geboren am 9. März 1947 in Christchurch, Neuseeland/Aotearoa
gestorben am 27. Dezember 2021 in Waimate, South Canterbury, Neuseeland/Aotearoa.
neuseeländische Schriftstellerin
75. Geburtstag am 9. März 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Mit 18 Jahren hatte Keri Hulme einen Traum über einen merkwürdigen stummen Jungen, den sie in einer Kurzgeschichte mit dem Titel „Simon Peter´s Shell“ verarbeitete. Fünfzehn Jahre später wurde aus dieser Geschichte der Roman the bone people (deutsch: Unter dem Tagmond), der seine Veröffentlichung einem kleinen neuseeländischen Frauenverlagskollektiv namens Spiral Collective verdankt. Von diversen anderen Verlagen war er vorher abgelehnt worden. Der Roman erhielt nicht nur den New Zeeland Book Award, den Mobil Pegasus Prize, sondern auch 1985 den renommierten Booker Prize und setzte sich damit gegen Romane von u. a. Doris Lessing, Iris Murdoch und Peter Carey durch.
Erst nachdem sie den Booker Prize gewonnen hatte, war Hulme in der Lage, ihren Traum, sich ganz dem Schreiben widmen zu können, zu verwirklichen.
Bereits als Kind hatte Hulme angefangen zu schreiben. Sie las viel und schrieb zu ihrem eigenen Vergnügen Geschichten wie z. B. die von Enid Blyton so um, wie sie ihrer Meinung nach hätten geschrieben werden sollen. Mit zwölf fing sie an, Gedichte zu schreiben, und während der Schulzeit gewann sie bereits Preise für Essays. Trotzdem hat sie zu dieser Zeit nie daran gedacht, professionelle Autorin zu werden, einfach weil ihr nicht bewusst war, dass es so etwas wie Neuseeländische Literatur überhaupt gab. Katherine Mansfield kannte sie zwar, aber die war für sie eine Fremde, eine, die nicht in Neuseeland verwurzelt war und so früh wie möglich nach England floh. Erst als Hulme entdeckte, dass sie mit Schreiben Geld verdienen konnte, hörte sie mit ihren Gelegenheitsjobs auf - meistens pflückte sie Tabak -, mit denen sie sich bis dahin über Wasser gehalten hatte. Erst danach konnte sie ihren Roman vollenden.
Hulme war eine Einzelgängerin und verbrachte nur eine begrenzte Zeit im Jahr mit Familie und FreundInnen. Sie lebte in einem achteckigen Haus, das sie selbst gebaut hatte, in Ōkārito an der Westküste der Südinsel. Als Nachtmensch begann sie selten vor zehn Uhr abends zu schreiben und konnte dabei durchaus den Rest der Welt vergessen. Sie sah sich als Feministin, da sie als Frau geboren sei, auch wenn sie nie einer Gruppe angehört hat. Für sie war es ein Glück, dass ihr nie traditionelle Erwartungen aufgedrängt worden waren. Sie lebte keinerlei partnerschaftliche Beziehungen und bezeichnete sich selber als „neuter“, Neutrum. Erst durch die Frauenbewegung und deren Veröffentlichungen hatte sie entdeckt, wie viele Autorinnen ihr schon vorangegangen waren. In deren Tradition sah sie ihr Schreiben dann auch.
Ihre Wurzeln hatte Hulme auch in der Maori-Kultur, durch die sie Dinge anders sehen und erfahren konnte, was sich wiederum auch auf ihr Schreiben auswirkte. Wiederkehrende Themen in ihren Werken sind Menschen, die mit sich selber hadern, mit irgendwelchen Problemen konfrontiert sind, sowie unangepasste Menschen, die sich nicht an Normen halten, Menschen am Rande des Zusammenlebens, AußenseiterInnen, ExzentrikerInnen. Sie interessierte sich für das Außergewöhnliche, aber auch für normale Menschen in besonderen Situationen. Ein anderer Schwerpunkt beim Schreiben war für sie das Feiern der guten Dinge im Leben, wozu für sie Fischen, Trinken, Kochen, Essen und Glücksspiele gehörten. Schreiben war für sie nicht nur ein kreativer Akt, sondern auch eine Art Spiel.
Ihre Befürchtung, dass sie nicht viel länger als 42 Jahre leben würde, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Keri Hulme starb im Alter von 74 Jahren am 27. Dezember 2021 in Waimate, South Canterbury, Neuseeland/Aotearoa.
Verfasserin: Doris Hermanns
Zitate
Ich denke, dass Frauen Dinge anders sehen müssen als Männer und eine andere Perspektive haben, genau wie Maori und Pakeha aus unterschiedlichen Perspektiven schreiben, weil alles, was AutorInnen schreiben, von der eigenen Perspektive und dem eigenen Hintergrund geprägt ist.
Es war mir nie bewusst, dass ich wunderbar unterstützt wurde von einem Erbe von Autorinnen, die wie Ahnenfiguren waren, zu denen ich aufsehen konnte.
Aber die Tatsache, dass ich Maori spreche, beeinflusst meinen Sprachgebrauch. Eine andere Sprache zu sprechen, ist wie ein zusätzliches Paar Augen und Ohren zu haben – und eine andere Art, die Welt zu sehen. Du hörst Dinge anders und du kannst Beziehungen buchstäblich auf verschiedene Weisen sehen.
Links
Literatur & Quellen
The Silences Between: Moeraki Conversations (Gedichte). Auckland University Press, 1982
the bone people (Roman). Spiral, 1983 (deutsch: Unter dem Tagmond)
Lost Possessions (Gedichte). Victoria University Press, 1985
Te Kaihau/The Windeater (Kurzgeschichten). Victoria University Press, 1986 (deutsch: Der Windesser Te Kaihau)
Te Whenua, Te Iwi/The Land and the People. 1987
Zusammen mit Robin Morrison: Homeplaces: Three Coasts of the South Island of New Zealand. Hodder and Stoughton, 1989.
Strands (Gedichte). 1992
Zusammen mit Julia Brooke-White & Hokitika Craft Gallery Cooperative Society: Hokitika Handmade. Hokitika, 1999.
Bait. Viking, 1999
Stonefish (Kurzgeschichten). Huia Publishers, 2004
Information über Keri Hulme:
Kedgley, Sue: Our Own Country. Leading New Zealand Women Writers Talk About Their Writing and Their Lives. Auckland, Penguin, 1989
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