(Marie-Juliette Olga Boulanger [eigentlicher Name])
geboren am 21. August 1893 in Paris
gestorben am 15. März 1918 in Paris
französische Komponistin
105. Todestag am 15. März 2023
130. Geburtstag am 21. August 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Trotz ihrer chronischen Krankheit (Bronchiopneumonie) erlangte die französische Komponistin Lili Boulanger bereits zu Lebzeiten großen künstlerischen Erfolg. Als zweite Tochter einer sprachlich und musisch begabten Russin und eines komponierenden Gesanglehrers wuchs sie mit ihrer Schwester Nadia in musikalischer Umgebung auf. (Ihre Schwester Nadia wurde eine der bekanntesten Lehrerinnen unseres Jahrhunderts für Musiktheorie). Schon frühzeitig erhielt Lili Privatunterricht in Orgel, Klavier, Violoncello und Harfe sowie in Harmonielehre.
Die Neunzehnjährige gewann als erste Frau für die Kantate »Faust et Helene« den Grand Prix de Rome in Komposition, der ihr öffentliche Beachtung sowie Aufenthalte in der berühmten Villa Medici in Rom einbrachte.
Zu Lilis Werkschaffen, das in den Lebensjahren von 1911 bis zu ihrem frühen Tod 1918 mehr als 50 Werke umspannt, gehören zahlreiche Werke für Soli, Chor und Orchester, zwei symphonische Dichtungen, ein »Pie Jesu«, Lieder, Klavier-, Violin- und Flötenstücke. Die Oper »La Princesse Madeleine« blieb unvollendet.
Erst seit einem guten Jahrzehnt wird ihr Werk vorurteilslos betrachtet und in eine Reihe mit denen von Gabriel Faure und Claude Debussy gestellt. Dennoch sind Aufführungen ihrer Musik ebenso rar wie Schallaufzeichnungen. Umso eindrucksvoller, wenn es mal zu Aufführungen kommt, wie im Februar 1987 in Kassel. Anlässlich eines Komponistinnen-Festivals wurde ihre Vertonung des 130. Psalms aufgeführt. Das Werk bestach durch seine Verbindung von homophonen und kontrapunktischen Mitteln sowie die raffinierte Instrumentation; es erhielt einen zusätzlichen Reiz dadurch, dass es von einem Frauenorchester aufgeführt wurde.
Zu Lili Boulangers bewegendsten Werken zählt ihre »Vieille Priere Bouddhi-que« für Tenorsolo, Chor und Orchester. Sie benutzte einen alten buddhistischen Text, den sie als Siebenjährige von einer Freundin geschenkt bekam. Diese Meditation über universale Liebe entsprach ihrer intensiven Beschäftigung mit Werten wie Frieden und Glück, und sie vertonte es kurz vor ihrem Tod. Die letzte Strophe des Textes, der sie ihr Leben lang begleitete, lautet:
»Mögen alle Frauen, mögen alle Männer, Arier und Nicht-Arier, alle Götter und alle Menschen, und alle, die gestorben sind, ohne Feind, ohne Hindernis, den Schmerz überwinden und glücklich sein, und sich in Freiheit bewegen können, jeder nach seiner Art.«
(Text von 1987)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Ihr Werk ist durch eine tiefe Religiosität gekennzeichnet, die wahrscheinlich durch die Erkenntnis eines durch ihre Krankheit verkürzten Lebensweges getragen ist. Wenigstens 15 der 64 unten aufgelisteten Werke sind religiös geprägt. Weitere Werke vermitteln bereits im Titel eine eher pessimistische Grundstimmung. Ihre Tonsprache pendelt zwischen traditionell und avantgardistisch, in den Werken mit Orchester ist sie zuweilen auch kraftvoll, in einer Linie mit Zeitgenossen wie Igor Strawinsky, und war wegweisend für Komponisten wie Olivier Messiaen und Arthur Honegger.
(Damien Sagrillo, siehe MUGI-Eintrag zu Lili Boulanger)
Links
Sagrillo, Damien: Lili Boulanger. Umfangreichste (dt.) Seite zu Lili Boulanger – Biografie, Würdigung, Rezeption, Werkverzeichnis, Quellen, Forschung, Forschungsbedarf. MUGI – Musik und Gender im Internet.
Online verfügbar unter http://mugi.hfmt-hamburg.de/A_lexartikel/lexartikel.php?id=Boul1893, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Weiermüller-Backes, Isolde; Hanstein, Johannes: Lili Boulanger (1893-1918). Persönliche Daten, Ausführlicher Lebenslauf, Bildergalerie, Werkverzeichnis, Kaufempfehlungen. www.klassika.info.
