(Louise Jeannette Christine Gutbier, geb. Hofmann. Pseudonym: L. Jean-Christ)
geboren am 29. Mai 1834 in Hessberg (heute ein Ortsteil von Veilsdorf im Landkreis Hildburghausen in Thüringen)
gestorben am 16. Oktober 1904 in Coburg
deutsche Dramatikerin, Lyrikerin, Denkerin, Vortragsrednerin und Publizistin der Frauenbewegung
120. Todestag am 16. Oktober 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Eine heute fast vollständig vergessene, sehr individuelle und eigenständige Denkerin, Vortragsrednerin und Publizistin der Frauenbewegung und Autorin von rund 20 Dramen und Lustspielen sowie von Gedichten ist Louise Gutbier, die einige ihrer Werke unter dem Pseudonym L. Jean-Christ verfasst.
Im Elternhaus, der Vater Jakob Hofmann ist Pfarrer in Heßberg, herrscht eine moderne, weltoffene Atmosphäre. Da weiterführende Schulen nicht in der Nähe sind und Mädchen der Zugang darauf sowieso verwehrt war, unterrichtet der Vater Louise und ihre Brüder. Anspruchsvoll sind die Wissensgebiete, die er den Kindern öffnet. Louise heiratet mit 19 Jahren den 31jährigen Salineninspektor Hugo Gutbier, das Ehepaar bewohnt eine große Villa in Lindenau. Neben dem Haushalt und der Erziehung des Sohnes kann sich Louise dem Schreiben von Schauspielen und bald auch dem Engagement in der Frauenbewegung widmen; sie ist Gründungsmitglied des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, ins Leben gerufen von Luise Otto und Auguste Schmidt im Jahr 1865. Ihr Mann Hugo lässt ihr – damals durchaus unüblich – völlige Freiheit bei der Verfolgung ihrer schriftstellerisch-künstlerischen und frauenpolitischen Interessen.
Nachdem Louise Gutbier schon 1868 vor dem Philosophenkongress in Frankfurt eine Rede für den ADF hält, tritt sie 1870 mit ihrem ersten Schauspiel „Napoleon“, das in der Deutschen Schaubühne erscheint, und mit dem Vortrag „Die Bewegung der Frauenwelt: ein wichtiges Monument der neuanhebenden Culturepoche“ bei der Generalversammlung des ADF in Kassel an die Öffentlichkeit. Fortan publiziert sie in der ADF-Zeitung „Neue Bahnen“ und es entsteht fast jährlich ein neues Stück. Eine schwierige Zeit folgt für Louise: 1872 erkrankt ihr Mann an Magenkrebs und stirbt im November. Zugleich wird die Aufführung ihres 1871 geschriebenen Stückes „Eleazar“ 1873 durch die Zensur verboten – es kommt erst nach einem aufwändigen Prozess auf die Bühne.
Nach dem Tod ihres Mannes, der ihr genug hinterlässt, um ein sorgenfreies Leben zu führen, ist sie als Schauspielerin – sie ist in mehreren Rollen beim Meininger Theater nachweisbar – und ein halbes Jahr als Schauspieldirektorin im Einsatz. Hauptsächlich – ab Mitte der 80er ausschließlich – ist Louise Gutbier mit dem Schreiben von Theaterstücken sowie im Kampf um Frauenrechte engagiert, wobei sie für die dramatischen Künste in der Frauenbildung eintritt: „Bedeutung der dramatischen Kunst in Bezug auf ihre historische Entwickelung und das ethische Bedürfnis der Gegenwart. Vortrag, gehalten im Verein deutscher Lehrerinnen und Erzieherinnen und im Allgemeinen deutschen Schulverein“ erscheint 1886 in „Neue Bahnen“. Sie lebt in ihrer Wohnung in Berlin und verbringt die Sommermonate in Coburg oder Heldburg.
(Text von 2024 aus dem Buch “...Immer Luise”; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
(Anmerkung der Redaktion: Das Geburtsjahr 1834 und den Geburtsort Hessberg entnehmen wir Elisabeth Friedrichs Schriftstellerinnenlexikon von 1981, s.u.)
Verfasserin: Siegfried Carl
Literatur & Quellen
Brümmer, Franz. o.J. Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Sechste, völlig neu bearbeitete und stark vermehrte Auflage. Dritter Band Grzenkowski bis Kleimann. Leipzig. Reclam.
Friedrichs, Elisabeth. 1971 [Bd. 1]; 1985 [Bd. 2]. “Lebensbilder”-Register: Alphabetisches Verzeichnis der in deutschen regionalen “Lebensbilder”-Sammelbänden behandelten Personen. Neustadt, Aisch. Degener & Co.
Friedrichs, Elisabeth. 1981. Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts: Ein Lexikon. Stuttgart. Metzler.
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