Biographien Jeanne-Antoinette Poisson, Marquise de Pompadour
(Jeanne-Antoinette Poisson, dame Le Normant d’Étiolles, marquise de Pompadour, duchesse de Menars; Madame de Pompadour)
geboren am 29. Dezember 1721 in Paris
gestorben am 15. April 1764 in Versailles
französische Mätresse, Politikerin, Mäzenin
260. Todestag am 15. April 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Madame de Pompadour, Geliebte Ludwigs (Louis) XV. von Frankreich, gilt auf der ganzen Welt als Synonym für »die« Mätresse schlechthin. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass Liebesspiele wohl das waren, was sie am wenigsten gut beherrschte – und sie nur durch diese überhaupt in eine Position gelangen konnte, um ihre vielfältigen anderen Talente auszuleben.
Jeanne-Antoinette Poisson stammte aus bürgerlichen Kreisen der Hochfinanz. Ihr Vater François musste, als Strohmann zweier mächtiger Bankiers zum Tode verurteilt, Frankreich für viele Jahre verlassen. Die Mutter, Louise-Madeleine de La Motte, hielt sich derweil mithilfe eines Liebhabers über Wasser: Charles-François Le Normant de Tournehem, der der kleinen Jeanne und ihrem Bruder Abel eine teure Ausbildung bezahlte und möglicherweise auch Jeannes leiblicher Vater war.
Das hübsche Mädchen wurde bei den Ursulinen in Poissy erzogen und erhielt später Privatunterricht bei den berühmtesten Künstlern jener Zeit, u.a. in Gesang und Schauspielkunst. Bereits neunjährig war ihr von einer Wahrsagerin prophezeit worden, sie werde einst die Geliebte des Königs. Dieser Frau setzte die Pompadour zum Dank später im Testament eine Rente von 600 Livres aus.
Mit 19 heiratete Jeanne den jungen Steuerpächter Charles-Guillaume Le Normant d'Etiolles, den Neffen ihres Gönners, und gebar zwei Kinder: den früh verstorbenen Charles und 1744 Alexandrine. Noch nie war eine Bürgerliche zur offiziellen Königsmätresse aufgestiegen; trotzdem versuchte es Madame d'Etiolles einzufädeln, Ludwig XV. zu begegnen: ihr Grundstück grenzte an das Jagdgebiet des Herrschers, wo sie regelmäßig auftauchte, sobald er auf die Pirsch ging. Ein Maskenball anlässlich der Vermählung des Kronprinzen, zu dem auch Nichtadlige zugelassen waren, brachte Anfang 1745 die Entscheidung. Ludwig XV. und d'Etiolles wurden ein Liebespaar. Jeanne verließ ihren Mann, nahm die Tochter mit und zog ins Schloss nach Versailles, wo sie den Sommer über höfische Etikette studierte und zur Marquise de Pompadour geadelt wurde. Ab Herbst 1745 galt sie dann als »Maîtresse en titre« – eine Stellung, die sie trotz aller Hindernisse bis zu ihrem Tod innehaben sollte.
Mit ihrem treffsicheren Geschmack etablierte sich Pompadour rasch als Mäzenin zahlreicher bedeutender Künstler und Kunsthandwerker. Sie kaufte und baute zahlreiche Schlösser, schmückte sie aus und verkaufte sie wieder. All das wurde ihr vom Volk als Verschwendung angekreidet. Der Adel wiederum schnitt die einst bürgerliche Aufsteigerin großenteils. Es gelang der Marquise zuverlässig, den zu Depressionen neigenden König wieder aufzumuntern, und sie wurde ihm eine unentbehrliche Ratgeberin, mit den Jahren sogar eine Art Premierministerin ohne Amt. Im Gegensatz zu früheren Mätressen behandelte Jeanne Königin Marie, eine frömmlerische und von zahlreichen Schwangerschaften gezeichnete Frau, mit Hochachtung. Da sie die Enzyklopädisten um Diderot wie auch den Spötter Voltaire förderte, wurde Pompadour vom katholischen Klerus angefeindet – ohne dass sie freilich eine Feindin des Glaubens gewesen wäre.
