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geboren am 24. November 1848 in Würzburg
gestorben am 17. Mai 1929 in Berlin
deutsche Sängerin
95. Todestag am 17. Mai 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
„Um die allerletzte ideale Vollendung zu erlangen, dazu ist die Gesangskunst zu schwer und das Leben zu kurz.” (Lill Lehmann)
Lilli Lehmann war dank ihrer in jahrelangen Studien erworbenen Technik eine unglaublich vielseitige Sängerin: „Kaum hatte sie in Berlin das Ännchen im 'Freischütz' gesungen, da trat sie in London als Isolde auf – die Singspiel-Soubrette und die hochdramatische Heroine in einer Person.” (Honolka)
„Sie hat sich im lyrischen, sentimentalen, heroisch-dramatischen und komischen Fach auf der Bühne wie im Konzertsaal in gleichem Maße bewährt und als Liedersängerin in fünf Weltteilen nicht minder einen unvergänglichen Namen erworben.” (Kohut)
1896 schrieb sie in einer ihrer gesangspädagogischen Abhandlungen: „Eine gute Sängerin muss unbedingt beides – kolorierten und dramatischen Gesang – können. Denn beides ist durch Fleiß, Streben und Nachdenken zu erreichen. … Der einzige Unterschied zwischen alter und neuer Gesangsbildung besteht darin, dass früher die Leute sechs bis acht Jahre Unterricht hatten in Spiel und Gesang und dass man das jetzt in einem Jahr absolviert. In so kurzer Zeit lässt sich gar nichts erreichen.”
Anders als bei vielen ihrer Kolleginnen verlief Lehmanns Karriere „so bürgerlich, wie ihr Name klingt.” Lilli wurde am 24. November 1848 in Würzburg geboren. Ihr Vater war ein trunksüchtiger Heldentenor, von dem ihre Mutter, die Sängerin, Gesangspädagogin und Harfenistin Marie Lehmann-Löw sich bald trennte. Die Mutter bildete ihre beiden Töchter Lilli und Marie (1851-1931) zu Sängerinnen aus; beide traten später oft gemeinsam auf. Lilli widmete Marie ihre fast 600 Seiten starke Autobiographie Mein Weg (1913).
Lehmann begann ihre Laufbahn in Prag als „erster Knabe“ in der Zauberflöte. (Mit der Zauberflöte beschloss sie auch ihre Bühnentätigkeit – diesmal als Regisseurin in Salzburg, 1910). 1869 ging sie an die Königliche Oper Berlin, der sie 15 Jahre angehörte.
Als während eines Gastspiels in New York von Berlin keine Verlängerung bewilligt wurde, brach sie den Kontrakt und blieb fünf Jahre in den USA, im deutschen wie im italienischen Fach „Lorbeeren und Dollars in Hülle und Fülle einheimsend“.
„Der charakteristischste Zug an dieser gescheiten, selbstbewussten, energischen Frau ist der zur Universalität. … Praeceptor Operae Germanicae, Sängerin, Regisseurin, Organisatorin von Festivals, Künderin lebensreformatorischer Bewegungen, für die sie energisch eintrat, Schriftstellerin und Lehrerin - das alles war diese universale Frau.” (Honolka)
Mit allen nur erdenklichen Aspekten der Gesangstechnik hat sich „die wissende Sängerin“ (Honolka) beschäftigt wie keine andere Primadonna ihrer Zeit. Ihr Buch, Meine Gesangskunst (1902), blieb bis weit ins 20. Jahrhundert die Bibel der Kunst des Singens.
(Text von 1987)
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Honolka, Kurt. 1982. Die großen Primadonnen: Vom Barock bis zur Gegenwart. Wilhelmshaven. Heinrichshofen's Vlg.
Kohut, Adolph. 1906. Die Gesangsköniginnen in den letzten drei Jahrhunderten. 2 Bde. Berlin. Kuhz.
Lehmann, Lilli. 1913. Mein Weg. Leipzig. Hirzel.
Prasch, Lore. 2001. “Sie war die einzige, der Verdi nichts ausbesserte”: Lilli Lehmann -Sängerin an der Met. TV-Porträt, gesendet vom Bayr. Rundfunk am 16.04.2001.
Wagnalls, Mabel. 1907. Stars of the Opera: A Description of Operas & a Series of Personal Interviews with Marcella Sembrich, Emma Eames, Emma Calve, Lillian Nordica, Lilli Lehmann, Geraldine Farrar & Nellie Melba. Rev. und erweiterte Fassung. New York; London. Funk & Wagnalls.
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