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geboren am 11. September 1853 in Baden bei Wien
gestorben am 17. April 1940 in Wien
österreichische Schauspielerin; Freundin von Kaiser Franz Joseph
170. Geburtstag am 11. September 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Die Schratt ist vielleicht die letzte Meisterin der alten Wiener Kunst des Plauschens, in der noch einmal alle guten Geister unserer gemütlichen Eleganz versammelt sind.
So Hermann Bahr 1904 über die Schauspielerin nach ihrem letzten Bühnenauftritt.
Von dieser Kunst des Plauschens wurde über drei Jahrzehnte lang vor allem Franz Joseph I., der letzte regierende Kaiser der k.u.k. Monarchie, erfreut. Die Beziehung zu der gefeierten Schauspielerin wurde von Kaiserin Elisabeth, der Gemahlin Franz Josephs, schon 1885 eingefädelt. Elisabeth wollte ungestört ihren eigenen Interessen nachgehen, vor allem aber dem düsteren, steifen Wiener Hofzeremoniell fernbleiben. Ruhelos reiste sie durch ganz Europa, und Franz Joseph sollte derweil nicht ungetröstet allein in Wien seinen Regierungsgeschäften nachgehen müssen.
Katharina Schratt vertrieb ihm auf kurzweiligste Art Sorgen, Langeweile und Einsamkeitsgefühle. Sie versorgte den Kaiser mit Tratsch aus den Wiener Salons und hielt ihn über Theaterintrigen auf dem laufenden. Sie besaß einen drolligen Humor, war komisch und schlagfertig – der Kaiser soll Tränen gelacht haben –, aber sie war auch taktvoll und warmherzig.
Auf den versprochenen Tratsch in Ihrem nächsten Brief bin ich schon sehr neugierig.
(Kaiser Franz Joseph an Katharina Schratt)
Das Verhältnis zwischen der Schratt und dem Kaiser wurde immer enger. Er besuchte sie täglich um halb sieben am Morgen in ihrer prunkvollen Hietzinger Villa und frühstückte mit ihr Kaffee und Guglhupf. Er schenkte ihr kostbare Juwelen, unterstützte ihren aufwendigen Lebensstil und bezahlte ihre astronomischen Spielschulden. Bis zu seinem Tod 1916 unterhielt und tröstete sie den Kaiser; er dankte es ihr mit einer glänzenden finanziellen Absicherung.
Katharina Schratt war aber nicht nur als Freundin des Kaisers bekannt. Sie war auch eine berühmte Schauspielerin.
Die besten Bühnen rissen sich um sie, Gastspiele führten sie nach Berlin (wo auch Fontane sich ihrem Liebreiz nicht verschließen konnte), Budapest, Petersburg, Riga, Triest, New York. Ihr Repertoire reichte von den Klassikern bis zu trivialen Komödien; besonders bejubelt wurde sie in volkstümlich-humorvollen Rollen.
Es wird vermutet, dass Katharina Schratt, nachdem ihr getrennt lebender Ehemann 1910 gestorben war – der Kaiser war schon seit 1898 Witwer –, mit Franz Joseph eine sogenannte „Gewissensehe“ einging. So legalisierte die katholische Kirche eine geheimgehaltene Verbindung. Katharina Schratt überlebte den Kaiser um 24 Jahre. Sie verbrachte diese Zeit mit täglichen Kirchgängen und leidenschaftlichem Puzzlespiel.
(Text von 1989)
Verfasserin: Sibylle Duda
Literatur & Quellen
Hamann, Brigitte. 1982. Elisabeth, Kaiserin wider Willen. Wien; München. Amalthea.
Haslip, Joan. 1982. The Emperor & the Actress: The Love Story of Emperor Franz Josef & Katharina Schratt. New York. Dial Press.
Markus, Georg. 1988. Katharina Schratt, die heimliche Frau des Kaisers. München; Berlin; Wien. Ullstein TB 20987.
Meine liebe, gute Freundin! - Die Briefe Kaiser Franz Josephs an Katharina Schratt aus dem Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek. Hg. und kommentiert von Brigitte Hamann. Wien 1992. Ueberreuter.
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