geboren am 21. Juli 1938 in Miami, Florida
gestorben am 7. November 2016 in Miami, Florida
US-amerikanische Juristin, erste US-Justizministerin (1993-2001)
85. Geburtstag am 21. Juli 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Janet Reno, von 1993 bis 2001 die erste Justizministerin der USA, überragt mit ihren gut 1,85 m viele Männer. Kajak fahren, Wandern, Tauchen zog diese mutige, engagierte, uneitle Frau einem Ball im Weißen Haus vor. Auch als Ministerin kümmerte sie sich weiterhin persönlich um Kinder in Brennpunktschulen oder flog in der Touristenklasse, um sich mit den anderen Fluggästen unterhalten zu können.
Einen Namen hatte Reno sich in Miami als State Attorney of Dade County, viermal wiedergewählte Chefin der Justizbehörde, gemacht. Ihre Programme für Frauen, Kinder und Jugendliche galten als vorbildlich. Die Unterstützung von Frauenhäusern gehörte ebenso dazu wie die Sanierung von Sozialwohnungen, die sie durch Gerichtsverfahren gegen das Wohnungsamt erreichte. Gleichzeitig griff sie im Kampf gegen die Drogenmafia und gewalttätige Kriminelle streng durch und forderte sogar 103mal die im Gesetz vorgesehene Todesstrafe – obwohl sie persönlich für deren Abschaffung ist. Zu einer Art Volksheldin wurde sie, als sie trotz Todesdrohungen zu Gesprächen in die schwarzen Viertel von Miami ging, nachdem ein Freispruch ihrer Behörde Rassenunruhen ausgelöst hatte.
Wie schon in Florida setzte sie sich auch in Washington für die Gleichstellung von Frauen und Minderheiten in ihrem Ministerium ein, dem auch die Immigrationsbehörde und der FBI unterstellt waren. In ihrer Amtszeit durften Homosexuelle endlich offiziell für den FBI arbeiten.
Prävention von Gewalt war weiterhin ein vorrangiges Ziel für Reno. So unterstützte sie tatkräftig die Brady Bill, das 1993 verabschiedete Gesetz zur Einschränkung des Waffenbesitzes. Für straftätige Drogensüchtige hatte sie in Florida ein eigenes Gericht, den Drug Court, eingerichtet, das unter strengen Auflagen Therapien als Alternative zu Gefängnisstrafen verhängen konnte. Dieses erfolgreiche Modell wurde jetzt auch von anderen Bundesstaaten übernommen.
Renos schwerster Tag als Justizministerin war der 19. April 1993, als nach dem von ihr autorisierten Tränengasangriff des FBI gegen die Davidianersekte in Waco, Texas, 75 Menschen durch Feuer starben, darunter 25 Kinder. Gerade die Kinder hatte sie vor den Misshandlungen des gewalttätigen Sektenführers schützen wollen. Die Belagerung der Sekte war noch von ihrem Vorgänger angeordnet worden. Dass Reno öffentlich die volle politische Verantwortung übernahm, brachte ihr nach heftiger Kritik schließlich von vielen Seiten Sympathien ein.
Reno galt als besonders unabhängige Justizministerin. Dreimal setzte sie einen Sonderermittler gegen die Clintonregierung ein, u. a. auch in dem Fall Monica Lewinsky. Geradlinig, prinzipientreu und äußerst verantwortungsbewusst, war ihr politisches Zweckdenken eher fremd, was teilweise zu Verstimmungen mit dem Weißen Haus führte.
Obwohl sie kein Interesse an Publicity hatte, stürzten sich die Medien auf sie. Von der Frauenzeitschrift Elle („Wer braucht Feminismus, wenn die eigene Mutter Alligatoren bezwingen kann?“) bis hin zur New York Times – alle wollten sie interviewen. Reno war eine beliebte Zielscheibe in der populären Satiresendung Saturday Night Live – dort gespielt von einem Mann. Von einem besonders schlechten Geschmack zeugt die Webseite mit Witzen über das Zittern ihrer Hände, da schon seit Jahren bekannt ist, dass sie an der Parkinsonschen Krankheit leidet.
Unter dem treffenden Titel Doing the Right Thing erschien 1994 eine ausführliche Biographie.
Reno findet einen starken Rückhalt in ihrer Familie. Außer während ihrer Studienjahre – sie machte ihren Juraabschluss als eine der ersten Frauen an der renommierten Harvard Law School – lebte sie zusammen mit ihrer exzentrischen Mutter, der Journalistin Jane Reno, bis zu deren Tod 1992. Ihr ungewöhnliches Elternhaus, der Holzbungalow, den ihre Mutter außerhalb von Miami in der Nähe der Everglades eigenhändig erbaut hatte, war bis zum Schluss Renos wahre Heimat.
Verfasserin: Gabriele Koch
Links
Wikipedia (englisch)
Literatur & Quellen
Anderson, Paul. 1994. Janet Reno: Doing the Right Thing. New York. John Wiley & Sons.
Mundy, Liza. 1998. “Why Janet Reno Fascinates, Confounds and even Terrifies America?” in: Washington Post. 25.01.1998. www.washingtonpost.com.
Vrato, Elizabeth. 2002. The counselors: conversations with 18 courageous women who have changed the world. Philadelphia. Running Press.
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