(Dr. med. Johanna Haarer, Geburtsname: Johanna Barsch; erster Ehename: Johanna Weese)
geboren am 3. Oktober 1900 in Bodenbach bei Tetschen a.d. Elbe (Böhmen)
gestorben am 30. April 1988 in München
österreichisch-deutsche Ärztin und Erziehungsratgeberin
35. Todestag am 30. April 2023
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ab den 1930er Jahren bis in die 1970er galt Johanna Haarer als Autorität auf dem Gebiet der Kindererziehung, obgleich sie weder Pädagogin noch Kinderärztin war. Allein von ihrem Erstlingswerk Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind wurden zwischen 1934 und 1945 ca. 700.000 Exemplare verkauft. Die tatsächliche Reichweite dieses Buches war mit Sicherheit sehr viel höher, denn es war Pflichtlektüre sowohl in den Mütterschulen als auch in den Ausbildungsstätten für Säuglingsschwestern und Kindergärtnerinnen. Das Buch wurde innerhalb der Familien weitergereicht, und in jeder Gemeindebibliothek stand mindestens ein Exemplar. 1949 wurde der Titel in leicht veränderter Form erneut veröffentlicht und bis 1987 weitere 500.000 Mal verkauft.
Johanna Barsch wird 1900 als jüngeres von zwei Kindern im deutschsprachigen Bodenbach an der Elbe am nördlichen Rand der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie geboren. Ihr Bruder Georg stirbt bereits im Alter von 10 Jahren an einer Hirnhautentzündung. Die ersten beiden Jahre kümmert sich die Großmutter um das Mädchen, bis der Vater entsetzt feststellt, dass „Hanni“ ausschließlich Tschechisch spricht. Sie verliert ihre erste Bezugsperson, denn die Großmutter muss das Haus verlassen und darf erst wiederkommen, als das Kind „ordentlich“ Deutsch kann.
Die Mutter stammt aus einem tschechischen Dorf nahe Pilsen und ist unehelich geboren. Nach der dreijährigen Volksschule geht sie als Dienstmädchen „in Stellung“. Ihrer Familie ist zu verdanken, dass „Hanni“ genauso gut Tschechisch wie Deutsch spricht. Der Vater kommt aus einer deutschsprachigen Familie und lernt nach dem frühen Tod seiner Eltern das Buchbinderhandwerk bei einem Onkel in Tetschen. Zeit seines Lebens leidet er unter einer Wirbelsäulenverkrümmung sowie unter Depressionen.
Die Eltern haben ein Schreibwarengeschäft in Bodenbach, das de facto von der Mutter geführt wird, denn der Vater ist Alkoholiker und vertrinkt das wenige Geld. Abends muss ihn die achtjährige „Hanni“ in den zahlreichen Wirtschaften des Ortes suchen und unter dem Gespött seiner Saufkumpane nach Hause zerren. Trotz dieser schwierigen Familienverhältnisse ist „Hanni“ ihr buckliger, trinkender Vater lieber als die strenge Mutter, die ihre Tochter zwar nicht schlägt, aber unbotsames Verhalten mit Nichtbeachtung straft.
Nach der achtjährigen österreichischen Volksschule bleibt „Hanni“ zunächst im Elternhaus und hilft im Geschäft mit. Doch sie ist unzufrieden; am liebsten würde sie das deutsche Abitur machen und in Deutschland Medizin studieren. Ihre Mutter lehnt diese „Flausen“ ab. Der Vater jedoch, der diesen Bildungsehrgeiz verstehen kann, meldet seine Tochter im Landerziehungsheim von Hermann Lietz in Haubinda in der Rhön an. 1920 legt Johanna Barsch erfolgreich das Abitur ab und studiert in Heidelberg, Göttingen und München Medizin. 1925 legt sie das medizinische Staatsexamen ab. Für ihre Promotion würde sie am liebsten ein Thema aus der Psychiatrie wählen, die sie ganz besonders fesselt. Doch sie hält die Unberechenbarkeit der „Irren“ nicht aus und wählt schließlich ein Thema aus der Pathologie.
