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(Marietou Mbaye Bileoma)
geboren 1947 in Ndoucoumane, Senegal
senegalesische Schriftstellerin
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ihr Künstlername, mit dem sie weltweit bekannt wurde, bedeutet „Keiner will sie“.
Als jüngstes Kind eines hochbetagten muslimischen Geistlichen („Marabout“) wuchs Marietou Mbaye Bileoma in einem polygamen Haushalt auf, den die Mutter verließ, als Marietou fünf Jahre alt war. Auch wenn sie später in ihrer Nähe lebte, hatte sie doch nie eine enge Beziehung zu ihrer Mutter. Sie besuchte die Dorfschule und später das Gymnasium in Thiès. Ihr Studium begann sie in Dakar und setzte es nach der Gewährung eines Stipendiums 1971 in Brüssel fort.
In ihrem Erfolgsbuch „Die Nacht des Baobab“ beschreibt Ken Bugul ihr Leben im kalten Europa, zu einer Zeit, als Afrikaner dort eher selten waren und sie überall auffiel. Bald verbrachte sie mehr Zeit auf Partys als im Hörsaal und prostituierte sich als exotisches Aushängeschild einer verlogenen Gesellschaft, die sich offen und kunstsinnig gab, zugleich aber im Drogenrausch dahindämmerte.
1973 war das Stipendium ausgelaufen, und Marietou kehrte ohne Studienabschluss nach Dakar zurück, bekam aber bald die Möglichkeit zu einer Ausbildung am Pariser „Institut National de l’Audiovisuel“. Dort lebte sie mit einem verheirateten Mann zusammen, der sie fünf Jahre lang physisch und psychisch quälte und an den Rand des Selbstmords trieb. Diese Erfahrung ist in „Cendres et braises“ (1994, nicht auf deutsch erschienen) verarbeitet.
Wieder zurück im Senegal, lebte sie über zwei Jahre lang als Obdachlose in Dakar, wo sie ihre Erinnerungen „auf den Knien“, wie sie sagte, aufschrieb.
Dann holte ihre Mutter sie nach Hause und sperrte sie als „Verrückte“ ein, bis ein „Serigne“, ein hoher muslimischer Würdenträger und Korangelehrter, zu Besuch kam, der sie im Gespräch von ihrer „Verrücktheit“ heilte. Dieses Motiv, - seelische Heilung durch Ansprechen - greift sie in „Riwan oder der Sandweg“ auf. Auch dieser Roman über einen senegalesischen Harem hat autobiografische Züge: zeitweise lebte Marietou als eine der zahlreichen Ehefrauen eines „Serigne“ in ihrem Heimatdorf.
Ihre Arbeit für eine internationale Organisation für Familienplanung führte sie nach Kenia, in die Republik Kongo, nach Togo und zuletzt nach Benin, wo sie als Vierzigjährige einen Arzt heiratete und eine Tochter bekam.
Seit 1993 lebt Ken Bugul als freie Schriftstellerin im Senegal, leitet Schreibateliers und geht auf Lese- und Vortragsreisen. Für „Riwan oder der Sandweg“ bekam sie 2000 den „Grand Prix littéraire de l’Afrique noire“. 2017 war sie sechs Monate lang „Writer in Residence“ in Zürich.
Rückblickend führt Ken Bugul ihre „Verrücktheit“ auf das traditionelle Sprechverbot für Mädchen zurück. In ihrer Jugend galt es als unschicklich, wenn ein Mädchen sprach, ohne gefragt zu sein, oder gar Texte schrieb, die Schulaufgaben überschritten. Die Herrschaft der männlichen und muslimischen Elite, die auch in die senegalesische Tagespolitik eingreift, verstärkt dieses Verbot, gegen das - so Ken Bugul - auch heute noch ständig angekämpft werden muss.
„Selbst wenn die Henne weiß, dass es Tag ist, muss der Hahn erst krähen.“
Verfasserin: Almut Seiler-Dietrich
Links
Interview mit Ken Bugul, NZZ, 16.8.2017
Literatur & Quellen
„Le baobab fou“ 1984, „Die Nacht des Baobab“, deutsche Übersetzung von Inge M. Artl, Nachwort von Al Imfeld, Unionsverlag 1986.
„Riwan ou le Chemin de Sable“ 1999, „Riwan oder der Sandweg“, deutsche Übersetzung von Jutta Himmelreich, Nachwort von Susanne Gehrmann, AfricAvenir International, 2016.
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