Biographien Johanna Schopenhauer
geboren am 9. Juli 1766 in Danzig
gestorben am 17. April 1838 in Jena
deutsche Schriftstellerin
185. Todestag am 17. April 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die deutsche Schriftstellerin Johanna Schopenhauer wurde 1766 in Danzig als älteste Tochter des Kaufherrn Chr. Heinrich Trosiener und seiner Frau Elisabeth geboren. Wie viele Mädchen ihres Standes wurde sie zum Studium der Sprachen (besonders Englisch und Französisch) und der schönen Künste ermuntert und erhielt eine entsprechende Privaterziehung.
Im Alter von 18 Jahren heiratete sie den 20 Jahre älteren Kaufmann Heinrich Floris Schopenhauer. Kurz nach der Heirat unternahmen beide eine ausgedehnte Reise, die sie u.a. nach Berlin, Hannover, Brüssel, Paris und London führte. Zwei Monate vor der Geburt ihres Sohnes Arthur kehrten die Eheleute nach Danzig zurück. Von nun an war Johannas Zeit mit Haushaltsführung und Kindererziehung ausgefüllt – ein Umstand, der sie nicht sonderlich gestört zu haben scheint.
Aufgrund der politischen Lage siedelte die Familie nach Hamburg über. 1797 wurde ihre Tochter Adele geboren. Als diese sechs Jahre alt war, ging die Familie wieder auf Reisen. Kurz nach der Rückkehr 1805 starb Johannas Mann. Johanna verkaufte den Besitz in Hamburg und zog mit ihrer Tochter nach Weimar, wo ihr Haus bald zum gesellschaftlichen Zentrum wurde. Bei ihr trafen sich u.a. Wieland, Goethe und der Philosoph Fernow. Besonders mit den beiden letztgenannten verband sie eine enge Freundschaft.
Der Tod Fernows (1808) bringt sie dazu, sich schriftstellerisch zu betätigen: 1810 erscheint die Biographie des Freundes, und 1813/14 veröffentlicht sie in zwei Bänden ihre Reisebeschreibungen. Johanna Schopenhauer wurde zu einer der meistgelesenen Schriftstellerinnen ihrer Zeit. Dieser Umstand mag auch zu der Entfremdung zwischen ihr und ihrem Sohn Arthur Schopenhauer beigetragen haben: Johanna war erfolgreich und ihre Bücher wurden viel gelesen; Arthur fast unbekannt. Außerdem versuchte er, sich aus der Ferne in das Leben seiner Mutter und Schwester einzumischen – was Johanna sich allerdings verbat.
1819 wurde sie durch den Bankrott ihres Bankhauses fast ruiniert; das Schreiben wurde so ihre wichtigste Einnahmequelle. Zehn Jahre später zog sie zusammen mit ihrer Tochter Adele in die Nähe von Bonn. Als Gründe dafür werden der gesundheitliche Zustand der Tochter und auch finanzielle Schwierigkeiten genannt. Doch richtig heimisch fühlte sie sich dort nicht. 1837 übersiedelte sie nach Jena, wo sie 1838 am im Alter von 71 Jahren starb.
(Text von 1988)
Verfasserin: Beate Schräpel
Zitate
Um indessen meine Leser so viel wie möglich auf den Gesichtspunkt zu stellen, von welchem aus ich wünsche, daß sie meine skizzenhaften Darstellungen betrachten mögen, erlaube ich mir noch einige Worte über das, was ich bin und nicht bin, oder vielmehr über das, was ich zu sein und nicht zu sein glaube; denn wer wäre noch jemals zur völligen Erkenntniß seines eignen rätselhaften Selbst gelangt?
Für's erste bin ich keine mit philosophischem Blick und männlichem Muth in alle Verhältnisse des Lebens, des eignen wie des fremden, tief eindringende und tief eingreifende Rahel; aber auch kein excentrisch poetisirendes Kind, dessen übermächtige Phantasie Wahrheit und Dichtung dermaßen in einander wirrt, daß es selbst am Ende beide nicht mehr von einander zu sondern vermag.
Auch lief ich nicht als sechsjähriges Mädchen, wie meine berühmte Vorgängerin, schreibseligen Andenkens, Frau von Genlis von sich selbst erzählt, in der Tracht eines Cupidon du siècle de Lous XV., mit einem schön beflitterten Flügelpaar auf den Schultern in meinem elterlichen Hause umher. […] Ich war im nämlichen Alter, im kattunenen Kleidchen, mit einer feinen weißleinenen Schürze und einer kleinen Flor-Dormeuse auf dem Kopfe, unter welchem ein gepudertes Toupet hervorsah, herrlich geputzt, und nahm mich ungefähr aus, wie das kleine Louischen auf Chodowiecki's Kupfern zur ersten Ausgabe des Weisseschen Kinderfreundes, diesen treuesten Modebildern damaliger Zeit.
