geboren am 17. September 1883 in Breslau
gestorben am 19. Juli 1968 in Murnau
deutsche Kunsthandwerkerin
140. Geburtstag am 17. September 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
„Ich kaufe Euch keine Puppen. Ich finde sie scheußlich. Macht Euch selber welche.“ So beantwortete der Bildhauer Max Kruse Käthes Bitte, eine Puppe für die älteste Tochter zu besorgen. Er lebte damals in Berlin, während sie die kleinen Töchter auf dem Monte Verità, der lebensreformerischen Künstlerkolonie oberhalb von Ascona, versorgte; der Vater fand die Großstadt schrecklich für Kinder. Dass die Trennung schmerzlich für seine Frau war, zählte weniger. Seine apodiktischen Vorschriften, die Käthe stets liebevoll interpretierte, gaben ihr aber auch für damalige eheliche Verhältnisse ungewöhnlichen Freiraum zu selbständigem Handeln, und die Verweigerung des Kaufs wurde zur die Initialzündung für Käthes Puppenmanufaktur.
Ein sandgefülltes Handtuch mit Kartoffelkopf wurde für Tochter Maria zur geliebten Bambina und spornte die Mutter an zu einem neuen Versuch mit Gips und Sägespänen, welche jedoch bald aus “Oskars” Stoffkörper herausrieselten und den gerade mal anwesenden Max so störten, dass er mit den Worten “ich oder Oskar” dessen Beseitigung verlangte. Inzwischen begeisterte sich Käthe für die neue Aufgabe, und Ersatz für Oskar war bald zur Hand. Nun experimentierte sie mit wachsendem Erfolg: Auch FreundInnen wollten Puppen von ihr haben, und später erhielt sie die Einladung zur Teilnahme an der Ausstellung “Spielzeug aus eigener Hand”, durch die sie zu ihrer Verblüffung über Nacht berühmt wurde.
Als wegen wachsender Aufträge – sogar aus Amerika – die zwischenzeitlich bezogenen Wohnungen in Berlin sowie Potsdam ständig übersät waren von Materialien, zwischen denen mittlerweile sieben Kinder herumwuselten und Max zu viel kriegte, gründete Käthe in Bad Kösen ihre Puppenmanufaktur. Den Mitarbeiterinnen war sie eine auf höchste Produktionssorgfalt bedachte, aber auch fürsorgliche Chefin. Max leistete wertvolle Beiträge, indem er die Köpfe seiner Kinder modellierte, die Käthe als Vorlagen für ihre Puppenköpfe dienten. Als die Industrie versuchte, die Puppen zu kopieren, kämpfte Käthe um ihre Urheberrechte und gewann.
1937 nahm sie an der Pariser Weltausstellung teil. Im zweiten Weltkrieg stagnierten die Auslandsgeschäfte, und die Materialbeschaffung wurde zum Problem. Nach dem Krieg gründeten zwei von Käthes Söhnen neue Werkstätten in Westdeutschland; die Modellentwürfe und das Prinzip der Handfertigung wurden aber strikt beibehalten. Käthe zog sich aus Altersgründen aus dem Geschäft zurück, ihre Puppen sind aber noch heute begehrte und hoch bezahlte Sammlerstücke.
Verfasserin: Mechthild Winkler-Jordan
Zitate
Mimerle war glücklich und liebte ihre bambina abgöttisch. – Und ich sah gleich, was sie daran liebte, und warum: Es war so schön schwer! Sie hatte was zu schleppen.
(Käthe Kruse über ihre erste selbstgemachte Puppe)
Literatur & Quellen
Käthe Kruse. 1986.Ich und meine Puppen (von Sofie Rehbinder-Kruse überarb. Neuausg. d. Buches Käthe Kruse, das grosse Puppenspiel, 1951). Freiburg i.Br., Herder
Max Kruse. 2000. Die versunkene Zeit - Bilder einer Kindheit im Käthe Kruse Haus (1921-1933). BoD, Norderstedt.
Max Kruse. 2000. Die behütete Zeit - eine Jugend im Käthe Kruse Haus (1933-1945). BoD, Norderstedt.
Max Kruse. 1996. Die verwandelte Zeit - Der Wiederaufbau der Käthe Kruse Werkstätten in Bad Pyrmont (1945-1949). Wohlfarth, Duisburg.
Thomas Dahl. 2005. Käthe Kruse Puppen. Katalog und Preisführer. Wohlfarth, Duisburg.
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