Wikimedia.org
(Lilian Muriel Helen Pape)
geboren am 19. Januar 1907 in London-Hornsey
gestorben am 27. Juli 1968 in Juan-les-Pins, Cap d'Antibes, Frankreich
deutsche Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin
55. Todestag am 27. Juli 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Das Idol einer ganzen Generation verlebt eine traumatische Kindheit. Lilian Muriel Helen Pape entstammt einem Seitensprung ihrer Mutter. Die Affäre wird vertuscht, aber das „Kuckuckskind“ hat unter der Verachtung des Vaters und der Kälte der Mutter zu leiden, die sie zu eiserner Disziplin erzieht.
1919-23 erhält Lilian eine Ballettausbildung an der Deutschen Oper Berlin und gibt 1923 ihr Filmdebüt. Sie nennt sich Harvey nach ihrer englischen Großmutter. Ab 1926 werden insgesamt 12 Filme mit Willy Fritsch gedreht. Die beiden werden zum volkstümlichen Traumpaar, das schließlich auch privat liiert ist. Sie sind Stars des neu erfundenen Genres der Tonfilmoperette, in der Lilian ihre Fähigkeiten als Sängerin und Tänzerin zeigen kann (z.B. in „Die Drei von der Tankstelle“, 1930, oder „Der Kongreß tanzt“, 1931). „Eine Arbeitsbesessene, zart wie eine Gazelle, zäh wie ein Büffel“, urteilt eine Kollegin. „Das süßeste Mädel der Welt“, wie man die Harvey nennt, leidet lange unter Bulimie und ist stolz auf ihr Untergewicht von 38 Kilo.
Die Beziehung zu Willy Fritsch scheitert, da Lilian jegliche offizielle Bindung ablehnt. Mit ihrem neuen Lebensgefährten, dem (verheirateten) Regisseur Paul Martin, geht sie nach Hollywood und feiert dort von 1933 an große Erfolge. Doch als Martin in den USA beruflich scheitert, kündigt Harvey den 7-Jahresvertrag mit der Fox und kehrt schon 1935 mit ihm nach Deutschland zurück – ein alles entscheidender Fehler. Denn den hier herrschenden Nazis wird die Weltbürgerin, die sich nichts vorschreiben lassen will, immer suspekter. Dem Tänzer und Choreograph Jens Keith, wegen Homosexualität im KZ, verhilft sie zur Flucht ins Ausland und zieht damit den Zorn Goebbels’ auf sich. Schließlich bleibt Lilian nur noch die Flucht, wobei erhebliche Teile ihres Vermögens verloren gehen. 1939 entkommt sie nach Frankreich, muss aber – von der Gestapo gejagt – 1941 in die USA emigrieren. Hier werden ihr nur noch Nebenrollen angeboten, die sie entrüstet ablehnt. Ihre Gutmütigkeit wird immer wieder ausgenutzt. Lilian sucht Trost beim Alkohol.
Ab 1942 arbeitet sie zeitweise als Krankenschwester, lernt den Schauspieler Barrett O’Shea kennen – und verlässt ihn 1946, als er sie heiraten will. Nach dem 2. Weltkrieg versucht Harvey wieder in Europa beruflich Fuß zu fassen, aber der neue deutsche Film weiß nichts mehr mit ihr anzufangen.
Gegen Ende ihres Lebens werden Lilian Harvey zahlreiche Ehrungen zuteil, doch sie kommen zu spät. Sie stirbt mit 62 Jahren an Leberzirrhose und Tuberkulose.
(Text von 2006)
Verfasserin: Anna Eunike Röhrig
Literatur & Quellen
Engelmeier, Peter W. 1992. Das große Album der Kinostars. Augsburg. Weltbild.
Klöckner-Draga, Uwe. 1999. „Wirf weg, damit du nicht verlierst…“: Lilian Harvey, Biographie eines Filmstars. Berlin. Edition q.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.