(geb. Becker)
geboren 1794 in Northeim
gestorben 1871 in Göttingen
deutsche Dichterin
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Mit dem Erstarken eines patriotischen Bildes der Germanen und der Erforschung der Wurzeln der germanischen Völker rücken die Lieder der Edda, die nordische Sagenwelt der Schweden, Isländer und Dänen in das Interesse der Forschung, aber auch der literarisch interessierten Öffentlichkeit. Vielfältige Reflexe nordischer Mythologie, Legenden und Heldenlieder tauchen in Gedichten und populärer Unterhaltungsliteratur auf, von Emanuel Geibels Romanzen-Zyklus „König Sigurds Brautfahrt“ über Erzählungen in der „Gartenlaube“ bis hin zu Richard Wagners Opernschaffen. Louise Tittmann ist begeistert vom Mythos um die aus der Sachsenbekehrung Karls des Großen erwachsene Genealogie des Hannoveraner Königshauses. Sie veröffentlicht schon 1842 in der Hahn’schen Hofbuchhandlung Hannover ihr über 200 Seiten langes episches Gedicht in Stanzen „Alfhilde“. Spätere kleinere Versdichtungen, wie die „Bilder vom Genfer See“ von 1871 haben keinen vergleichbaren Widerhall.
Wenig wissen wir über die Malerin, Dichterin und Erzieherin Louise Tittmann, die sechzehnjährig mit dem älteren Northeimer Advokaten Ernst Tittmann verheiratet wird. Der einzige Sohn Friedrich Julius, 1814 geboren, bringt es nach anfänglichen (Motivations-)Schwierigkeiten zum mit Karl Goedecke zusammenarbeitenden Literarhistoriker an der Universität Göttingen. Seinem Vorwärtskommen gilt Louise Tittmanns ganze Sorge nach dem Tod ihres Mannes 1828; sie ermöglicht dem Sohn durch ihren Mal- und Zeichenunterricht eine gute Schulbildung und das anschließende Studium. Nach dem großen Brand in Northeim, dem Teile der Altstadt und das Rathaus zum Opfer fallen, zieht sie nach Hannover. Sie gibt weiter Mal- und Zeichenunterricht und bekommt eine Stelle als „Directrice“ und Oberaufseherin an der Hof-Töchterschule in Hannover, wo sie auch wohnt, Handarbeiten und weitere mädchen-spezifische Fächer der Zeit unterrichtet und die Aufsicht über das männliche Lehrpersonal hat. Auch ihr Sohn unterrichtet nach seinem Studium kurz unter ihrer Leitung. Sie malt, durchaus ambitioniert und mit Erfolg, schreibt und versteht sich selbstbewusst als Dichterin.
Vorbild für Louise Tittmanns bekanntestes Werk „Alfhilde“ dürften Ernst Schulzes Stanzendichtungen „Caecilie“ und „Die bezaubernde Rose“, ein preisgekröntes Hauptwerk des literarischen Biedermeier von 1818, gewesen sein. Ihr Epos ist durch Form und Inhalt hoch interessant, aber nicht einfach zu lesen. Zum Inhalt mag man die Kurzbeschreibung in den Heidelberger Jahrbüchern für Literatur auf der vorangehenden Seite lesen.
In der umfangreichen Privatbibliothek des britischen Königs Georgs IV. von Hannover finden wir ein Exemplar der “Alfhilde”.
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise”; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
Literatur & Quellen
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