(Julia Constanze Burgos García)
geboren am 17. Februar 1914 in Carolina, Puerto Rico
gestorben am 6. Juli 1953 in New York, NY
puertorikanische Lyrikerin
110. Geburtstag am 17. Februar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Es bleibt schwer, zwischen dem “Mythos de Burgos” und der Wirklichkeit der als Julia Constanze Burgos García Geborenen zu unterscheiden. Legenden bleiben und etwa 200 Gedichte. Ihr Leben beginnt in einer armen Barrio. Die erste von dreizehn Kindern kommt aber in die Schule und lernt die Literatur lieben. Sie ist hochintelligent, sprachbegabt, schön, empfindsam. Mit 19 hat sie bereits die Uni absolviert. Sie wird Mitglied der “Töchter der Freiheit”, dann der nationalistischen Partei. Sie wird Lehrerin, dann Dichterin. 1938 publiziert sie einen Gedichtband, reist über die Insel, rezitiert, versucht ihr Buch zu verkaufen. Ein zweiter Band folgt 1939. Der dritte erscheint erst 1954, postum. Sie heiratet jung, löst diese Ehe nach drei Jahren, lernt dann den dominikanischen Revolutionär Juan Isidro Jimenes Grullón kennen, dem sie 1939 nach Kuba und später nach New York folgt. Diese große Liebe ihres Lebens besingt sie in vielen Gedichten. Nach einem zweiten Aufenthalt in Kuba kehrt de Burgos 1942 allein nach New York zurück. Sie soll 1944 einen anderen geheiratet und eine zeitlang in Washington DC gelebt haben, aber irgendwann kommt sie doch nach Spanish Harlem zurück. Viele bewundern die Lyrikerin, aber sie ist einsam und leidet unter Depressionen.
Sie liebte die Landschaft ihre Heimat, vor allem den Río Grande de Loíza, den Fluß, den sie in einem berühmten Gedicht beschwört. Aber ihr Leben endet in New York City, dem “tragischen Horizont aus Steinen”, sie ist erst 39, eine Dichterin im Exil, Alkoholikerin. An einer Straßenecke zusammengebrochen, ins Krankenhaus eingeliefert, schließlich einer Lungenentzündung erlegen, kommt sie in ein anonymes Grab. Irgendwann vermisst man sie doch und und holt sie heim. Jetzt ruht sie auf Puerto Rico in Carolina und wird gefeiert als größte Dichterin der Insel.
Ihr Werk wird in den 90er Jahren von einer neuen Generation neu gelesen. Vor allem DichterInnen aus der Karibik identifizieren sich mit de Burgos - mit ihrer Exilsituation, ihrem Kampf gegen die Kolonialmacht USA, ihrem Einsatz für soziale Gerechtigkeit, mit ihrem widerspruchsvollen Nationalismus, ihrer vergeblichen Suche nach Erwiderung in der Liebe, mit ihrer Stärke trotz ihrer Schwächen, mit ihrem Feminismus. In der dritten Strophe von “Poema para mi muerte” (Gedicht auf meinen Tod) fragt das lyrische Ich: “Wie werden sie mich nennen, wenn ich nur eine Erinnerung bin,/ ein Stein auf einer einsamen Insel,/ eine Nelke zwischen Wind und Schatten gestellt”? Frau nennt sie “Schwester”, “andere Hälfte”, “Brücke” zur Generation der Mütter. Aus der einsamen de Burgos ist nun “unsere Julia” geworden.
Verfasserin: Margaret E. Ward
Literatur & Quellen
Chabrán, Myrtha. 1984. “Exiles”, in: Between Women. Hg. Carol Asher, Louise DeSalvo & Sara Ruddick. Boston, MA. Beacon.
de Burgos, Julia. 1997. Song of the Simple Truth. Obra completa poética - the complete poems. Hg., aus dem Span. übs. u. eingeleitet von Jack Agüeros. Willimantic, CT. Curbstone.
Fernandez, Ronald, Serafín Méndez Méndez & Gail Cueto. 1998. Puerto Rico: Past and Present. Westport, CT. Greenwood.
Martínez Masdeu, Edgar. 1993. Cronología de Julia de Burgos. Cuadernos del Congreso Internacional Julia de Burgos: 3. San Juan, Puerto Rico. Ateneo Puertorriqueno.
Rodríguez Pagán, Juan Antonio. 2000. Julia en blanco y negro. San Juan, Puerto Rico. Sociedad Histórica de Puerto Rico.
Springfield, Consuelo López. 1994. “’I am the Life, the Strength, the Woman’: Feminism in Julia de Burgos’ Autobiographical Poetry”, Callallo 17.3 (1994), S. 701-14.
Vicioso, Sherezada. 1994. “Julia de Burgos: Our Julia”, Callaloo 17.3 (1994), S. 674-83.
Zavala-Martínez, Iris. 1989. “A Critical Inquiry into the Life and Work of Julia de Burgos”, in: The Psychosocial Development of Puerto Rican Women. Hg. Cynthia García Coll & María de Lourdes Mattei. New York. Praeger.
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