Noch während des Studiums in München heiratet Johanna Barsch 1924 den Medizinstudenten Hellmut Weese. Doch die kinderlos bleibende Ehe hält nur fünf Jahre. Johanna Haarer spricht später in ihren Memoiren von „aufrichtiger Liebe“; die Interessen der jungen Leute sind jedoch zu verschieden. Außerdem ist er ein Schürzenjäger. Als seine Geliebte ein Kind von ihm erwartet, reicht Johanna Weese die Scheidung ein.
Eine Anstellung zu finden ist für einen jungen Arzt nicht leicht, für eine junge Ärztin noch schwieriger. Ihre Traumdisziplin Chirurgie ist für eine Frau völlig unerreichbar, so nimmt Johanna Weese das Angebot an, zunächst an verschiedenen Münchner Krankenhäusern zu volontieren, bevor sie am Sanatorium Harlaching als Assistenzärztin für Lungenkrankheiten angestellt wird. Hier erhält sie auch ihre Anerkennung als Lungenfachärztin. Finanziell hat sie nun ihr Auskommen, aber sie erlebt auch die gesellschaftliche Isolation einer geschiedenen Frau in jener Zeit.
1932 heiratet sie ein weiteres Mal – ihren langjährigen Kollegen aus Harlaching, den Oberarzt Otto Haarer. Bereits im Januar 1933 bringt Johanna Haarer Zwillinge zur Welt und gibt daraufhin ihren Beruf auf. Bis 1942 kommen noch drei weitere Kinder hinzu. Ob das Ausscheiden aus dem schwer erkämpften Beruf freiwillig geschieht, bleibt offen: Möglicherweise wird sie Opfer der nationalsozialistischen „Doppelverdiener“-Kampagne, die die Entlassung von Ehefrauen aus dem öffentlichen Dienst erlaubt; oder sie ist tatsächlich der Auffassung, dass eine Mutter vor allem zu ihren Kindern gehört. Sollte Letzteres zutreffen, bleibt sie zumindest nicht lange bei ihrer Meinung, denn bereits im selben Jahr beginnt sie mit ihrer schriftstellerischen Tätigkeit.
Angeregt durch die Pflege ihrer Zwillinge schreibt sie einen Artikel zur Säuglingspflege und bietet diesen zunächst den Münchner Neuesten Nachrichten an, der eine Veröffentlichung aber ablehnt. Daraufhin wendet sie sich an den Völkischen Beobachter, der wöchentlich die Beilage Die deutsche Frau herausgibt. Hier findet sie den Platz für ihre Artikel, denn sie möchte die jungen Frauen zur Mutterschaft hinführen, im Kampf gegen die in Deutschland angeblich grassierende Kinderlosigkeit und Kinderarmut. Ansonsten sind ihre Beiträge weitgehend ideologiefrei und beschränken sich auf Tipps zur Säuglingspflege.
Aufgrund des positiven Echos der Leserinnenschaft schreibt sie zehn weitere Artikel zum Thema. Schließlich wird sie aufgefordert, ihre Ratschläge einmal zusammenzufassen. Sie arbeitet daraufhin ein Buch aus, das 1934 unter dem Titel Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind im medizinischen J.F. Lehmanns Verlag erscheint. Das Buch wird ein großer Erfolg, und bereits zwei Jahre später folgt die Fortsetzung mit Unsere kleinen Kinder, die zwei- bis sechsjährigen Kindern gilt. Zur Marketingstrategie gehört, dass auf dem Umschlag der Bücher „Frau Dr. Johanna Haarer“ steht und damit der Eindruck erweckt wird, die Autorin sei Kinderärztin.
Ohnehin ist die Konkurrenz nicht sehr groß, denn ihr Verleger Julius Friedrich Lehmann ist ein einflussreicher Nationalsozialist. So gehören beide Titel zum Kernbestand jeder Dorfbücherei. Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind wird das Standardwerk in den Mütterschulen des Reichsmütterdienstes der NS-Frauenschaft. Insgesamt fünf Millionen junge Frauen werden seit 1934 in den Mütterschulen auf ihre Rolle als Mutter und Hausfrau vorbereitet.