So viel von dem, was ich weder war noch bin; viel von dem, was ich zu sein glaube, zu sprechen, steht mir nicht zu, auch werden meine Leser im Verlauf dieser Blätter es selbst wohl einsehen. Nur so viel noch: nach dem Zeugniß derer, die mich persönlich näher kennen, bin ich eine heitre, anspruchslose alte Frau, der man im geselligen Umgange die Schriftstellerin gar nicht anmerkt.
Und darauf bilde ich mir etwas ein.
(Johanna Schopenhauer in der Einleitung zu »Jugendleben und Wanderbilder«, 1884)
Links
Bayerische StaatsBibliothek digital: Erweiterte Suche. Suche nach Autorin »Schopenhauer, Johanna« zeigt derzeit 59 digitalisierte Werke.
Online verfügbar unter https://www.digitale-sammlungen.de/de/search?query=all%3A%28johanna+schopenhauer%29&filter=pers_inst_facet%3A%22Schopenhauer%2C+Johanna%2C+1766-1838%22, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Deutsche Biographie: Schopenhauer, Johanna. Linksammlung. Unter Mitarbeit von Bergmann und Ulrike. Bayerische Staatsbibliothek.
Online verfügbar unter https://www.deutsche-biographie.de/sfz79036.html, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Deutsche Digitale Bibliothek: Johanna Schopenhauer. Linksammlung zu Leben und Werk.
Online verfügbar unter https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/118610473, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Deutsche Nationalbibliothek: Schopenhauer, Johanna. Publikationen.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/118610473, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Internet Archive: Onlinefassungen von Werken von oder über Johanna Schopenhauer.
Online verfügbar unter https://archive.org/search.php?query=Johanna%20Schopenhauer, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Kulturportal West Ost: Schopenhauer, Johanna. Biografie.
Online verfügbar unter https://kulturstiftung.org/?s=johanna+schopenhauer, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6iX9xn5zG.
Projekt Gutenberg: Johanna Schopenhauer Leben und Werk. Kurzbiografie und Werke (Onlinefassungen von: Ausflug an den Niederrhein und nach Belgien im Jahr 1828 ; Gabriele (Roman) ; Jugendleben und Wanderbilder (Autobiographie) ; Reise durch England und Schottland).
Online verfügbar unter https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/schopenj.html, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Schopenhauer, Johanna: Reise durch England und Schottland. Librivox-Hörbuch, ca. 11 Stunden.
Online verfügbar unter https://librivox.org/reise-durch-england-by-johanna-schopenhauer/, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Sophie: Johanna Schopenhauer. Onlinefassungen von Werken.
Online verfügbar unter http://sophie.byu.edu/node/3348, zuletzt geprüft am 06.07.2021.
Literatur & Quellen
Werke (aktuelle Ausgaben*)
Frauen bereisen die Welt. (2016) 10 historische Berichte berühmter Frauen: Therese von Bayern ,Gertrude Bell, Isabella Bird, Elisabeth von Heyking, Bertha Pappenheim, Ida Pfeiffer, Johanna Schopenhauer, Annemarie Schwarzenbach, Mary French Sheldon. 6 CDs. Sprecherinnen: Ulrike Hübschmann, Vera Teltz, Martina Treger, Doris Wolters. Freiburg i. Br. Audiobuch. ISBN 3-89964-933-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Luden, Heinrich; Schopenhauer, Johanna (2006): Die Schlacht von Jena und die Plünderung Weimars im Oktober 1806. Herausgegeben von Klaus von See und Helena Lissa Wiessner. Heidelberg. Winter. ISBN 3-8253-5268-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Lütkehaus, Ludger (Hg.) (1998): Die Schopenhauers. Der Familien-Briefwechsel von Adele Arthur Heinrich Floris und Johanna Schopenhauer. München. Deutscher Taschenbuch-Verlag. (dtv, 12612) ISBN 3-423-12612-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Müller, Ulrike (Hg.) (2016): Johanna Schopenhauer. Texte, Briefe und Passagen. Wiesbaden. Weimarer Verlagsgesellschaft. ISBN 978-3-7374-0249-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Adele (Hg.) (2009): Jugendleben & Wanderbilder von Johanna Schopenhauer. Johanna Schopenhauers Nachlass in zwei Bänden. Bremen. Europäischer Hochschulverlag. (Classic pages) ISBN 978-3-86741-180-6. (Amazon-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1975): Ausflug nach Köln im Jahr 1828. Aus: Schopenhauer, Johanna: Ausflug an den Niederrhein und nach Belgien im Jahr 1828. T. 1. Herausgegeben von Willy Leson. Köln. Bachem. ISBN 3-7616-0272-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1982): Reise nach England. Nachwort von Konrad Paul. Herausgegeben von Konrad Paul. Berlin. Rütten und Loening. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1819-1820): Gabriele. Ein Roman. Herausgegeben von Stephan Koranyi. München. Deutscher Taschenbuch-Verlag. 1985. (dtv, 2158 : Dtv-Klassik : Literatur, Philosophie, Wissenschaft // 2158 : dtv-Klassik) ISBN 3-423-02158-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1986): Ihr glücklichen Augen. Jugenderinnerungen, Tagebücher, Briefe. 