(Dame Judith (Judi) Olivia Dench)
geboren am 9. Dezember 1934 in York
englische Schauspielerin
85. Geburtstag am 9. Dezember 2019
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Der erste Besuch des Theaters ihrer Heimatstadt York endete mit einem Fiasko: Die kleine Judi mußte mitten in der Vorstellung nachhause gebracht werden, weil sie sich buchstäblich krank gelacht hatte - über einen Schauspieler in Unterhosen, der am Ende eines Bettes einem Korb entstieg.
Sie wuchs als jüngstes von fünf Geschwistern in einer theaterbegeisterten Familie auf, die der religiösen Gemeinschaft der Quäker angehörte. Als Arzt für Allgemeinmedizin war ihr Vater auch für das städtische Theatre Royal zuständig. Nach ihrer Schauspielausbildung in London wurde sie dort in die renommierte Old Vic Company aufgenommen, und als sie mit 25 Jahren die Julia in Shakespeares Liebesdrama darstellte, kam der Durchbruch zum Ruhm: Das Publikum war überwältigt; von den 122 Vorstellungen sahen ihre Eltern über 70.
Während der ersten Jahrzehnte ihrer Karriere spielte Judi hauptsächlich Theater, neben dem modernen Repertoire vor allem Shakespeare. Sie spielte mit den Größten ihrer Zeit - Peggy Ashcroft, Dorothy Tutin, John Gielgud - und erhielt zahllose Preise für schauspielerische Bestleistungen.
Fachleute haben versucht, ihr Genie zu beschreiben: Es hat etwas zu tun mit Wahrhaftigkeit, Sparsamkeit der Mittel und Schnelligkeit. Sie verfügt über eine schier endlose Palette von Ausdrucksmöglichkeiten, die sie in einem Tempo und mit einer Treffsicherheit abruft - “die richtigen Knöpfe drücken” nennt sie es - daß es einer den Atem verschlägt. “Die unendlichen Schattierungen menschlichen Verhaltens zu zeigen”, das sei ihr “Beitrag zum Weltgeist”. Sie hat Hunderte von verschiedenen Arten zu lachen. Daran konnten sich besonders die FernsehzuschauerInnen in England und Amerika erfreuen: Die Erfolgsserie As Time Goes By - Szenen aus den Alltag eines reifen Liebes- und Ehepaars - lief 12 Jahre lang. Sie war schon in den Sechzigern, als ihre Filme sie weltberühmt machten. Ihre Rollen: ältere Frauen, von den Königinnen Englands bis zu M, der Chefin von James Bond. Für den Oscar als beste Nebendarstellerin (Elisabeth I. in Shakespeare in Love) benötigte sie ganze acht Spielminuten; bisher erhielt sie sechs Nominierungen. Das ist ein Rekord: Niemand in ihrem Alter wurde so oft nominiert.
Judi Dench möchte kein Star sein. Vor allzuviel Ehrfurcht vor sich selbst schützt sie wohl ihr Sinn für das Lächerliche, Absurde im menschlichen Miteinander. Sie sorgt liebend gern für Überraschungen. “Bei Judi ist jeden Tag Weihnachten”, klagte einmal ihr Mann, der inzwischen verstorbene Schauspieler Michael Williams, von dem sie eine Tochter hat. Ihre andere Seite: Als Quäkerin auf mitmenschliche Hilfe eingestellt, ist sie Schirmfrau von zahlreichen Wohltätigkeitsvereinen und kümmert sich um mehr als ein Dutzend Patenkinder. Die Gedenkrede für die britischen Opfer vom 11. September hielt auf Wunsch der Hinterbliebenen sie. Laut Umfragen ist sie übrigens beliebter als die Queen. Beide Frauen machen schon seit über 50 Jahren Karriere, und beide spielen Rollen. Wer spielt sie besser - Dame Judi, die “geheime Königin Englands”? Dann wäre sie wohl zu gut, um wahr zu sein.
Verfasserin: Ilse Hossius
Literatur & Quellen
Dench, Judi. 2005. Scenes from my life. London. Weidenfeld. Miller, John. 1998.Judi Dench. With a crack in her voice. London. Weidenfeld & Nicolson. Nicodemus, Katia. 2007. “Die Macht. Ich bin besoffen davon.” In: Die Zeit Nr.8, 15. Februar 2007, S. 43.
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