Die vielseitig interessierte Frau glänzte als Briefschreiberin, spielte, sang und tanzte auf einer Privatbühne, illustrierte und druckte eigenhändig bibliophile Werke, züchtete neue Pflanzen und erlernte Kupferstechen sowie Gemmenschneiden. Die Porzellanmanufaktur von Sèvres verdankte ihr die entscheidende Unterstützung, die Pariser Ecole militaire ihre Entstehung. Dennoch konnte sich die Marquise ihrer Stellung nie sicher sein. Ständig wurde gegen sie intrigiert, und man versuchte, sie durch eine andere Frau zu ersetzen. Nach sechs gemeinsamen Jahren beendeten Ludwig XV. und seine Gefährtin ihre sexuelle Beziehung, da Jeanne durch zahlreiche Fehlgeburten geschwächt war und das hektische Hofleben ihre Gesundheit untergrub. Doch statt in ein Kloster abgeschoben zu werden – bisher das Übliche für abgelegte Mätressen –, blieb Pompadour am Hof und wurde als Freundin des Königs mächtiger denn je. Junge Frauen aus dem Volk, die ihr nicht gefährlich werden konnten, übernahmen den »Liebesdienst« am Herrscher. Sie wohnten unweit vom Schloss, in einem »Hirschpark« genannten Haus, und wurden bei ihrem Abschied (oft nach der Geburt eines Kindes) fürstlich entlohnt. Es ist interessant, dass die berühmte Favoritin tatsächlich im Leben nur mit zwei Männern intim war und diesem Akt nach eigenem Zeugnis nichts abgewinnen konnte. Ihre Briefe hingegen belegen, dass sie sich mehr zu Frauen hingezogen fühlte – eine Neigung, die sie niemals ausleben wollte oder konnte.
Als Politikerin hatte Pompadour entscheidenden Anteil am Bündnis mit dem früheren »Erbfeind« Österreich, an dessen Seite Frankreich im Siebenjährigen Krieg kämpfte. Den verlorenen Krieg schob das erboste Volk dann der verhassten Mätresse in die Schuhe, die bei der Berufung geeigneter Feldherren mitunter keine glückliche Wahl getroffen hatte.
1754 starb die geliebte Tochter Alexandrine an einer Blinddarmentzündung. Nun blieb der Marquise nur noch ihr Bruder Abel, dem sie als kunstverständigem Menschen eine passende Stelle in der königlichen Verwaltung verschaffte. 1756 wurde sie zur Herzogin erhoben und trat als Hofdame in die Dienste der Königin. Zugleich betätigte sich Jeanne als erfolgreiche Investorin und Unternehmerin, da die Zuwendungen Ludwigs XV. immer geringer ausfielen. Sie hat ihn, so weit man das beurteilen kann, lebenslang aufrichtig geliebt, war ihm stets loyal ergeben und verteidigte selbst seine Fehlentscheidungen leidenschaftlich vor allen seinen Kritikern. Eine Karriere wie die der Pompadour war nur zu Zeiten des Absolutismus möglich. Sie verkörperte das, was eine Frau, die nicht als Mitglied einer Dynastie zur Herrschaft geboren war, im Höchstfall erreichen konnte. Aber selbst eine solche Stellung musste eben durch die Abhängigkeit von einem Mann erkauft werden, der über Aufstieg und Fall der Betreffenden bestimmte. Während in Frankreich die Institution der offiziellen Mätresse gesellschaftlich anerkannt war, wurden die Geliebten der Herrscher in anderen Ländern schamhaft verschwiegen, sie selbst von vielen verachtet.
Die stets schwache Gesundheit der Pompadour brach unter Kummer und Belastung zusammen. Wenige Monate vor ihrem Tod empfing sie, inzwischen eine übergewichtige Matrone, den kleinen Mozart zu einem Privatkonzert. 42-jährig erlag sie einer Lungenkrankheit und wurde in der Kapelle der Pariser Kapuzinerinnen beigesetzt, von der heute keine Spur mehr vorhanden ist.
(Text von 2003)
Verfasserin: Anna Eunike Röhrig
Links
Find A Grave Memorial: Jeanne Antoinette Poisson Marquise de Pompadour (1721 - 1764).
Online verfügbar unter http://findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=8279882, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Internet Movie Database: Suchergebnis für Pompadour. Filme.
Online verfügbar unter https://www.imdb.com/find?ref_=nv_sr_fn&q=pompadour&s=all, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Reinette: Madame de Pompadour – Images of a Mistress. Blogeintrag mit unzähligen künstlerischen Darstellungen der Pompadour.
Online verfügbar unter http://jeannedepompadour.blogspot.ca/2012/04/de-pompadourimages-of-mistress-madame.html, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Weisbrod, Andrea: Geliebte Freundin. Madame de Pompadour oder: von der Freundschaft als Strategie des Machterhalts. PDF-Datei, 10 Seiten mit Abb.
Online verfügbar unter http://www.werkstattgeschichte.de/werkstatt_site/archiv/WG28_061-070_WEISBROD_FREUNDIN.pdf, zuletzt geprüft am 13.04.2024.
Literatur & Quellen
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Bildquellen
Die Bilder innerhalb des Textes wurden von der Verfasserin zur Verfügung gestellt und kommentiert. Das Porträtbild stammt vom [url=http://jeannedepompadour.blogspot.ca/2012/04/de-pompadourimages-of-mistress-madame.html]Blog von Reinette[/url] (siehe auch Links!).
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