In ihren Büchern werden die verunsicherten jungen Mütter zwar in einem kameradschaftlichen Ton, aber ziemlich schulmeisterlich von oben herab belehrt. Nützliche Pflegehinweise für Säuglinge und Kleinkinder werden ergänzt durch Schnittmuster und „Strickvorschriften“ für Kinderkleidung sowie Bastelanleitungen für Spielzeug. Zugleich propagiert sie vom ersten Lebenstag an Disziplin, Ordnung, Pünktlichkeit und emotionale Härte, damit kein „kleiner Haustyrann“, kein verwöhntes Hätschelkind herangezüchtet werde. Die Erziehung sei eine „Kraftprobe“ zwischen Mutter und Kind, die die Mutter mit Beharrlichkeit, Strenge und Unerbittlichkeit zu verfolgen habe, um den Widerstand des Kindes zu brechen. Der „Kampf“ gilt vor allem der Unsauberkeit, dem „Egoismus“, der Gier und dem Luststreben des Kindes sowie dessen Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Gesellschaft. Erziehungsziel ist ein Kind, das seiner Mutter keine Mühen bereitet, sich selbst als unwichtig zu betrachten lernt und ohne Rücksicht auf die eigenen Gefühle „funktioniert“.
Diese Erziehungsmethoden, die bei den betroffenen Kindern nicht selten später zu emotionaler Distanz und Bindungsunfähigkeit führen, werden keineswegs allein von Johanna Haarer vertreten, neu aber ist die Einbettung der Säuglingspflege in das nationalsozialistische Weltbild mit „Rassereinheit“, Geburtenförderung, Ehestandsdarlehen und Einordnung in die „Volksgemeinschaft“. Die bereits während der Weimarer Republik bekannte und praktizierte Reformpädagogik wird ignoriert.
Johanna Haarers Erziehungsmethoden bleiben noch bis in die ersten Nachkriegsjahrzehnte gültig. Eine kritische Auseinandersetzung mit ihren Positionen findet erst ab 1985 statt. Ob Haarer mit ihrem Drill tatsächlich die Absicht hatte, den Nachschub an fügsamen und ergebenen BDM-Mädels und Hitlerjungen, an Hausmüttern und Soldaten für „Führer, Volk und Vaterland“ sicherzustellen, oder ob dies „nur“ eine Begleiterscheinung ihrer Erziehungsmethoden war, ist umstritten. Bei aller berechtigten Kritik gehen leider Positionen Haarers unter, die selbst noch in der Nachkriegszeit als fortschrittlich gelten können, z.B. dass Kinder nicht nach dem Wunsch der Eltern beliebig geformt werden können, dass sich das Leben der Mutter nicht ausschließlich um das Kind drehen soll, der Respekt vor der Eigenwelt des Kindes, Wahrhaftigkeit und Stetigkeit gegenüber dem Kind („Es gibt keinen Anlaß, der die Mutter zur Lüge zwingen könnte! […] Wort und Handeln der Mutter dürfen nie in Widerspruch geraten“) sowie ihre Ablehnung der Prügelstrafe.
Schon bald wirft die NSDAP ein Auge auf die erfolgreiche Autorin: In der NS-Frauenschaft übernimmt sie 1935 den (ehrenamtlichen) Posten der Gausachbearbeiterin für rassenpolitische Fragen, die sie anlässlich der Geburt ihres vierten Kindes 1938 allerdings wieder niederlegt. Sie engagiert sich ferner für die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, im Hilfswerk „Mutter und Kind“ und in der Münchner Mütterschule. Im Kindergärtnerinnenseminar der Stadt München unterrichtet sie 1938/39 Gesundheitslehre. Der NSDAP tritt sie erst 1937 nach „ausdrücklicher Aufforderung“ bei. Im selben Jahr hält sie in ihrer Funktion als Gausachbearbeiterin einen Vortrag, in dem sie den angeblichen Verfall von Mutterschaft und Familie anprangert: Sie geißelt das Frauenbild der Weimarer Zeit, das viele Frauen von der Mutterschaft abgehalten habe, wettert gegen die Empfängnisverhütung und „Abtreibungsseuche“, lobt die familienpolitischen Maßnahmen der NS-Regierung sowie die Entlassung von Frauen aus dem Arbeitsleben, die schließlich die Hinwendung zu ihrer „natürlichen Aufgabe“ ermöglicht habe: die Familiengründung.
