in Magdeburg wird. Erst im Alter von über 35 Jahren beginnt Luise Reinhardt mit der Schriftstellerei, sofort mit großem Erfolg.
Für ihr Pseudonym lässt sie sich von dem Namen des Justizassessors Friedrich Ernst inspirieren, der für ihren Mann arbeitet und seine Freunde mit plattdeutschen Gedichten verwöhnt. Friedrich Ernst ist um oder kurz nach dem Erscheinen ihrer ersten, das Pseudonym nutzenden Werke noch relativ jung gestorben. Die 2. Auflage 1850 ihres Erstlings von 1846 „Der kleine General oder: mit Gott ist alles möglich. Eine wahre Geschichte, der reiferen Jugend gewidmet“ – schnell ins Niederländische übersetzt – wird in der „Allgemeinen Schulzeitung“ vom 28. Mai 1850 als Werk eines männlichen Autors sehr einfühlsam positiv besprochen, und mit „Die Wollenweber von Stendal im Jahre 1530. Ein Volksbuch von Ernst Fritze“ Berlin 1850 geht dann die Romanproduktion für Erwachsene richtig los. Die „Erinnerungsblätter aus dem Leben eines Criminalisten“ eröffnen 1854 ihre Beschäftigung mit Kriminalfällen, die sie in regem Austausch mit ihrem Ehemann nach authentischen Gerichtsprozessen sehr realitätsnah und stets auf das psychologische Moment der ersten Ursache des Verbrechens fokussiert erzählt.
Von Mitte der 50er bis zum Tod des Mannes 1870 in Magdeburg, kurz darauf aus dem Witwen-Wohnsitz Merseburg erscheinen bis zu ihrem Tod jährlich mehrere Werke der Kriminalliteratur, historische Romane sowie Novellen und kürzere Erzählungen, von denen viele mehrere Auflagen erleben und einige übersetzt werden. Die LeserInnen, Frauen wie Männer, lieben den konzentriert-nüchternen, spannenden Sprachstil und die immer aus dem Leben gegriffenen oder, bei historischen Stoffen, das Leben berührenden Themen des Ernst Fritze. Postum erscheint 1880 als letztes Werk: „Im Sturm der Eifersucht. Nach hinterlassenen Papieren eines Justitiars bearbeitet.“
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise”; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
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