Biographien Lida Gustava Heymann
(Lida Heymann; Lida G. Heymann; Adele Schlösser [Pseudonym])
geboren am 15. März 1868 in Hamburg
gestorben am 31. Juli 1943 in Zürich
deutsche Frauenrechtlerin
80. Todestag am 31. Juli 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
»Besitz und Vermögen hatte man uns stehlen können, nicht aber geleistete Arbeit im Kampf um Freiheit, Recht und Frieden«, schrieb Lida Gustava Heymann in ihren 1941 im Züricher Exil verfassten Memoiren. Als erklärte und engagierte Gegnerin des Naziregimes und überzeugte Pazifistin entzog sie sich dem politischen Terror, indem sie 1933 gemeinsam mit Anita Augspurg von einer Auslandsreise nicht mehr nach Deutschland zurückkehrte.
Mit Augspurg verband sie eine 40 Jahre dauernde Arbeits- und Lebensgemeinschaft. Die beiden waren die prominentesten Vertreterinnen des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung, der kompromisslos das Wahlrecht für Frauen forderte.
Lida G. Heymann nutzte ihr ansehnliches Erbe für soziale Arbeit, mit der sie Frauen helfen wollte, sich von männlicher Herrschaft zu befreien. Nach heutigem Verständnis richtete sie eine Art feministisches Frauenzentrum ein. Es bot einen billigen Mittagstisch für berufstätige Frauen und Veranstaltungen an; es gab Kinderhorte und eine Beratungsstelle. Sie gründete ein koedukatives Reformgymnasium für Mädchen und Jungen und Berufsvertretungen für weibliche kaufmännische Angestellte und für junge Bühnenkünstlerinnen.
Aufsehen erregte ihre Auseinandersetzung mit der Hamburger Sittenpolizei: Sie protestierte gegen die entwürdigende Behandlung der Prostituierten und verlangte die Abschaffung der staatlichen Reglementierung der Prostitution, was ihr die Bezeichnung »verrücktes Frauenzimmer« eintrug.
Lida G. Heymann war Mitbegründern des Vereins für Frauenstimmrecht und gab gemeinsam mit Anita Augspurg von 1919 bis 1933 die Zeitschrift Die Frau im Staat heraus. Wie die autonome Frauenbewegung heute hielten beide eine skeptische Distanz zu den etablierten, von Männern dominierten Parteien. Ihren Optimismus, dass gleiche politische Rechte den Frauen auch eine gleichberechtigte Stellung einräumen würden, teilen wir heute nicht mehr.
(Text von 1992)
Verfasserin: Hiltrud Schroeder
Zitate
Dr. Alice Hamilton had recounted that in their favourite sport of country bicycling, Lida Gustava Heymann had declared that if they had to choose between running over a man or a dog, they wouldn't hesitate to run over the man. Emily Balch said: “I try to be as candid as I can in this complicated world, but when Lida Gustava Heymann got up and said she was going to be »aufrichtig« it was devastating.
(Randall, Mercedes M. 1964. Improper Bostonian: Emily Greene Balch, Nobel Peace Laureate, 1946. New York. Twayne. S 441f)
Ein Europa mit Frauenwahlrecht wäre keinem Weltkrieg zum Opfer gefallen.
(Lida Gustava Heymann, gefunden hier)
Schon als ganz junger Mensch […] empörte mich die Selbstüberschätzung und eitle Überheblichkeit der Männer. Ihre galante ebenso wie mißachtende Art, Frauen - besonders ihren Ehefrauen - zu begegnen, beide widerten mich an. Erwachsen, meiner selbst bewußt, schwor ich, mir meine persönliche Freiheit niemals durch Männer beeinträchtigen zu lassen, d.h. soweit das eben unter den gegebenen Umständen im Männerstaat möglich ist. Den Schwur habe ich gehalten, konnte es ohne große Schwierigkeiten, weil ich nach dem Tode meines Vaters wirtschaftlich völlig unabhängig war.
(Lida Gustava Heymann, gefunden hier)
Links
Deutsche Digitale Bibliothek: Lida Gustava Heymann.
Online verfügbar unter https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/118704524, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
FrauenMediaTurm: Lida Gustava Heymann. Biografie (lange Textfassung mit Fotos und tabellarisch), Auswahlbibliografie.
Online verfügbar unter https://frauenmediaturm.de/historische-frauenbewegung/lida-gustava-heymann-1868-1943/, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Heymann, Lida Gustava. Veröffentlichungen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118704524, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
LeMo: Biographie: Lida Gustava Heymann, 1868-1943.
Online verfügbar unter http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HeymannLida/, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Ley-Schalles, Anne: Geschichte der Deutschen Sektion der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit.
Online verfügbar unter http://www.wilpf.de/die-liga/geschichte/, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Wikipedia: Lida Gustava Heymann.
Online verfügbar unter http://de.wikipedia.org/wiki/Lida_Gustava_Heymann, zuletzt geprüft am 10.03.2023.