Kurz vor Ausbruch des Krieges beendet sie 1939 ein Buch, das gar nichts mit Kinderpflege, dafür umso mehr mit Agitation in der Kinderstube zu tun hat. In Mutter, erzähl von Adolf Hitler schreibt sie – angeblich von ihren eigenen Kindern dazu angeregt – auf kindgerechte Weise über die deutsche Geschichte seit dem Kaiserreich mit den Bösewichtern, den Juden und Kommunisten, auf der einen und dem strahlenden Helden Adolf Hitler auf der anderen Seite. Die nach Kriegsausbruch neuen Auflagen werden entsprechend der besetzten Gebiete aktualisiert: „Adolf Hitler baut weiter am Dritten Reich“. Hiermit gelingt ihr sogar die Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer.
Mit ihren Titeln erreicht Johanna Haarer immer neue Auflagen, und sie verdient gut dabei. Zusammen mit dem Oberarztgehalt ihres Mannes ist es nun möglich, ein eigenes Haus in Schwabing zu beziehen. Das Haus ist groß genug, dass sie auch ihre Eltern aus dem Sudetenland bei sich aufnimmt.
Im Mai 1945 wird Johanna Haarer von der US-amerikanischen Besatzungsmacht im Zuge des „automatischen Arrests“ verhaftet und bis Mitte September 1946 in verschiedenen südbayerischen Lagern interniert. Warum sie festgehalten wird, wird ihr nicht gesagt, auch wird sie keines Vergehens beschuldigt. In den Internierungslagern ist sie als Ärztin tätig. Ihr Ehemann Otto Haarer, der selbst nie der NSDAP angehörte, leidet unter der Ungewissheit über das Schicksal seiner Frau und der Sorge um den großen Haushalt, zu dem fünf Kinder im Alter von drei bis dreizehn Jahren sowie die betagten Schwiegereltern gehören, so dass er sich aus Verzweiflung im April 1946 in der Isar ertränkt.
Nach ihrer Entlassung aus der Internierung muss Johanna Haarer selbst den Acht-Personen-Haushalt ernähren. Aufgrund ihrer Bücher, ihrer Parteizugehörigkeit und der Funktionen in NS-Organisationen wird ihr die Kassenzulassung für eine eigene Praxis verweigert. Schließlich findet sie eine Anstellung in der öffentlichen Gesundheitsfürsorge. Bis zu ihrem Renteneintritt fährt sie mit dem Zug zu wechselnden Orten im bayerischen Oberland, führt Tuberkulose-Untersuchungen durch und hält Sprechtage ab. Um die Kinder kümmert sich die Haushälterin.
Trotzdem findet sie nebenbei Zeit, ihre Schreibtätigkeit wieder aufzunehmen. Ihre beiden Säuglings- und Kinderpflegebücher aus der Vorkriegszeit können 1949 mit Genehmigung der US-Besatzungsmacht in einem neuen Verlag – freilich unter Weglassung des früheren, mystisch verschwurbelten Vorworts sowie bereinigt um die nationalsozialistische Ideologie und Sprachfärbung – neu erscheinen. Die pädagogischen Ziele bleiben größtenteils unverändert; geduzt werden die Leserinnen allerdings nun nicht mehr. Die Besatzungsmächte halten ihre Kinderpflegebücher offenbar für ideologisch unbedenklich. Nur in der sowjetischen Besatzungszone werden ihre Titel umgehend auf die Liste der zu beseitigenden Literatur gesetzt und aus den Bibliotheken entfernt. Die Neuauflagen ihres Bestsellers – nun unter dem Titel Die Mutter und ihr erstes Kind – besorgt sie bis zu ihrem letztmaligen Erscheinen 1987 selbst. Seit Langem bekannte reformpädagogische Ansätze werden bestenfalls als „neue wissenschaftliche Erkenntnisse“ angeführt.
Hinzu kommen Fortsetzungen ihrer Bücher, die die ganze Kindheit und Jugend abdecken: Unsere Schulkinder und Große Kinder – große Sorgen sowie die Frauenratgeber Frau sein und gesund bleiben und Gesund und schön durchs Leben gehn. Hier erteilt sie u.a. Ratschläge zur Hygiene, die anscheinend Anfang der 50er Jahre noch nicht selbstverständlich sind – wie z.B. dass jedes Familienmitglied eine eigene Zahnbürste und ein eigenes Handtuch benutzen soll und dass die Haare „mindestens alle vier Wochen gewaschen werden“ – und die sie mit dem Imperativ „Sauberkeit ist das halbe Leben!“ anmahnt. Nach wie vor und im Widerspruch zu ihrem eigenen Leben propagiert sie jedoch weiterhin die Mutterschaft und den ausschließlichen Bezug auf „das Kleine und das Notwendige, die Neigung zum Ordnen und zum Ordnunghalten“ als die wahre Bestimmung der Frau. In weiteren Publikationen im Sprachenverlag Hueber wendet sie sich mit Alltagsszenen an ausländische Deutschlernende, speziell ÄrztInnen.