3., veränd. Aufl. Berlin. Verlag der Nation. ISBN 3-373-00057-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1987): An Rhein und Maas. Duisburg. Mercator. (Edition Mercator) ISBN 3-87463-140-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1987): Ausflug an den Niederrhein und nach Belgien im Jahr 1828. Herausgegeben von Karl Bernd Heppe. [Essen]. Hobbing. ISBN 3-920460-32-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1996): Der Schnee. Eine Erzählung. München. Langen Müller. (Deutsche Bibliothek des Ostens) ISBN 3-7844-2602-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (2000): Im Wechsel der Zeiten, im Gedränge der Welt. Jugenderinnerungen Tagebücher Briefe. Neuausg. Düsseldorf. Artemis und Winkler. ISBN 3-538-07107-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (2007): Richard Wood. Roman. Berlin. Zenodot Verlagsgesellschaft. (Bibliothek der Frauen) ISBN 9783866401556. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (1818): Reise durch England und Schottland. 1. Aufl. Bremen. Europäischer Hochschulverlag. 2009. ISBN 978-3-941482-47-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna (2011): Reise durch England und Schottland. 1. Aufl. Bremen. outlook Verlag. ISBN 978-3-86403-034-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schopenhauer, Johanna; Habinger, Gabriele (1993): Promenaden unter südlicher Sonne. Die Reise durch Frankreich 1804. Nachdruck der Ausgabe Wien, Kaulfuss und Krammer, 1825. 2., verb. und verm. Aufl. Wien. Promedia. (Edition Frauenfahrten) ISBN 3-900478-63-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Weiterführende Literatur (Auswahl)
Bergmann, Ulrike (2002): Johanna Schopenhauer – »Lebe und sei so glücklich als Du kannst«. Romanbiographie. 1. Aufl. Leipzig. Reclam. 2004 (Reclam-Bibliothek, 20106) ISBN 3-379-20106-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Di Bartolo, Julia (2008): Selbstbestimmtes Leben um 1800. Sophie Mereau, Johanna Schopenhauer und Henriette von Egloffstein in Weimar-Jena. Zugl.: Jena, Univ., Diss., 2005. Heidelberg. Winter. (Ereignis Weimar-Jena, 17) ISBN 978-3-8253-5302-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Dworetzki, Gertrud (1987): Johanna Schopenhauer. Ein Charakterbild aus Goethes Zeiten. Biographische Skizzen. Düsseldorf. Droste. ISBN 3-7700-0742-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fetting, Friederike (1992): »Ich fand in mir eine Welt«. Eine sozial- und literaturgeschichtliche Untersuchung zur deutschen Romanschriftstellerin um 1800: Charlotte von Kalb, Caroline von Wolzogen, Sophie Mereau-Brentano, Johanna Schopenhauer. Zugl.: Hildesheim, Hochsch., Diss. München. Fink. ISBN 3-7705-2817-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Frost, Laura (2010): Johanna Schopenhauer. Ein Frauenleben aus der klassischen Zeit. Nachdruck der Ausgabe von 1913. 1., Auflage. Bremen. Europäischer Hochschulverlag. (Classic pages) ISBN 978-3-86741-555-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Gilleir, Anke (2000): Johanna Schopenhauer und die Weimarer Klassik. Betrachtungen über die Selbstpositionierung weiblichen Schreibens. Zugl.: Leuven, Kath. Univ., Diss., 1998 u.d.T.: Gilleir, Anke: Johanna Schopenhauer in ihren Schriften. Hildesheim. Olms-Weidmann. (Germanistische Texte und Studien, 64) ISBN 3-487-11110-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Köhler, Astrid (1996): Salonkultur im klassischen Weimar. Geselligkeit als Lebensform und literarisches Konzept. Zugl.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1994. Stuttgart. M & P Verl. für Wiss. und Forschung. ISBN 3-476-45145-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Müller, Ulrike (Hg.) (2013): Die klugen Frauen von Weimar. Regentinnen, Salondamen, Schriftstellerinnen und Künstlerinnen von Anna Amalia bis Marianne Brandt. Berlin. Insel. (Insel-Taschenbuch, 4223) ISBN 3-458-35923-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Oppenheim, Stefanie (1901/02): Johanna Schopenhauer. In: Die Frau, Jg. 1901/02, 9. . 455-62; 535-42.
Paasch, Jürgen M. (2014): Dichtergräber in Thüringen. Unter jedem Grabstein eine Literaturgeschichte. Erfurt. Sutton. ISBN 978-3-95400-274-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schleucher, Kurt (1978): Das Leben der Amalia Schoppe und Johanna Schopenhauer. Darmstadt. Turris-Verlag. ISBN 3-87830-009-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stern, Carola (2010): Alles, was ich in der Welt verlange. Das Leben der Johanna Schopenhauer. 2. Aufl. Köln. Kiepenheuer & Witsch. ISBN 3-462-03319-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stern, Carola; Schäfer, Ralph et al. (2004): Alles, was ich in der Welt verlange. Das Leben der Johanna Schopenhauer. 2 CDs (159 Min.). Berlin. Universal Music. ISBN 3-8291-1393-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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