(Karoline Luise Friederike Marezoll)
geboren am 11. Oktober 1792 in Göttingen,
gestorben am 8. November 1867 in Jena (?)
deutsche Journalistin, Chefredakteurin und Übersetzerin
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Als wichtige Übersetzerin und Redakteurin soll Louise Marezoll mit ihren für die Schriftkultur herausragenden Leistungen hier aufgenommen sein. Wer zu Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ greift, sollte darauf achten, die Übersetzung von „Luise“ Marezoll zu erhalten, die bis heute von der Sprache und der Nähe zum Original her als wegweisend gelten darf. Die Marezoll hat einige solcher Übersetzungen von Romanen aus dem Englischen sowie englischer und französischer Zeitschriftenartikel vorgelegt. Sie ist die erste Frau, die als Journalistin, Chefredakteurin bzw. Herausgeberin einer Zeitschrift auftritt.
Louise Marezoll wird als Tochter des späteren Jenaer Superintendenten Johann Gottlob Marezoll und dessen Frau Dorothea Phillipine Karoline, geb. Meyenburg, in Göttingen geboren. Der Vater ist Universitätsprediger und Leiter des Predigerseminars der Universität Göttingen. Louise erhält in diesem Elternhaus eine gute Erziehung und eine breite, durchaus wissenschaftliche Bildung, die auch Fremdsprachen umfasst; sie kommt früh mit Büchern und Themen der Zeit in Berührung. Ihr jüngerer Bruder Gustav Ludwig Theodor wird später ein bekannter Rechtswissenschaftler. Louises Neigung zum Schreiben scheint Erbteil des Vaters, dessen Predigten und Schriften den herausragenden und wortgewandten Redner zeigen. Über das außerliterarische Leben der unverheirateten Louise Marezoll wissen wir herzlich wenig.
Berühmt sind ihre Übersetzungen seit den 20ern bis in die späten 50er. Sie übersetzt Jane Austen, Maria Edgeworth, Mary Martha Sherwood, Catharine Maria Sedgwick, aber auch James Fenimore Cooper und viele auch anonym veröffentlichte Novellen. Dass sie 1833 auch ein Kochbuch, 1837 ein „Bildungs- und Unterhaltungsbuch für die reifere Jugend“ in Form einer Reisebeschreibung durch die Rheinlande herausgibt, eine „Geschichte der Schweizer Revolution“ schreibt und auch komponiert, zeigt die Breite ihrer Interessen.
Die Mitarbeiterinnen der ab 1838 in Leipzig erscheinenden „Frauenzeitung“, unter ihnen Charlotte von Ahlefeld, Agnes Franz, Isidore Grönau, Ida Gräfin Hahn-Hahn, Henriette Hanke, Hedwig Hülle, Elise von Hohenhausen, Mara L…, Charlotte Leidenfrost, Henriette Oppenheimer, Caroline Pichler, Lina Reinhardt, Amalie Schoppe, Fanny Tarnow, Amalie Voigt und Charlotte Wolfgang, sind die Top-Schriftstellerinnen der Zeit, die endlich ein nur von Frauen verantwortetes und inhaltlich bestimmtes Publikationsorgan haben. Ab 1840 bringt Louise Marezoll unter dem Titel „Frauenspiegel“ eine voluminösere Vierteljahrsschrift mit ähnlicher Ausrichtung heraus, die aktuelle frauenpolitische Themen aufgreift. Die Zahl bösartiger, verächtlicher Kommentare und Rezensionen in vielen deutschsprachigen Zeitungen ist beträchtlich; das Patriarchat schäumt.
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise”; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
Verfasserin: Siegfried Carl
Literatur & Quellen
Friedrichs, Elisabeth. 1981. Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts: Ein Lexikon. Stuttgart. Metzler.
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