In ihren späteren Jahren wird Johanna Haarer zunehmend medikamenten- und alkoholabhängig. Mit ihren eigenen Gebrechen kann sie sich nicht abfinden; sie empfindet sie als persönliches Versagen, weil sie mit ihrem Willen nichts gegen sie ausrichten kann.
Im hohen Alter von 87 Jahren schreibt Johanna Haarer ihre Lebenserinnerungen – allerdings nur bis zum Jahr 1933. Die fassungslose LeserIn kann sich nur wundern, dass dieser lebendige, humorvolle, eloquente, augenzwinkernde, aber dennoch oft betroffen machende Text von der gleichen Autorin stammt, die rigide Erziehungsmethoden in Millionen Frauenhirne gepflanzt hat, und die anscheinend keinen Zusammenhang zwischen den von ihr vertretenen Idealen und ihren eigenen Lebenserfahrungen erkennt.
Johanna Haarer stirbt im Alter von 88 Jahren in ihrem Haus in München.
Was von ihren Auffassungen bis in die Gegenwart überlebt, ist die Diffamierung von Einzelkindern, die paternalistische Einteilung von „ExpertInnen“ hie und ahnungslosen LaiInnen da sowie die Auffassung von der Rabenmutter, die sich nicht höchstpersönlich um ihre Kinder kümmert.
Verfasserin: Christine Schmidt
Zitate
Kein Ereignis im Leben der Frau entreißt sie aber auch so sehr ihrem Einzelschicksal und ordnet sie ein in das große Geschehen des Völkerlebens wie dieser Gang an die Front der Mütter unseres Volkes, die den Strom des Lebens, Blut und Erbe unzähliger Ahnen, die Güter des Volkstums und der Heimat, die Schätze der Sprache, Sitte und Kultur weitertragen und auferstehen lassen in einem neuen Geschlecht. […]
Jedem Volksgenossen müssen die Augen geöffnet werden für die Bedeutung der richtigen Gattenwahl auch nach gesundheitlichen und rassischen Gesichtspunkten. […]
Was mit aller Kraft bekämpft werden muß, ist die willkürliche Verhütung erbgesunden Nachwuchses. […]
Eine kinderfeindliche Weltanschauung war die Ursache [für den Geburtenrückgang zwischen 1901 und 1932]. Es fehlte der Wille und der Mut zum Kind und eine heldische Lebensauffassung, der Opferbringen und Für-andere-leben eine Selbstverständlichkeit ist. Die öffentliche Meinung der jüngst vergangenen Zeit bestärkte die Frauenwelt noch nach Kräften in dieser völlig unnatürlichen Einstellung. […]
Deutschland, heute noch vergreist und überaltert, kann nur dann wieder ein kinderreiches Land der Jugend werden, wenn aus jeder Ehe vier Kinder hervorgehen. Die Zeit der Zwei-, Ein- und Keinkinderehen muß überwunden werden um jeden Preis!
Deutsche Mutter, wenn Du stillst, tust du nicht nur deine Schuldigkeit deinem Kinde gegenüber, sondern erfüllst auch eine rassische Pflicht.
Bei großen, kräftigen Kindern sei der Mutter abermals der Rat gegeben: Schreien lassen! […] Nach wenigen Nächten, vielfach schon nach der ersten, hat das Kind begriffen, daß ihm sein Schreien nichts nützt, und ist still.
Verharrt das Kind trotz allen geduldigen Versuchen in seiner Ablehnung, so bleibt, wenigstens was das Gemüse nach dem 6. Monat betrifft, gar nichts übrig, als es einmal hungern zu lassen. Das abgelehnte Gemüse wird zur nächsten Essenszeit wieder gereicht und muß unter dem Zwang des Hungers schließlich gegessen werden. […]
Keinesfalls aber bekommt es statt der abgelehnten Speise eine andere, die es lieber ißt.
