geboren am 9. Januar 1854 in Brooklyn, New York
gestorben am 29. Juni 1921 in London
US-amerikanisch-britische Philanthropin und Autorin; Mutter von Winston Churchill
170. Geburtstag am 9. Januar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Mit Jennie Jerome, der lebenslustigen und -klugen Mutter Winston Churchills, halten die meisten Biographen ihres Sohnes sich nicht lange auf, während sein Vater, Lord Randolph Churchill – ein Versager, der mit 45 Jahren nach zehn Jahren Siechtum an der Syphilis einging – meist große Aufmerksamkeit genießt.
Jennie war eine jener reichen amerikanischen Erbinnen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so gern englische Aristokraten heirateten. Randolphs Eltern, die Herzogin und der Herzog von Marlborough, waren strikt gegen diese »Mesaillance«. Aber Randolph überzeugte sie, daß Jennies Charme, Schönheit und Energie für seine politische Karriere unverzichtbar seien.
1874 wurde Winston geboren, vier Jahre später sein Bruder Jack. Die Jungen wurden von Kinderfrauen, später in Internaten erzogen. Jennie kam erst nach Randolphs Tod dazu, eine eigene Beziehung zu Winston zu entwickeln, nachdem sie bis dahin gegen ihre eigentliche Neigung die restriktiven Diktate des Vaters an ihn weiterleiten mußte. Nun erst gestaltete sich ihre Beziehung frei und heiter und rundum positiv:
»Meine Mutter war stets mit Rat und Hilfe zur Hand, aber … sie dachte nie daran, elterliche Kontrolle über mich auszuüben. Ja, sie wurde mir bald eine eifrige Verbündete, sie förderte meine Pläne und wahrte mein Interesse mit all ihrem Einfluß und ihrer nie ermüdenden Energie … Wir arbeiteten Hand in Hand als zwei Gleichstehende, mehr wie Bruder und Schwester denn wie Mutter und Sohn. … Und so blieb es bis zum Ende.«
Das Ende war noch ein Vierteljahrhundert hin: Jennie Churchill hat die Bewährungsprobe ihres Sohnes im Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt – aber es scheint, daß sie viel dazu beigetragen hat, daß er so groß werden konnte. Während der langen, zermürbenden Pflege von Randolph tröstete sich Jennie mit dem Grafen Kinsky.
Nach Randolphs Tod packte sie eine Reihe kühner Projekte an. Zuerst gründete sie eine hochkarätige Zeitschrift, die nach zehn Nummern eingestellt werden mußte. Als nächstes organisierte sie für die Verwundeten aller Parteien im Burenkrieg ein Hospitalschiff. Es rettete viele Menschenleben.
Jennies Autobiographie von 1908 wurde in England und den USA ein Bestseller. Je älter Jennie wurde, umso jünger wurden ihre Liebhaber/Ehemänner. Der erste war so alt wie Winston, der zweite noch jünger. Jennie Churchill starb, wie sie gelebt hatte: Sie rutschte mit ihren neuen hochhackigen italienischen Schuhen aus, als sie zu einem Dinner eilte, und starb an den Folgen des Sturzes.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Literatur & Quellen
Cornwallis-West, Mrs. George (= Jennie Churchill). 1908. The Reminiscences of Lady Randolph Churchill. London. Edward Arnold.
Kehler, Irene. 1993. “Lady Randolph Churchill, geb. Jennie Jerome 1854-1921”, in Pusch, Luise F. Hg. 1994. Mütter berühmter Männer: Zwölf biographische Portraits. Frankfurt/M. Insel TB 1356. S. 403-442.
Röhrig, Anna Eunike (2010): Mätressen und Favoriten. Ein biografisches Handbuch. 1. Aufl. Göttingen. MatrixMedia. ISBN 978-3-932313-40-0.
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