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(Julia Prinsep Jackson Duckworth Stephen)
geboren am 7. Februar 1846 in Kalkutta
gestorben am 5. Mai 1895 in London
britische Schönheit, Modell der Präraffaeliten und der Fotografin J.M. Cameron, Mutter von Virginia Woolf und Vanessa Bell, Philanthropin
175. Geburtstag am 7. Februar 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Beautifully beautiful“ sei sie gewesen, sagte der Dichter Henry James, und auch Virginia Woolf schrieb später:
Die Schönheit meiner Mutter hat mich mit Stolz und Freude erfüllt, solange ich denken kann.
Für die präraffaelitischen Maler, denen sie in der Künstlerkolonie ihrer Tante begegnete, war sie die Verkörperung des viktorianischen Schönheitsideals und begehrtes Modell. Sie habe, „wie eine Prinzessin in einem Schauspiel, von ihrer überaus schönen Jugend an bis zu ihrer Heirat und Mutterschaft, in einem Traum gelebt.“
Ein Traum schien wahr zu werden, als Julia Jackson in Venedig den Rechtsanwalt Herbert Duckworth kennenlernte, sich Hals über Kopf in ihn verliebte und 19jährig heiratete. Aber als er drei Jahre später starb und sie mit drei Kindern zurückblieb, war sie nach eigenen Aussagen „so unglücklich wie es ein menschliches Wesen überhaupt nur sein kann“. Stundenlang, so hieß es, soll sie auf seinem Grab gelegen haben. Ihre Lebensfreude war düsterer Melancholie gewichen.
Sie begann, Kranke zu pflegen und sich um Angehörige Verstorbener zu kümmern. Konnte sie schon nicht glücklich sein, so wollte sie wenigstens nützlich sein. Als sie 1878 den 15 Jahre älteren, verwitweten Wissenschaftler Leslie Stephen heiratete, hatte sie „diese natürlichen Instinkte für Glück und Freude an einem großzügigen und genussreichen Leben“ längst zurückgedrängt und „presste nur noch die bittersten Früchte an ihre Lippen“.
Das Leben mit dem oft depressiven Leslie war nicht einfach. Zu den vier in die Ehe eingebrachten Kindern kamen rasch die gemeinsamen Kinder Vanessa, Thoby, Virginia und Adrian. Und der Haushalt, den Julia in dem gastfreundlichen Haus dominant und unermüdlich verwaltete, bestand schließlich aus acht Kindern und sieben Bediensteten.
Kann ich mich überhaupt erinnern, je mehr als ein paar Minuten mit ihr allein gewesen zu sein? Wenn ich unverhofft an sie denke, ist sie immer in einem Raum voller Menschen. Ich sehe sie immer in Gesellschaft, immer umringt, der Allgemeinheit gehörend,
erinnerte sich Virginia Woolf an ihre „sehr schlagfertige, sehr direkte, praktische und amüsante“ Mutter.
„Sie anzuschauen ist für mich, all das zu fühlen, was heilig genannt werden kann“, schrieb Leslie Stephen verklärend in seinen Erinnerungen. Aber die Sorge um den eigenen Haushalt, die Kinder, die aufopfernde Pflege für die Kranken, die Alten, die Sterbenden, die sie oft tagelang außer Haus hielt, all dies hatte sie schließlich so ausgelaugt, dass sie 49jährig an den Nachwirkungen einer Grippe starb.
(Text von 1994)
Verfasserin: Susanne Gretter
Zitate
Und dann sehe ich sie zum letzten Mal – sie lag im Sterben, ich kam, um sie zu küssen, und als ich aus dem Zimmer schlich, sagte sie: „Halte dich gerade, mein Zicklein.“
Virginia Woolf
Sie hatte nie einen Raum oder Zeit für sich,
Virginia Woolf über ihre Mutter in „Skizze der Vergangenheit“
Links
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Literatur & Quellen
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