Es [= das Herumtragen des Kindes] ist in dieser Altersstufe ebenso wie in den früheren aus verschiedenen Gründen unzweckmäßig: Das Kind gewöhnt sich an die ständige Nähe und Fürsorge eines Erwachsenen und gibt bald keine Ruhe mehr, wenn es nicht Gesellschaft hat und beachtet wird.
Wir dulden beim Essen kein Spielen und Plappern und vermeiden das Herumtrödeln während der Mahlzeit.
Das Kind muß lernen, sich nach dir zu richten – innerhalb vernünftiger und angemessener Grenzen natürlich – und nicht umgekehrt.
Selbstverständlich wird sie [= die Mutter] lieber auf manches sogenannte „Vergnügen“ verzichten, als daß sie ihr Kind und damit deren Erziehung fremden Menschen überläßt.
Es ist kein Zeichen besonderer Mutterliebe, wenn man sein Kind unablässig mit Zärtlichkeiten besonders vor Dritten überschüttet oder all seinen Wünschen und Regungen unbedenklich nachgibt. Solche Affenliebe verzieht das Kind wohl, erzieht es aber nicht.
Auch das widerstrebende und schreiende Kind muß tun, was die Mutter für nötig hält und wird, falls es sich weiterhin ungezogen aufführt, gewissermaßen „kaltgestellt“, in einen Raum verbracht, wo es allein sein kann und so lange nicht beachtet wird, bis es sein Verhalten ändert.
Vorüber sind die Zeiten, wo es erstes und oberstes Ziel aller Erziehung und Aufzucht war, nur die Eigenpersönlichkeit im Kind und Menschen zu vervollkommnen und zu fördern. Eins ist vor allem heute not, nämlich daß jeder junge Staatsbürger und Deutsche zum nützlichen Gliede der Volksgemeinschaft werde, daß er neben der höchstmöglichen Entwicklung all seiner guten Anlagen und Fähigkeiten lerne, sich einzuordnen in eine Gemeinschaft und um ihretwillen eigene Wünsche und Bestrebungen zurückzustellen.
(alles aus: „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, 1937, Hervorhebungen im Original)
Eine uns art- und wesensfremde Seelenkunde verzerrte und entstellte die natürlichsten Zusammenhänge zwischen Eltern und Kindern, bauschte belanglose Nichtigkeiten der kindlichen Entwicklung zu schweren Gefahren auf. Rassenfremde Forscher zerrten Dinge ins Licht des Bewußtseins und der gedanklichen Zergliederung, die im Urgrund derSeele schlummern und in Ruhe gelassen werden sollten. Dabei schreckten sie in ihrer Deutung vor keiner Ungeheuerlichkeit zurück.
Wir wissen wieder von den Mächten der Vererbung und haben gelernt zu sehen, welch ungeheure Rolle sie im Leben der Familien, Völker und Rassen spielen. Die ganze Erziehungsarbeit des neuen Reiches zielt darauf hin, daß wir uns schon vor der Eheschließung dieser Mächte erinnern und in richtiger Einschätzung ihrer ungeheuren Bedeutung uns nur mit einem erbgesunden und artgleichen Ehegefährten verbinden. Die Gesetze zum Schutze des deutschen Blutes, zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses und das Ehegesundheitsgesetz dienen diesem großen Ziel.
Wohl kaum eine Mutter wird sich über das Maß von Zärtlichkeit ihrem Kinde gegenüber große Vorschriften machen lassen. Und doch müssen wir sagen, daß auch hier jedes Zuviel von Übel ist. Die in ihrer Ehe unbefriedigte Frau sollte sich z.B. sehr davor hüten, dem ungestillten Verlangen nach Zärtlichkeit bei ihrem Kinde Luft zu machen.
(alles aus: „Unsere kleinen Kinder“, 1941, Hervorhebungen im Original)
So versucht denn hier eine Mutter, ein Buch zu schaffen zum Vorlesen für kleine Kinder, zum Nacherzählen oder Selbstlesen für größere – ein Buch, das unseren Kindern in frühen Jahren helfen soll, die deutsche Gegenwart zu begreifen, die so machtvoll an sie heranbrandet und die sie in ihrem erwachenden Geist so gern miterleben wollen. Da kann es denn gar nicht anders sein, als daß die Gestalt des Führers in des Buches Mitte steht.
