geboren am 24. August 1845 in Paris
gestorben am 26. Dezember 1917 in Saint-Enogat
französische Schriftstellerin
105. Todestag am 26. Dezember 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die Tochter des französischen Schriftstellers Theophile Gautier und der Sängerin Ernesta Grisi (deren Schwester die berühmte Tänzerin Carlotta Grisi war) war eine vielseitig begabte Frau von klassischer Schönheit. Sie betätigte sich als Malerin, Bildhauerin, Schriftstellerin, Musikkritikerin und Übersetzerin. Ihre in fünf Jahrzehnten publizierten Kritiken, Romane und Gedichte füllen fünfzig Bände. Sie galt vor allem als Asien-Spezialistin. Ihre farbigen Romane (Le Dragon impérial oder Iskender beispielsweise) verraten eine breite Kenntnis der asiatischen und arabischen Kultur.
1866 heiratete sie den Schriftsteller Catulle Mendès, der ständig außereheliche Liebschaften hatte und den der Schriftsteller Maupassant “eine in Urin getauchte Lilie” nannte. Vater Gautier versuchte mit einem Eheverbot gegen diese “Idiotie, Bosheit und Perversität” vorzugehen. Vergeblich - Judith setzte sich durch.
Bereits drei Jahre später kriselte es, da Catulle eine Beziehung zu der Komponistin Augusta Holmès begann, die ihm fünf Kinder gebar, ehe er sie schließlich auch verließ. 1874 trennte sich das Ehepaar offiziell.
Begeistert von Richard Wagners Musik, besuchte Judith Mendès den Komponisten in Tribschen (Schweiz), wo er mit der Frau des Dirigenten von Bülow, Cosima, lebte. Wagner verliebte sich in Judith und schrieb ihr leidenschaftliche Briefe. Er arbeitete gerade am Parsifal, und sie inspirierte ihn bei der Gestaltung der Kundry. Während Cosima für den Alltag zuständig war, fungierte Judith als Richards Muse. Er bestellte in den folgenden Jahren Pariser Luxusartikel bei ihr - Seidenbrokat, Atlasseide, Badeessenzen und Duftwasser, um seine Sinne zu reizen. Ihr schmeichelte diese “amitié amoureuse”; seine erotischen Wünsche wies sie allerdings zurück.
Ihren Lebensabend verbrachte Judith Gautier mit der 37 Jahre jüngeren Suzanne Meyer-Zundel, und es scheint, als habe sie in dieser Beziehung, die bis zu ihrem Tod anhielt, endlich das Glück gefunden, das sie so lange vergeblich suchte.
(Text von 1994)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Alles ist gut angekommen, die Pantoffeln und die Iris-Milch. Ausgezeichnet. Aber ich brauche viel: ein halbes Flakon für ein Bad, und ich bade jeden Tag. Bitte denke daran.
(Richard Wagner an Judith Gautier, 27.1.1878)
Literatur & Quellen
Camacho, M. Dita. 1939. Judith Gautier: Sa vie et son oeuvre. Paris.
Gautier, Judith. 1902. Le collier des jours. [Autobiographie]. 3 Bde. Felix Juven.
Meyer-Zundel, Suzanne. 1968. “Requiem pour Judith”, Les nouvelles littéraires, 25. Januar 1968.
Richardson, Joanna. 1986. Judith Gautier: A Biography. London; New York. Quartet Books.
Sartori, Eva Martin & Dorothy Wynne Zimmerman. 1991. French Women Writers: A Bio-Bibliographical Source Book. New York. Greenwood.
Wilson, Katharina M. 1991. An Encyclopedia of Continental Women Writers. 2 Bde. New York: London. Garland.
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