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geboren am 12. September 1920 in Mährisch-Ostrau
gestorben am 22. Februar 1994 in Düsseldorf
deutsche Kabarettistin
30. Todestag am 22. Februar 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
In einer von Männern dominierten Disziplin war Lore Lorentz die Größte: die Kabarettistin schlechthin. Darin sind sich ihr Publikum und ihre Ziehsöhne (u.a. Harald Schmidt und Hanns Dieter Hüsch) einig, die bei ihr in die Kabarett-Schule gegangen sind.
Schon als Kind hat die Tochter eines Ingenieurs einen Hang zur Bühne: Noch als Gymnasiastin schreibt sie Theaterstücke, nimmt Schauspielunterricht. Nach sieben Semestern Geschichte, Germanistik und Philosophie in Wien geht sie mitten im Krieg nach Berlin an die Humboldt-Universität, wo sie ihren späteren Mann Kay kennenlernt. Nur weil sie beide eine Vorlesung schwänzen, sitzen sie stattdessen gemeinsam in einem Seminar über „Publizistik in den USA“ und träumen von den Möglichkeiten in Übersee. 1944 heiraten sie und merken, dass diese Tatsache und das Kriegsende ungeahnte Energien freisetzen. Plötzlich finden sie Auswandern feige und beginnen ein gemeinsames Leben im ausgebombten Düsseldorf, „weil eine kolossale Hoffnung in uns steckte“, so Lore Lorentz.
Zum Kabarett kommt sie wie die Jungfrau zum Kind – und wird über Nacht zum Star. Presse und Publikum bejubeln Lore Lorentz, die eigentlich an der Kasse der Kleinbühne „Die Wäscheleine“ sitzt und spontan für die krank gewordene Diseuse eingesprungen ist. Durch diesen Erfolg und von mithelfenden Freunden ermutigt, entschließen sich die Lorentzens zum Sprung ins kalte Wasser und gründen ihr eigenes literarisch-politisches Kabarett: das „Kom(m)ödchen“. Mit ein paar Ziegelsteinen, Vorhangstoff und zwei Lampen, die sie sich auf dem Schwarzmarkt ertauschen, geht es am 29. März 1947 los.
Mit Biss und Nachdruck verbreitet Lore Lorentz viereinhalb Jahrzehnte auf der von Kay gemanagten Bühne ihren Grundsatz „Wir dürfen die Demokratie nicht verplempern“. Ganz undemokratisch wird die Kom(m)ödchen-Ausstrahlung wegen eines kritischen Beitrags über Franz Josef Strauß 1959 ein Jahr vom Bildschirm verbannt. Seit den späten Siebzigern beschränkt sich Lore Lorentz auf Solo-Auftritte und lehrt als Professorin Chanson, Song und Musical an der Folkwang-Hochschule. Die Achtziger bringen viele Preise, das Bundesverdienstkreuz lehnt das Ehepaar „nach kurzem Nachdenken mit freundlich-dankbarer Entschiedenheit“ ab.
Lore Lorentz tritt bis 1993 auf – „so lange, wie man das mit geschickten Kostümen verantworten kann“ – und stirbt ein Jahr nach Ende ihrer Bühnenkarriere und dem Tod ihres Mannes an Lungenentzündung. Das Kom(m)ödchen wird von einem ihrer vier Kinder weitergeführt.
(Text von 2003)
Verfasserin: Silvie Horch
Links
Literatur & Quellen
Cepl-Kaufmann, Gertrude, Antje Johanning & Winrich Meiszies. 2000. Wenn es dem Kom(m)ödchen nicht gefällt: Ein Kabarett in Deutschland. Düsseldorf. Droste.
Kühl, Siegfried. 1962. Deutsches Kabarett. Düsseldorf. Droste. S. 8–39
Lorentz, Lore, Martin Morlock & Wolfgang Franke. 1986. Marschmusik für Einzelgänger. München. Droemersche Verlagsanstalt Knaur.
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