geboren am 22. Oktober 1922 in Berlin
gestorben am 12. Oktober 2014 in Berlin
deutsche Zeichnerin, Grafikerin, Plakatmalerin und Schriftzeichnerin
10. Todestag am 12. Oktober 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Josefa Forsch ist nicht nur diejenige, die am längsten in der Berliner Künstlerkolonie am Breitenbachplatz gelebt hat – immerhin 84 Jahre! – sie hat auch deren Logo entworfen.
Ihre Eltern waren Margaretha Forsch und der Schauspieler Robert Forsch. Die Familie zog 1930 in die Künstlerkolonie, wo sie erst in der Kreuznacher Straße wohnten, später dann am Laubenheimer Platz (ab 1963 Ludwig-Barnay-Platz).
An der Schule „Kunst und Werk – Privatschule für Gestaltung“, der früheren Schule Reimann, einer privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule, machte sie von 1940 bis 1943 ihre Ausbildung zur Grafikerin. Dort wurde sie u. a. von den beiden Malern Ernst Fritsch und Heinz Fuchs unterrichtet. Schriftunterricht erhielt sie von dem Maler und Grafiker Johannes Boehland.
Während des Kriegs blieb Josefa Forsch in Berlin. Dort wurde sie ab Mitte 1943 als Kartenzeichnerin kriegsverpflichtet, später dann in Würzburg. 1946 kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie ihr Studium fortsetzte, gleichzeitig aber auch erwerbstätig war. Von Johannes Boehland wurde sie weiter als Zeichnerin und Grafikerin ausgebildet, bei einer US-amerikanischen Dienststelle von dem Bauhaus-Typografen, -Maler und -Lehrer Joost Schmidt für Ausstellungsarbeit.
Aufgrund der schwierigen Arbeitslage in Berlin, bedingt durch die Veränderungen in der Stadt nach dem 2. Weltkrieg – es war oft billiger, Ost-BerlinerInnen zu beschäftigen, wodurch West-BerlinerInnen Schwierigkeiten hatten, feste Arbeitsstellen oder auch nur Aufträge zu bekommen – arbeitete Josefa Forsch von 1948 bis 1954 freiberuflich.
So zeichnete sie z. B. die Schrift in drei Kinderbüchern der Bauhaus-Künstlerin und Kinderbuchautorin Lou Scheper-Berkenkamp: Tönnchen, Knöpfchen und andere; Puppe Lenchen und Knirps – ein ganz kleines Ding, die alle drei 1948 im Wunderlich Verlag in Leipzig erschienen.
Ab 1954 arbeitete Josefa Forsch zwei Jahre lang als Plakatmalerin im Berliner Warenhaus Bilka, anschließend von 1956 bis 1973 als Schriftzeichnerin bei Harris-Intertype-Setzmaschinen und von 1974 bis 1982 als Fotosatzmontiererin beim Satz-Rechenzentrum Hartmann & Hennemann. Mit 60 Jahren konnte sie berentet werden.
Befreundet war Josefa Forsch mit der RIAS-Redakteurin Renate von Gebhardt, die sie seit ihrer Kindheit kannte und die seit Ende der 1970er Jahre ebenfalls in der Künstlerkolonie lebte.
Wie Alwin Schütze im Kurier 7 der Künstlerkolonie völlig zu Recht anmerkte, war Josefa Forsch „eine interessante und begabte Künstlerin/Grafikerin aus der Tradition des Bauhauses. Da sie aber hauptsächlich als gewerbliche Angestellte tätig war und mit Werbegrafik und Typografie ihren Lebensunterhalt verdiente und nicht als freischaffende Künstlerin, wurde ihre Kunstfertigkeit nicht von Künstlervereinen oder Verbänden wahrgenommen bzw. anerkannt.“ Eine Situation, die den meisten freiberuflich Arbeitenden auch heute noch bekannt ist.
Vor ihrem Tod hat Josefa Forsch ihre Arbeiten dem Berliner Bauhaus-Archiv zur Verfügung gestellt. Dort sind zwei ihrer Werke links neben einem von Lászlo Moholy-Nagy zu sehen.
Eine Gedenktafel, wie sie an vielen anderen Häusern in der Künstlerkolonie zu finden sind, fehlt für Josefa Forsch bis heute.
(Text von 2023)
Verfasserin: Doris Hermanns
Literatur & Quellen
Literatur über Josefa Forsch:
Künstlerkolonie Berlin e. V. (Hg.): Die Geschichte der Künstlerkolonie Berlin-Wilmersdorf im Überblick. Berlin, Künstlerkolonie Berlin e. V., o. J.
Alwin Schütze: Langjährige Bewohnerin der Künstlerkolonie Josefa Forsch. In: Künstlerkoloniekurier 7, S. 12-14
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