(Kate O'Flaherty Chopin)
geboren am 8. Februar 1850 in St. Louis, Missouri
gestorben am 22. August 1904 in St. Louis, Missouri
US-amerikanische Schriftstellerin
175. Geburtstag am 8. Februar 2025
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Kate Chopin (1851-1904) und Oscar Wilde (1856-1900) waren fast exakte ZeitgenossInnen, und ihre Karrieren weisen erstaunliche Parallelen auf. Beide wurden zunächst gefeiert und dann Opfer eines Skandals. Der Skandal brach in England und den Vereinigten Staaten fast gleichzeitig los: Ende des 19. Jahrhunderts – ein bigotteres Jahrhundert hat es wohl nicht gegeben; die Zeit war reif für einen Skandal. In beiden Fällen ging es um – angeblich morbide, vulgäre – Sexualität. Wilde hatte eine Sexualität gelebt, die verpönt und verboten war, Chopin hatte erstmals weibliche Sexualität literarisch ausgelotet, was für Frauen tabu war. Beide bezahlten ihren Wagemut mit gesellschaftlicher Ächtung, wenn nicht mit dem Leben. Beide sind heute Ikonen derjenigen Protestbewegungen, die um die Rechte kämpfen, die sie vorwegnahmen: Die Frauen- und die Schwulenbewegung.
Kate Chopin hat – nach dem Roman “At Fault” (1890) und zwei Bänden Erzählungen, die ihr große literarische Anerkennung brachten - nur noch einen Roman veröffentlichen können: “The Awakening” (1899) (dt.: Das Erwachen). Er gilt inzwischen als Klassiker der US–amerikanischen Literatur. Damals fand die Kritik den Roman pornographisch bis pervers und warf der Heldin, Edna Pelletier, Selbstsucht vor. Der Inhalt: Edna “führt ein Leben in Luxus. Aber sie fühlt sich eingeengt und verspürt ein vages Verlangen nach einem selbstbestimmteren Leben. Sie verlässt Mann und Kinder, ergründet ihre Emotionen, ihre Kreativität und ihre Sinnlichkeit. Sie hat, eher nebenbei, eine Affäre. Am Ende des Romans begeht sie Selbstmord.” (Keitel)
Kate Chopin wuchs als Kind reicher Eltern in St. Louis, Missouri, auf. Als sie 4 Jahre alt war, starb ihr Vater bei einem Eisenbahnunglück; Kates Mutter, Großmutter und Urgroßmutter zogen sie liebevoll auf. Mit 19 heiratete Kate den Kaufmann Oscar Chopin. Sie gebar fünf Söhne und eine Tochter, die sie Lélia nannte, nach dem Roman von George Sand.
Als 1883 ihr Mann an einem Sumpffieber gestorben war, musste sich Kate um sein Geschäft, etliche Baumwollplantagen und sechs Kinder kümmern. Sie verkaufte die Plantagen und zog zurück zu ihrer Mutter nach St. Louis. Dort ermunterte ihr Arzt sie zum Schreiben. Ab 1889 veröffentlichte sie Kurzgeschichten, die in den beiden Bänden “Bayou Folk” (1894) und “A Night in Acadie” (1897) versammelt wurden.
Nach dem Skandal, den “The Awakening” ausgelöst hatte, verfiel Chopin in Depressionen. Fünf Jahre später starb sie an einem Gehirnschlag.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Chopin verfasste die Geschichten in “A Night in Acadie” unter ziemlich ungünstigen Bedingungen. Sie schrieb nur ein- oder zweimal pro Woche und auch dann nur in ihrem Wohnzimmer inmitten der spielenden Kinder. Bei so wenig Zeit zum Schreiben betrachtete Chopin die meisten ihrer Geschichten nach dem ersten Entwurf als fertig und schickte sie ab.
(Contemporary Authors Online, The Gale Group, 1999)
Literatur & Quellen
Chopin, Kate. 2010 [1899]. Das Erwachen [The Awakening]. Aus dem Engl. von Barbara Becker. Nachw. von Barbara Vinken. [Neu bearb. von Karen Nölle und Christine Gräbe]. Gräfelfing. Ed. fünf.
Gilbert, Sandra M. & Susan Gubar. 1989. No Man's Land: The Place of the Woman Writer in the Twentieth Century. Vol II: Sexchanges. New Haven; London. Yale UP.
Keitel, Evelyne. 1999. “Kate Chopin (1850-1904): Der Wahnsinn des Literaturbetriebs”, in: Duda, Sibylle & Luise F. Pusch. Hg. 1999. WahnsinnsFrauen. Dritter Band. Frankfurt/M. suhrkamp TB 2493. S. 111-38.
Metzler Autorinnen Lexikon. Hg. Hechtfischer, Ute, Renate Hof, Inge Stephan & Flora Veit–Wild. 1998. Stuttgart; Weimar. Metzler. 1998.
Modern American Women Writers. Hg. Elaine Showalter, Lea Baechler & A. Walton Litz. New York 1991. Charles Scribner's Sons.
Seyersted, Per. 1969 / 1970. Kate Chopin: A Critical Biography. Oslo / Louisiana. Universitetsforlaget / Louisiana State UP.
Toth, Emily. 1990. Kate Chopin. New York.
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