Biographien Lady Gaga - Stefani Germanotta
Wikimedia Commons
(Stefani Joanne Angelina Germanotta)
geboren am 28. März 1986 in New York City, New York
US-amerikanische Popsängerin, Songschreiberin, Schauspielerin
35. Geburtstag am 28. März 2021
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Biografie
Wenn eine sich vornimmt, die neue Madonna zu werden, dann kann es nicht schaden, über eine ähnliche Biographie und ein paar vergleichbare Pop-Strategien zu verfügen. Stefani Germanotta, allseits bekannt als Lady Gaga, ist ebenso wie die „Queen of Pop“ ein italo-katholisches Mädchen, das ausbricht, um sich in Downtown New York durchzusetzen und das schon früh davon träumt, ein Weltstar zu werden. Auch sie genießt das Verwirrspiel mit Geschlechteridentitäten, bedient sich bei der Schwulenkultur, inszeniert Pop-Musik als Zitat auf Pop und die Welt - und sie hat, seitdem ihr 2008 mit dem Debutalbum The Fame der internationale Durchbruch gelang, sogar weitaus mehr äußere Verwandlungen durchgemacht als ihr Vorbild Madonna. Lady Gaga, das war von Anfang an: Kostümball mit Attitude.
Mutig-geschmacklos kleidete sich Stefani allerdings schon, als sie noch nicht berühmt war. Ihre Freunde von früher erzählen, dass sie liebend gern zu jeder Tageszeit im Bikini oder sogar Tanga durch New Yorks hippe Lower East Side flanierte. Sie schaffte es, selbst noch in diesem Auffangbecken der Freaks und Hipster aufzufallen - und das war durchaus ein Kontrastprogramm zu der katholischen Eliteschule, in der die selbstbewusste, junge Dame zuvor einen sehr guten Abschluss gemacht hatte. Schon in der Schule spielte Stefani am liebsten in Theateraufführungen und Musicals mit.
Ihre Stimme soll immer hervorgestochen haben. Schon damals haben die Eltern, die beide in der Telekommunikationsbranche tätig sind, für ihre Tochter die besten Leute engagiert. So hatte die junge Gaga denselben Gesangslehrer wie die berühmte Soul-Pop-Sängerin Christina Aguilera.
Gagas Vater Joe Germanotta gehört zu den Pionieren des Internets, und die Tochter wusste die sozialen Netzwerke besser zu nutzen als jeder andere Popstar. Ja, als Lady Gaga Ende der Nuller Jahre in die Popszene platzte, kam sie selbst wie eine mächtige Verkörperung des Internets daher: Sie war die Außenseiterin, die auf einmal alles beherrschte. War der Mensch auf der Welt, der die meisten Followers und Likes auf Facebook und Twitter hatte – und sich trotzdem noch als „unverstandene Alien“ zu inszenieren wusste. Aber nicht nur im Internet. Die Provokateurin war mit einem Schlag überall. Das Debut-Album wurde mit rund 15 Millionen verkaufter Tonträger ein weltweiter Erfolg, und sie begeisterte mit aufwendigen Live-Shows – die bei ihr „Monster Ball“ hießen.
Gaga im Fleischkleid, als fliegende Nonne, im Seifenblasenoutfit, als römischer Gladiator – keine Zeitung kam mehr ohne die Bilder der „komplett Übergeschnappten“ aus. Nur dass diese verrückte Lady sich mittlerweile von den größten Modedesignern der Welt ausstatten ließ.
Gagas größenwahnsinnige Selbstinszenierung war im Kern aber nur die Flucht-nach-vorn-Strategie eines durchschnittlich aussehenden Mädchens. Der Produzent und Entdecker Rob Fusari sowie etliche Leute bei ihren Plattenfirmen Def Jam und Interscope hatten immer wieder daran gezweifelt, ob sie hübsch genug fürs Popgeschäft sei. Sie rieten ihr dringend davon ab, einfach nur das „Mädchen am Klavier à la Norah Jones“ zu sein. Um von ihrem unvorteilhaften Äußeren abzulenken, beschloss man, das Drumherum stärker zu machen - und das gelang besser mit Disco-Pop als mit Songwriter-Rock.
Stefani schluckte diese böse sexistische Kröte und rächte sich an den spießig-normativen Vorstellungen der Musikmanager, indem sie einfach alle musikinteressierten Außenseiter dazu aufrief, sie zu mögen. In ihren überdimensionierten Outfits und Songs machte sie klar: ich muss nicht das hübsche Mädchen mit den großen Rehaugen sein, weil ich nämlich alle Frauen und Männer der Welt, alle Menschen und Fabelwesen, Krieger und Heiligen, alle Pflanzen und Seifenblasen aller Zeiten sein kann – in allen nur erdenklichen Farben und Formen, versteht sich.
Und das gilt auch für die musikalische Stilvielfalt. Weil sie ja eigentlich gar keine Discomusik machen wollte, gelang es der sechsfachen Grammy-Gewinnerin, ihren Euro-Dance-Trash auch für andere Genres zu öffnen. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass es auch noch eine andere Gaga gibt: eine begabte Musikerin, der Äußerlichkeiten, Diäthalten z.B., schnuppe sind. Die mit der Jazz-Legende Tony Bennett das Jazz-Album Cheek to Cheek (2014) aufgenommen hat. Die als Kind Klavierspielen lernte und Songs für andere Bands geschrieben hat. Ja, ursprünglich war diese Queen of Pop des 21. Jahrhunderts sogar mal angetreten, Rockmusik zu machen. Und so kommt es, dass sie, die Außenseiterin, die Formel gefunden hat, um „Popsongs zu schreiben, die auch ein Kerl, ein Metalfan, mögen könnte.“
Und apropos Kerle: Paparazzi, einer ihrer größten Hits, handelt von der Angst eines ehrgeizigen Mädchens, dass der Freund davonläuft, wenn sie zu viel Zeit in die Karriere steckt.
Aber auch für dieses Problem hat Lady Gaga jetzt eine Lösung gefunden, wenn auch eine für ihre Verhältnisse recht konventionelle: 2015 gab sie ihrem Freund, dem US-amerikanischen Schauspieler Taylor Kinney, das Ja-Wort.
Merke: auch böse Kinder müssen manchmal „Ja“ sagen.
(Text von 2015)
Verfasserin: Kerstin Grether/Sandra Grether
Zitate
We don`t care what people say/ We know the truth.
(„Bad Kids“-Songtext von Lady Gaga)
Links
Lady Gaga. Five Foot Two. Netflix Dokumentation. Deutscher Trailer.
Lady Gaga. Offizielle Website.
Lady Gaga Germany. Facebook.
Lady Gaga. Wikipedia.de.
Lady Gaga. Wikipedia.en.
Lady Gaga schreibt Merkel. In: Emma. 09.03.2015.
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Wir kämpfen um unser Leben. Lady Gaga über Frauen. In: Spiegel Online. 15.11.2016.
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Literatur & Quellen
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(Letzte Linkprüfung am 09.10.2019)
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