Online verfügbar unter http://www.klassika.info/Komponisten/Boulanger/, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
The Lili Boulanger Memorial Fund - University of Massachusetts Boston.
Online verfügbar unter http://www.umb.edu/lili_boulanger, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Centre International Nadia and Lili Boulanger.
Online verfügbar unter http://www.cnlb.fr/en/, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Deutsches Musikinformationszentrum (MIZ): International Voice-Piano Competition ›Nadia et Lili Boulanger‹.
Online verfügbar unter http://www.miz.org/details_28380_112.html, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Find A Grave Memorial: Lili Boulanger (1893 - 1918).
Online verfügbar unter http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=13917598, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
ScorSer: Boulanger Lili. Noten zum Download.
Online verfügbar unter http://de.scorser.com/S/Noten/Boulanger+Lili/-1/1.html, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Sheet Music Plus: Lili Boulanger sheet music. Umfangreichste Auswahl an (erhältlichen) Boulanger-Noten.
Online verfügbar unter http://www.sheetmusicplus.com/search?q=Lili+Boulanger#, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Literatur & Quellen
Noten (Auswahl)
Boulanger, Lili (c 1990): Trois morceaux pour piano. Herausgegeben von Junko Inoue. Mainz. Schott Music. (Zen-On piano library) ISBN 4-11-160380-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Emonts, Fritz und Mohrs, Rainer (Hg.) (2008): Schott's 20th century piano classics. 54 piano pieces from Janáček to Chick Corea. Darin: Lili Boulanger – D' un vieux jardin. Mainz, New York. Schott Music. ISBN 978-3-7957-5738-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Goell, Elisabeth (Hg.) (c 2010): Weihnachtslieder von Komponistinnen. Band 3 für Singstimme und Klavier. Komponistinnen aus Amerika, Deutschland, England, Frankreich, Niederlande. Darin: Lili Boulanger – Vous m’avez regardé ; Au pied de mon lit. Kassel. Furore. (7850) (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Heller, Barbara und Weinzierl, Elisabeth (Hg.): Flötenmusik von Komponistinnen. 13 Stücke für Flöte und Klavier. Darin: Lili Boulanger – Nocturne für Flöte und Klavier (1911). Mainz. Schott Music. (Frauen komponieren) ISBN 978-3-7957-9789-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Rieger, Eva und Walter, Käte (Hg.) (2011): Klaviermusik von Komponistinnen. 24 Klavierstücke des 18.-20. Jahrhunderts. Darin: Lili Boulanger – D' un vieux jardin. Mainz. Schott Music. (Frauen komponieren) (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Quellen
Rosenstiel, Léonie (1978): The life and works of Lili Boulanger. Rutherford. Assoc. Univ. Press; Fairleigh Dickinson Univ. Press. ISBN 0-8386-1796-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weissweiler, Eva (1981): Komponistinnen aus 500 Jahren. Eine Kultur- und Wirkungsgeschichte in Biographien und Werkbeispielen. Orig.-Ausg. Frankfurt am Main. Fischer. (Fischer-Taschenbücher, 3714) ISBN 3-596-23714-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Härtel, Susanne (2004): »Ich werde niemand zu Füßen liegen«. Acht Künstlerinnen und ihre Lebensgeschichte. Weinheim. Beltz & Gelberg. (Beltz-&-Gelberg-Taschenbuch, 914) ISBN 3-407-78914-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Mosler, Kathrin (1993): Lili-Boulanger-Tage 1993, Bremen. Zum 100. Geburtstag der Komponistin ; Konzerte und Veranstaltungen. Bremen. Zeichen + Spuren. ISBN 3-924588-24-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Potter, Caroline (2006): Nadia and Lili Boulanger. Aldershot. Ashgate. ISBN 0-7546-0472-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Rosenstiel, Léonie (1995): Lili Boulanger. Leben und Werk. (=The life and works of Lili Boulanger) Herausgegeben und mit einem Nachwort von Kathrin Mosler. Aus dem Englischen von Sabine Gabriel und Rolf Wolle. Bremen. Zeichen + Spuren. ISBN 3-924588-22-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sonntag, Brunhilde und Matthei, Renate (Hg.) (1989): Annäherung V – an sieben Komponistinnen : mit Berichten, Interviews und Selbstdarstellungen. Gracyna Bacewicz, Lili Boulanger, Annette von Droste-Hülshoff, Lucija Garuta, Moya Henderson, Tera de Marez Oyens, Clara Wieck-Schumann. Kassel. Furore. (Furore-Edition, 843) ISBN 3-9801326-9-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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