Literatur & Quellen
Werke
Heymann, Lida Gustava (1904): Aufklärung über das sexuelle Leben und hygienische Ratschläge für die heranwachsende Jugend. Vortrag gehalten am 22. März 1901 und am 1. April (1901). München. (Suchen bei Bibliothek des Ärztlichen Vereins, Hamburg)
Heymann, Lida Gustava; Lüders, Else (1906): Die Wohnungsfrage. Thesen, Arbeitsplan für Frauenvereine und Literaturverzeichnis. Berlin. Leowenthal. (Suchen bei WorldCat)
Heymann, Lida Gustava (1907): Frauenstimmrecht, eine Forderung der Gerechtigkeit! (München. (Kgl. Hofbuchdruckerei Kastner & Callwey). (Suchen bei WorldCat)
Heymann, Lida Gustava (1910): Das kommunale Wahlrecht der Frauen im Deutschen Reiche. München. Kastner & Callway. (Suchen bei WorldCat)
Heymann, Lida Gustava (1910): Das Wahlrecht der Frauen zu den Handelskammern in den deutschen Bundesstaaten. Gautzsch bei Leipzig. Felix Dietrich. (Suchen bei WorldCat)
Heymann, Lida Gustava (1911): Wird die Mitarbeit der Frauen in den politischen Männerparteien das Frauenstimmrecht fördern? Gautzsch bei Leipzig. Dietrich (Kultur und Fortschritt, 392). (Suchen bei WorldCat)
Heymann, Lida Gustava (1917): Verzeichnis der in Deutschland erscheinenden Frauenzeitschriften und der außerhalb des Bundes Deutscher Frauenvereine organisierten Frauenvereine nebst einem Anhang: Internationale Frauenzeitschriften und Frauenorganisationen. München. Heindl. (Suchen bei WorldCat)
Heymann, Lida Gustava (1919): Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig. Verl. Naturwiss. (Nach dem Weltkrieg, 9). (Suchen bei WorldCat)
Heymann, Lida Gustava; Augspurg, Anita (1972): Erlebtes – Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850 – 1940. Herausgegeben von Margrit Twellmann. Frankfurt am Main. Helmer, 1992 (Edition Klassikerinnen). ISBN 3-927164-43-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Quellen
Dünnebier, Anna; Scheu, Ursula (2002): Die Rebellion ist eine Frau. Anita Augspurg und Lida G. Heymann. Das schillerndste Paar der Frauenbewegung. Kreuzlingen. Hugendubel (Sphinx). ISBN 3-7205-2294-6. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Feministische Studien 1/1984: Die Radikalen in der alten Frauenbewegung.
Henke, Christiane (2000): Anita Augspurg. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag (Rowohlts Monographien, 50423). ISBN 3-499-50423-5. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Heymann, Lida Gustava; Augspurg, Anita (1972): Erlebtes – Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850 – 1940. Herausgegeben von Margrit Twellmann. Frankfurt am Main. Helmer, 1992 (Edition Klassikerinnen). ISBN 3-927164-43-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Kinnebrock, Susanne (2005): Anita Augspurg (1857 - 1943). Feministin und Pazifistin zwischen Journalismus und Politik. Eine kommunikationshistorische Biographie. Herbolzheim. Centaurus (Frauen in Geschichte und Gesellschaft, 39). ISBN 3-8255-0393-3. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Pusch, Luise F. und Horsley, Joey (Hg.) (2005): Berühmte Frauenpaare. Darin: »Übermächtig war das Gefühl, daß wir vereint sein müssen.« Anita Ausgspurg (1857 – 1943) und Lida Gustava Heymann (1868 – 1943) von Hiltrud Schroeder. Frankfurt am Main. Suhrkamp (Suhrkamp-Taschenbuch, 3404). ISBN 3-518-39904-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Weiterführende Literatur
Frederiksen, Elke (Hg.) (1981): Die Frauenfrage in Deutschland. 1865 – 1915. Texte und Dokumente. Stuttgart. Reclam, 1994 (Universal-Bibliothek, 7737). ISBN 3-15-007737-0. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Gerhard, Ute (1992): Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt (Rororo Sachbuch, 8377). ISBN 3-499-18377-3. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Hildebrandt, Irma (2003): Immer gegen den Wind. 18 Hamburger Frauenporträts. Darin: Lida Gustava Heymann. Kreuzlingen, München. Hugendubel. ISBN 3-7205-2466-3. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Himmelsbach, Christiane (1996): »Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft!«. Lida Gustava Heymann – eine Kämpferin für die Frauenrechte. Oldenburg. Bis Bibliotheks- und Informationssystem der Universität. ISBN 3-8142-0568-5. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Meister, Monika (1986): Der »Kampf war ein herrlicher!«. Die Frauenrechtlerin Lida Gustava Heymann. München. Bayerischer Rundfunk. (Suchen bei WorldCat)
Volkov, Shulamit und Stern, Frank (Hg.) (1992): Neuere Frauengeschichte. Darin: Feminism and pacifism. The case of Anita Augspurg and Lida Gustava Heymann von Amira Gelblum, S. 207-225. Gerlingen. Bleicher (Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 21). ISBN 3-88350-495-5. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Bildquellen
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