(Julia Eileen Gillard)
geboren am 29. September 1961 in Barry, Wales, Großbritannien
britisch-australische Rechtsanwältin, ehemalige Politikerin der Australian Labor Party, erste australische Premierministerin
60. Geburtstag am 29. September 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sie war von Juni 2010 bis Juni 2013 Premierministerin von Australien, für drei Jahre und drei Tage. Sie war die erste unverheiratete Person auf diesem Posten und die erste Frau in Australien, die sowohl stellvertretende Ministerpräsidentin als auch Ministerpräsidentin und Parteivorsitzende einer großen Partei war.
Julia Gillard wurde in Barry, Wales (Großbritannien) geboren. Als sie zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Adelaide in Südaustralien. Ihr Vater war Pfleger in einer psychiatrischen Klinik, ihre Mutter arbeitete bei der Heilsarmee. Sie hat eine Schwester, die drei Jahre älter ist als sie. Acht Jahre nach ihrer Migration erhielt sie die australische Nationalität. Ihre doppelte Staatsbürgerschaft behielt sie bis zu ihrem Einzug ins australische Parlament 1998, als sie ihre britische abgab. Aufgewachsen in einer baptistischen Gemeinschaft, bezeichnet sie sich heute als Atheistin.
Gillard begann ihr Studium an der University of Adelaide und wechselte später an die University of Melbourne, wo sie sich bereits in der Studierendenvertretung politisch engagierte. 1986 machte sie ihren Bachelor of Laws, drei Jahre später den Bachelor of Arts. Anschließend arbeitete als Rechtsanwältin in einer Kanzlei in Melbourne, wo sie sich auf Arbeitsrecht spezialisierte; in dieser Anwaltskanzlei wurde sie 1990 Partnerin.
Als Stabschefin des Oppositionsführers John Brumby im Bundesstaat Victoria stieg Gillard 1996 in die Bundespolitik ein. Während dieser Zeit war sie u.a. für die Festlegung einer Frauenquote bei den KandidatInnen ihrer Partei verantwortlich. Ab 1998 war sie als Abgeordnete für die Australian Labor Party im Parlament vertreten, 2001 war sie im Schattenkabinett für Bevölkerungsfragen und Einwanderung zuständig, ab 2003 für Gesundheit. Als Kevin Rudd 2006 Oppositionsführer wurde, wurde Gillard als seine Stellvertreterin gewählt. Nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten wurde sie stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Bildung, Arbeit und sozialen Ausgleich.
Nachdem Rudd die Unterstützung seiner Partei mehr und mehr verlor und abzusehen war, dass er die anstehenden Wahlen nicht gewinnen würde, wurde Gillard im Juni 2010 zur Parteivorsitzenden der Australian Labor Party gewählt und wurde die 27. Prime Minister von Australien. Bei den nächsten Wahlen im August 2010 gab es erhebliche Verluste für ihre Partei, so dass sie nur mit der Unterstützung eines Grünen und dreier unabhängiger Kandidaten in der Lage war, eine Minderheitenregierung zu bilden.
In ihre Regierungszeit fallen vor allem zwei Großprojekte: der Aufbau eines Nationalen Breitbandnetzes (NBN) und die Einführung eines Emissionshandelssystems (ETS), womit sie ein ausdrückliches Wahlversprechen brach, was ihr herbe Kritik einbrachte. Schwerpunkte waren weiterhin Investitionen in Bildung und Ausbildung, gesundheits- und sozialpolitische Projekte sowie ein Werbeverbot für Tabakprodukte.
Zu den Projekten, die sie ins Leben gerufen hat, zählt die Royal Commission into Sexual Abuse, die bis heute dafür sorgt, dass sexueller Mißbrauch innerhalb der katholischen wie evangelischen Kirche sowie der Heilsarmee untersucht und öffentlich gemacht wird. Außerdem führte sie das National Disability Insurance Scheme ein, das Menschen mit Behinderungen, ihren Familien und PflergerInnen die Unterstützung bieten soll, die sie benötigen, um ein normales Leben zu führen.
Aufgrund von parteiinternen Streitigkeiten kam es im Juni 2013 zu einer erneuten Wahl zwischen Kevin Rudd und Julia Gillard, die diese verlor. Wie sie bereits vorher angekündigt hatte, zog sie sich daraufhin aus der Politik zurück.
Während ihrer gesamten Amtszeit im Parlament sah Gillard sich einem extremen Sexismus und Frauenhass von Seiten der liberalkonservativen Opposition unter der Führung von Tony Abbott ausgesetzt. Mit einer heute als „Misogyny Speech“ weltbekannten leidenschaftlichen Rede wehrte sie sich in einer Parlamentssitzung im Oktober 2012 gegen den Sexismus, den sie dort tagtäglich erlebte: “I will not be lectured about sexism and misogyny by this man. I will not. And the Government will not be lectured about sexism and misogyny by this man. Not now, not ever.” Und sie kam zu dem Schluss: „Sexism should always be unacceptable.”
Ihre Zeit im Parlament verarbeitete Gillard in ihren politischen Memoiren My Story, die im September 2014 erschienen. Seither ist Bildung ihr Arbeitsschwerpunkt. Sie ist der Universität von Adelaide und der Aberystwyth University in Wales verbunden sowie dem Center for Universal Education der Brookings Institution. Seit 2014 ist sie Vorsitzende des GPE (Global Partnership for Education), einer Organisation, die sich in armen Ländern dafür einsetzt, dass alle Kinder eine gute Schulausbildung erhalten.
(Text von 2016)
Zitate:
Verfasserin: Doris Hermanns
Zitate
„The taste of politics is always bittersweet because the best and the worst of things are often inextricably woven together. I have endeavoured to convey the complexity of the flavour. But for me, even in the most difficult of times, the sweet – the ability to do the things I so passionately believed would make our nation stronger and fairer – was always the most intense.”
“Now, having left political life, having faced its stresses, used its opportunities to make change, I am not hunted by regrets or doubts. Emotions do continue to be mixed. I live many days still knowing the taste of bittersweet.”
Aus: Julia Gillard: My Story
“Gillard is being persecuted both because she is a woman and in ways that would be impossible to apply to a man.” Anne Summers (2012)
Links
Offizielle Website von Julia Gillard: http://juliagillard.com.au/
Parlamentsseite: http://www.aph.gov.au/Senators_and_Members/Parliamentarian?MPID=83L
The Misogyny Speech: https://www.youtube.com/watch?v=SOPsxpMzYw4
Der Text der Rede: http://juliagillard.com.au/articles/the-misogyny-speech/
Literatur & Quellen
Julia Gillard: My Story. Sydney, Random House, 2014
Kerry-Anne Walsh: The Stalking of Julia Gillard: How the media and Team Rudd brought down the Prime Minister. Crows Nest, Allen & Unwin, 2013
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