Heute haben wir unseren Führer! Er verlangt von uns kein Opfer, das er nicht selbst jederzeit bringen würde. […] Nein, wir hören nur auf die Stimme des Führers und auf die Männer, die seit Jahren in Treue zu ihm stehen. Ihm wollen wir glauben, ihm vertrauen, ihm folgen, wohin er uns führt, jetzt und immerdar. Laßt uns das niemals vergessen.
(aus: „Mutter, erzähl von Adolf Hitler“, 1941)
Alle hatten in der Zeitung gelesen, daß die Engländer, die Franzosen und die Russen nichts Gutes mit uns im Sinn hatten. Sie wurden frech gegen Deutschland, und unserem Kaiser war nichts anderes übriggeblieben, als ihnen den Krieg zu erklären. […] Aber wenn uns die anderen Völker nicht in Ruhe lassen? Wenn sie uns unser Land wegnehmen wollen? Dann bleibt eben gar nichts anderes übrig, als daß unsere Männer kämpfen. […] Wer nicht mehr kämpfen will oder kann, wer dazu zu feige oder schwach ist, der muß zugrunde gehen.
(über den Ersten Weltkrieg, aus: „Mutter, erzähl von Adolf Hitler“, 1941)
Sie hatten lange schwarze Mäntel an und schwarze Hüte auf den Köpfen. Die Augen schwarz, die Haare kraus, die Nasen krumm, schmutzig und häßlich anzusehen. […] Sie waren kriechend freundlich und zudringlich, dabei sprachen sie kein richtiges Deutsch, sondern nur so ein häßliches Kauderwelsch. […] Mit allem trieben sie Handel, mit alten Sachen, mit Kleidern, mit Häusern, man wunderte sich nur, was sie alles zum Handeln und Schachern fanden. Sie erschienen unersättlich gierig zu sein nach Geld und allen Schätzen dieser Welt. Wie sie dazu kamen, war ihnen gleich. Wenn sie nur Geld verdienen konnten, viel, viel Geld! Dann versuchten sie, feine Leute zu werden. Sie zogen ihre schmierigen, schwarzen Röcke aus und kauften sich andere Kleider, sie bemühten sich, feiner zu sprechen – aber sie blieben doch dieselben. Denn ehrlich und fleißig arbeiten – o nein, das taten sie niemals. Hatte Adolf Hitler also nicht wirklich recht, wenn er riet, sich gegen sie zu wehren?
(über die Juden, aus: „Mutter, erzähl von Adolf Hitler“, 1941)
Sie [= die Polen] sind ein Volk, das immer gerne den Mund voll nimmt – jetzt aber fingen sie an zu prahlen über alle Maßen. Viel schlimmer aber war, daß sie den Deutschen im Osten das Leben unerträglich schwer machten. Sie quälten sie so grausam, daß man es euch Kindern gar nicht recht erzählen kann. Und seht ihr: Wenn deutsche Menschen gequält und verfolgt werden, dann kann unser Führer nicht ruhig zusehen. Das leidet er nicht, das erträgt sein Herz nicht. […] Den armen Deutschen im Osten ging es nur noch schlechter. Ja, die Polen scheuten nicht davor zurück, über die Grenzen hinweg unser Deutsches Reich anzugreifen und zu uns herüber zu schießen. Das kann ein großes Land und ein großes Volk sich unmöglich gefallen lassen.
(über die Polen und den Beginn des Krieges 1939, aus: „Mutter, erzähl von Adolf Hitler“, 1941)
Es [= das Mädchen] ist beherrscht von einer gesunden Unbekümmertheit und Lebensfreude, und auch von einem natürlichen Egoismus. Als Abschluß dieses Lebensabschnittes sollte es die menschliche Ergänzung, das Du, den Lebensgefährten finden. Dann macht es die erste entscheidende Wandlung durch: Aus dem jungen Mädchen wird die Frau. – In der Ehe steht der Frau im natürlichen Ablauf der Dinge die zweite große Wandlung bevor: Sie wird zur Mutter. […]
Freilich ist es trotz aller Nöte und Belastungen, die die Ehe und die Mutterschaft der Frau bringen können, eben doch das Natürliche, verheiratet zu sein und Kinder zu haben.
