Biographien Luise Henriette von Oranien
geboren am 27. November 1627 in Den Haag
gestorben am 18. Juni 1667 in Berlin
Kurfürstin von Brandenburg
395. Geburtstag am 27. November 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Ab 1994 schmückte eine Mini-Version des berühmten Honthorst–Porträts der Prinzessin Luise Henriette von Oranien jahrelang deutsche Standardbriefe: Luise Henriette hatte nämlich einen Platz auf der Briefmarke der Frauen-Dauerserie mit dem damals häufigsten Wert (100 Pfennige) erobert - dabei kannte sie kaum jemand. Umso bekannter ist ihr Mann, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der “Große Kurfürst”. Da er in dieser Serie nicht recht unterzubringen war, nahm mann halt die Gattin. Immerhin war Brandenburg vor kurzem wieder “eingemeindet”, ein “Neues Bundesland” geworden.
Wer war diese Frau, die 1667 im Alter von 40 Jahren starb, nachdem sie fünf Söhne und eine Tochter geboren hatte, die alle früh starben bis auf Friedrich I., den ersten König Preußens?
Sie wurde als älteste Tochter des Prinzen Heinrich von Oranien, Statthalters der niederländischen Provinzen und der Amalia von Solms 1627 in Den Haag geboren. In den deutschen Nachbarstaaten wütete seit 1618 der Krieg, der später der Dreißigjährige genannt werden sollte. Holland dagegen erlebte in dieser Zeit eine einzigartige Blüte, sein goldenes Zeitalter.
Friedrich Wilhelm von Brandenburg, sieben Jahre älter als Luise Henriette und seit 1640 Kurfürst, hatte sich zunächst um die Hand der schwedischen Königin Christina beworben, aber die hatte ihn abgelehnt. So fiel die Wahl auf Luise Henriette, “eine anmutige, gebildete und ernsthafte junge Frau”, die wie der Kurfürst zur reformierten Kirche Calvins gehörte. Sie heirateten Ende 1646; 1648 gebar Luise Henriette ihren ersten Sohn, der schon nach anderthalb Jahren starb. 1650 schenkte der Kurfürst seiner Gemahlin die Domäne Bötzow im Norden Berlins “mit allen dazugehörigen Dörfern und Mühlen, Triften und Weiden, Seen und Teichen”, das sie mit Hilfe holländischer KolonistInnen und Handwerker zu einem ertragreichen landwirtschaftlichen Musterbetrieb ausbaute und das später nach ihr Oranienburg genannt wurde, wie auch das Schloß, das dort für sie erbaut wurde. 1655 gebar Luise Henriette den Kurprinzen Emil (der nur 19 Jahre alt wurde). Seit der Geburt des bereits verstorbenen Erstgeborenen waren sieben Jahre verstrichen - für damalige Begriffe eine sehr lange Zeit. Aus Dankbarkeit für die Geburt des ersehnten neuen Thronfolgers gründete Luise Henriette ein Waisenhaus in Oranienburg. Heute denken wir bei “Oranienburg” allerdings weniger an die tugendhafte Oranierin, nach der die Stadt benannt wurde, sondern an das KZ Sachsenhausen, das ein Viertel der bebauten Fläche Oranienburgs einnahm.
Ob die fromme Kurfürstin auch eine religiöse Dichterin war, der wir u.a. das bekannte evangelische Kirchenlied “Jesus, meine Zuversicht” verdanken, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
(Text von 2001)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Es ist überliefert, daß sich der Kurfürst vor schweren Entscheidungen möglichst erst mit seiner Gemahlin beriet, und er bekannte, es sei ihm niemals etwas mißlungen, wenn er ihrem Rat gefolgt sei.” (Heinze)
Eine der Voraussetzungen ... für den verhältnismäßig schnellen Aufstieg des brandenburgisch-preußischen Staates nach den furchtbaren Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges war die wirtschaftliche Gesundung seines Kernlandes Brandenburg. An dieser Gesundung hatte in nicht geringem Maße auch der segensreiche Einfluß der Oranierin seinen Anteil.”(Heinze)
Literatur & Quellen
Deutsche Frauen: Bildnisse und Lebensbeschreibungen. o.J. Einleitung Ina Seidel. Berlin. Steiniger.
Gross, Heinrich. Hg.1885. Deutsche Dichterinen [sic] und Schriftstellerinen [sic] in Wort und Bild. 3 Bde. Berlin. Fr. Thiel.
Heinze, Werner H. 1967. “Eine Oranierin als Kurfürstin von Brandenburg: Zum Gedenken an Luise Henriette von Nassau–Oranien anläßlich ihres Todestages vor 300 Jahren”, Heimatkalender Kreis Moers. S. 50-58.
Heinze, Werner H. 1994. “Luise Henriette, Kurfürstin von Brandenburg - Standbild vor dem Moerser Grafenschloß: Die niederländische Gemahlin des Großen Kurfürsten und ihr Wirken zum Wohle Brandenburgs”, Der Niederrhein 61. Jg., 1994, Heft 1. S. 16-21.
Hirschberg, Carl. 1904. Geschichte der Grafschaft Moers. S. 121-136. Moers. A. Steiger.
Lindenberg, Paul. 1927. Das Denkmal der Deutschen Frauen. Essen. Verlagsbuchhandlung Essen (Ruhr). Hauptvertrieb: Ernst Schumann.
Sichelschmidt, Gustav. 1972. Große Berlinerinnen. Sechzehn biographische Porträts. Berlin. Rembrandt.
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