(Lillita Louise MacMurray)
geboren am 15. April 1908 in Hollywood
gestorben am 29. Dezember 1995 in Los Angeles
US-amerikanische Schauspielerin und Sängerin; zweite Frau von Charlie Chaplin, Mutter von Charles jr. und Sidney Chaplin
25. Todestag am 29. Dezember 2020
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Lillita Louise MacMurray, wie ihr bürgerlicher Name lautete, war das einzige Kind einer schnell scheiternden Ehe zwischen Teenagern. Die traumatische Erfahrung, vom Vater verlassen zu werden, das Aufwachsen bei einem Großvater, den sie später als “Zuchtmeister” beschrieb und die zahlreichen Ehen ihrer Mutter prägten ihr Männerbild in entscheidender Weise und untergruben ihr Selbstvertrauen lebenslänglich.
Von der ehrgeizigen Mutter Lillian getrieben, spielte Lita als Zwölfjährige kleine Rollen in Charlie Chaplins Filmen The Kid und The Idle Class. Drei Jahre später verpflichtete der große Komiker das körperlich früh entwickelte, geistig aber noch unreife Mädchen unter dem Künstlernamen Lita Grey für die Hauptrolle in Goldrausch. Nur wenige Szenen wurden gedreht, dann besetzte er die Rolle um: Chaplin, fast zwanzig Jahre älter als seine Darstellerin, hatte Lita geschwängert. Von ihren Verwandten unter Druck gesetzt und um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, heiratete er sie in dem mexikanischen Dorf Empalme am 24.11.1924. Die Ehe - für den Komiker die zweite - war von Anfang an chancenlos, denn Chaplin ließ Lita unablässig fühlen, daß sie eine Art unwillkommener Gast in seinem Hause sei. Er vergrub sich in seiner Arbeit, betrog die junge Frau immer wieder und ließ ihr sogar mit Abhörgeräten hinterherspionieren. Auch die Geburt des Sohnes Charles jr. (5.5.1925) konnte an der Situation nichts ändern. Als Lita fast sofort danach abermals schwanger wurde und am 30.3.1926 Sohn Sidney gebar, zerbrach die Ehe endgültig. Mit einer spektakulären Scheidungsklage erreichte die Gedemütigte 1927 die Zahlung einer bis dahin unerhörten Abfindungssumme.
Da ihr Talent als Schauspielerin begrenzt war, trat Lita ab 1929 als Vaudevillesängerin auf und erntete begeisterte Kritiken. Doch mußte sie erleben, daß das Publikum nur der Zugkraft des Namens Chaplin folgte und das Interesse an ihrer Kunst zunehmend erlahmte. Von Existenzangst und Minderwertigkeitsgefühlen geplagt, rutschte Lita in die Alkoholabhängigkeit. Die Beziehung zu dem Boxer Georges Carpentier scheiterte ebenso wie weitere Ehen mit dem Tänzer Henry Aguirre, dem Theateragenten Arthur Day und dem Bankangestellten Pat Longo. Immer wieder verliebte Lita sich in Vaterfiguren, die ihr das Gefühl der Wertlosigkeit gaben.
1933 und 1951 spielte sie jeweils eine filmische Nebenrolle, die Gesangskarriere gab sie 1947 auf. Von 1950-52 leitete sie eine wenig erfolgreiche Künstleragentur. Schließlich mußte Lita noch den vorzeitigen Tod ihres Sohnes Charles jr. erleben, der dem Alkohol erlag. In den letzten Jahren ihres langen Lebens zehrte sie hauptsächlich von der kurzen Zeit, die sie mit Chaplin verbracht hatte (dessen Namen sie übrigens nie ablegte). Sie veröffentlichte ihre Memoiren, die Chaplin-Fans als indiskret und marktschreierisch abtaten, und gab Interviews zu Leben und Werk des Ex-Gatten. Postum erschien ein weiteres Buch über ihr Leben, in dem sie noch immer das inzwischen 70 Jahre zurückliegende Trauma ihrer ersten Ehe aufarbeitet.
Zitat: Da wir zwei erwachsene Söhne haben, die ich sehr liebe, möchte ich mich nicht mit den Details beschäftigen. Wir waren zwei Jahre lang verheiratet und versuchten unser Bestes, doch es war hoffnungslos und endete mit einer Menge Bitterkeit. (Charlie Chaplins einzige Erwähnung seiner zweiten Frau in seiner 1964 erschienenen Autobiographie).
Verfasserin: Anna Eunike Röhrig
Literatur & Quellen
Chaplin, Charles jr. mit N. & M. Rau. 1961. Mein Vater Charlie Chaplin. Übs. Günter & Katja Leupold. Konstanz. Diana.
Chaplin, Lita Grey & Jeffrey Vance. 1998. Wife of the Life of the Party: A Memoir. Metuchen, NJ. Scarecrow.
Chaplin, Lita Grey mit Morton Cooper. 1967. Ich war Charlie Chaplins Frau. Aus d. Engl. von Herbert G. Hegedo. Flensburg. Stephenson.
Charlie Chaplin, der Beklagte ... Chaplin, der Mensch und der Künstler. Die Scheidungsklage Lita Greys im Wortlaut. 1928. Wien; Berlin. Mein Film–Verl.
Robinson, David. 1989. Chaplin: Sein Leben, seine Kunst. Aus d. Engl. von Brigitte Mentz & Matthias Müller. Zürich. Diogenes.
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