Biographien Louise Freifrau von Rechenberg
geboren 1791 in Lundenburg/Thaya (Tschechien)
gestorben (fast gänzlich erblindet) am 11. Januar 1866 in Wien
österreichische Dichterin
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Kein Bild, kaum biografische Informationen und wenig Persönliches ist über Louise Freiin von Rechenberg überliefert. Aber wir haben gleich in mehreren jeweils leicht vermehrten Auflagen um die Jahrhundertmitte von ihr einen Lyrikband, der in Vorwort und Subskribenten-Verzeichnis – ein Who-is-Who des k.k. Militärs von Kaiser Franz Josef abwärts – viel über ihr Gedichte-Schreiben und den Grund der Veröffentlichung der eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Gedichte sagt. Hinzu kommen die diversen Annoncen ihrer Gedichte in k.k. Militärzeitungen sowie die Circular-Verordnung vom 5. August 1870 über ihre testamentarisch verfügten zwei Stiftungen im Verordnungsblatt für das k.k. Heer.
Louise Cloß oder Cloos (so bspw. Friedrichs) entstammt einem völlig mittellosen Elternhaus, in dem sie die Not in Armut aufwachsender Mädchen ohne Bildungs- oder Berufschancen am eigenen Leib erfährt. Ihr Bruder bringt es durch sein künstlerisches Geschick zum Arbeiter und Porzellanmaler in der k.k. Porzellanmanufaktur in Wien. Sie nimmt ihre Zukunft selbst in die Hand, bildet sich fort und kann durch ihr angenehmes und fürsorgliches Wesen den k.k. Oberst Johann Baron Rechenberg für sich gewinnen und heiraten. Der deutlich ältere Ehemann hat sich als Major im k.k. Regiment Spleny während des 2. Koalitionskrieg bewährt, wurde im 1806 zum Oberstleutnant befördert, zeichnete sich in weiteren Kämpfen gegen die napoleonischen Truppen aus und wurde am 31. März 1809 zum k.k. Infanterie-Regiment Vukassovich 48 versetzt, wo er sich als Oberst nach Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich einige Jahre später in den Ruhestand versetzen lässt. Seine junge Ehefrau Louise widmet sich ganz dem Haushalt und schreibt an und für ihren Mann sowie für Freunde und Verwandte Gedichte.
Sie führt mit dem Vermögen, das ihr der Oberst nach seinem Tod hinterlässt – er hat in sehr profitable österreichische Staatsanleihen investiert – als stolze Obristen-Witwe einen sehr sparsamen Haushalt. Da sie früh fast erblindet, führt ihr die treue Katharine Klehe nicht nur den Haushalt geführt, sondern sie leistet auch Sekretariatsdienste; Louise muss wegen des Augenleidens ihre Gedichte und Korrespondenzen stets diktieren. Natürlich bekommt ihre Hausdame Katharine eine Leibrente ausgesetzt.
Testamentarisch überführt Louise ihr Vermögen in zwei Stiftungen, aus welchen jährlich zwei Witwen und Waisenmädchen verstorbener Offiziere (bis zum Hauptmann) aus den beiden Regimentern ihres Mannes versorgt werden. In diese Stiftungen geht auch der Erlös ihres kleinen literarischen Werks ein; die Gedichtausgabe – u.a. mit wunderbarer Liebeslyrik – wird zum Wohl dieser Soldatenstiftungen gedruckt. Stiftungen für Krankenbetten, Stipendien für Studierende des Polytechnikums und der Akademie der bildenden Künste runden die Wohltaten der Obristen-Witwe ab.
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise”; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
Verfasserin: Siegfried Carl
Literatur & Quellen
Friedrichs, Elisabeth. 1981. Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts: Ein Lexikon. Stuttgart. Metzler.
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