(aus: „Frau sein und gesund bleiben“, 1950)
Links
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1268.html
https://archive.org/details/Haarer-Johanna-Mutter-erzaehl-von-Adolf-Hitler
http://www.grin.com/de/e-book/191143/johanna-haarer-die-deutsche-mutter-und-ihr-erstes-kind
http://www.zeit.de/2005/29/Kinder_komma__Kinder
Links geprüft und korrigiert am 17. April 2023 (AN)
Literatur & Quellen
Barsch, Johanna: Deutscher Alltag. Ein Gesprächsbuch für Ausländer. München 1973 (Max Hueber Verlag)
Benz, Ute: Brutstätten der Nation. „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ oder der anhaltende Erfolg eines Erziehungsbuches. In: Dachauer Hefte, H.4, 1988, S. 144-163
Benz, Ute: „Mutter erzähl von Adolf Hitler!“ Demagogie im Kinderzimmer. In: Benz, Wolfgang (Hg.): Vorurteile in der Kinder- und Jugendliteratur (Hg. Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, Bd. 5). Berlin 2010 (Metropol), S. 161-182
Brockhaus, Gudrun: Muttermacht und Lebensangst – Zur politischen Psychologie der NS-Erziehungsratgeber Johanna Haarers. In: Brunner, José (Hg.): Mütterliche Macht und väterliche Autorität. Elternbilder im deutschen Diskurs (= Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Bd. 36). Göttingen 2008 (Wallstein), S. 63-77
Chamberlain, Sigrid: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind – Über zwei NS-Erziehungsbücher. Gießen 2010 (Psychosozial-Verlag)
Dill, Gregor: Nationalsozialistische Säuglingspflege. Eine frühe Erziehung zum Massenmenschen. Stuttgart 1999 (Enke)
Gebhardt, Miriam: Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen. Eine Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert. München 2009 (Deutsche Verlags-Anstalt)
Haarer, Johanna: Unsere kleinen Kinder. München/Berlin 1936 (J.F. Lehmanns Verlag)
Haarer, Johanna: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. München / Berlin 1937 (J.F. Lehmanns Verlag)
Haarer, Johanna: Mutterschaft und Familienpflege im neuen Reich (= Vortrag). In: Beiträge zur Volkslehre und Gemeinschaftspflege (Hg. Volksbildungskanzlei München des Landesverbandes für nationale Volksbildung), H.1, München 1937, S. 5-28
Haarer, Johanna: Mutter, erzähl von Adolf Hitler! München / Berlin 1941 (J.F. Lehmanns Verlag)
Haarer, Johanna: Säuglingspflege für junge Mädchen. Ein Unterrichtsbuch für Schulen. Esslingen 1949 (Burgbücherei Wilhelm Schneider)
Haarer, Johanna: Unsere Schulkinder. München o.J. [ca. 1950] (Verlag Carl Gerber)
Haarer, Johanna: Frau sein und gesund bleiben. München 1950 (Verlag Carl Gerber)
Haarer, Johanna: Gesund und schön durchs Leben gehn. Eine ländliche Gesundheitsfibel. München 1952 (Bayerischer Landwirtschaftsverlag)
Haarer, Johanna: Große Kinder, große Sorgen. Kinder in der Reifezeit. Frankfurt a.M. / Wien 1954 (Humboldt-Verlag)
Haarer, Johanna: Die Welt des Arztes. Ein medizinisches Lesebuch für Ausländer. München 1962 (Max Hueber Verlag)
Haarer, Johanna: Die Mutter und ihr erstes Kind. München 1964 (Carl Gerber Verlag)
Haarer, Johanna: Unsere kleinen Kinder. München 1976 (Carl Gerber Verlag)
Haarer, Johanna & Haarer, Gertrud: Die deutsche Mutter und ihr letztes Kind. Die Autobiografien der erfolgreichsten NS-Erziehungsexpertin und ihrer jüngsten Tochter. Hannover 2012 (Offizin-Verlag)
Müller-Münch, Ingrid: Die geprügelte Generation: Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen. Stuttgart 2012 (Klett-Cotta)
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.