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geboren am 30. April 1954 in Waikanae, Wellington
neuseeländische Filmregisseurin, die in Australien lebt
70. Geburtstag am 30. April 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Etwa 1970, erinnert sich Jane Campion, nahmen die Eltern sie zum ersten Mal mit ins Kino. Sie sah Buñuels Belle de Jour und Ken Russells Liebende Frauen und „fühlte beim Zuschauen, wie ich wuchs. Mein Geist ging auf wie ein Ballon von neuen Vorstellungen davon, wie Menschen sein konnten.“
Jane Campions Mutter war Schauspielerin, der Vater Theaterdirektor und Regisseur, sie selbst „war ein konservatives neuseeländisches Mädchen und glaubte, die Theaterleute seien sehr prätentiös, und prätentiös wollte ich nicht sein.“
Sie beginnt 1975 zunächst ein Studium der Anthropologie, verlässt 1976 Neuseeland, um „ihren Weg zu finden“, und studiert in London am Chelsea College of Art and Design. Zurückgekehrt nach Neuseeland, beginnt sie, inspiriert vom Besuch des Sydney Film Festivals 1978, mit einer Super-8-Kamera zu hantieren. 1979 schließt sie ihr Kunst- und Filmstudium in Sydney ab, es folgen ein Regiediplom – und erste Filme. 1982 z.B. Peel, mit dem sie 1986 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, oder A Girl’s Own Story, der bei Filmfestivals in Sydney, Melbourne und Amsterdam Preise gewann.
1989 Sweetie, das verstörende Porträt zweier Schwestern, eine düster-komische Studie über die Tyrannei der Heterosexualität und die zerstörerische Kraft von Familienstrukturen, der 1990 in Cannes heftiges Kontroversen auslöste.
Die Vertreterin „avantgardistischer Frauenfilme“ war anerkannt, aber umstritten. Ihr Geheimnis?
„Ich gehe unbelastet, ohne den Ballast ästhetischer Konventionen und Traditionen, an die Filmarbeit heran, und vielleicht rührt daher meine Off-Ästhetik. Abgesehen davon, lese ich viel lieber, ich bin eigentlich ständig am Lesen.“
Mit 13 las sie Janet Frames ersten Roman Wenn Eulen schrein und erkannte, „dass manche Vorstellungen auf der Welt im nüchternen Geschichtenerzählen nicht bestehen können, sie müssen in einer poetischen Form bestehen.“ Jane Campions unvergesslicher Film Ein Engel an meiner Tafel (1990) über Frame, die bekannteste neuseeländische Schriftstellerin, ist die Liebeserklärung einer Künstlerin an eine andere – und Jane Campions endgültiger Durchbruch; acht Preise werden ihr beim Filmfestival in Venedig zuerkannt, darunter der Silberne Löwe und der Sonderpreis der Jury.
Furore machte 1993 Das Piano, 30 internationale Auszeichnungen erhielt dieses filmische Wunderwerk – und drei Oscars.
Hier wie in dem folgenden Film Bildnis einer Dame, 1996, jongliert sie meisterhaft mit den Konventionen des Kostümfilms, präsentiert weibliches Erzählkino par excellence, zeigt, was ihr wichtig ist:
„Alle meine Hauptfiguren sind Frauen. Das ist gar nicht so üblich. Ich meine Dinge über Frauen zu wissen, die Männer nicht ausdrücken können.“
(Text von 2003)
Verfasserin: Susanne Gretter
Literatur & Quellen
Basting, Barbara. 1996. “Sie betreten jetzt das menschliche Herz: Jane Campion, die Anthropologin hinter der Filmkamera”, du: Die Zeitschrift der Kultur. 10/1996. Zürich. TA-Media A.G.
Campion, Anne & Jane Campion. 2000. Holy Smoke: Roman. Aus d. Engl. von Silvia Morawetz. München. Piper.
Collier, Gordon. 1996. “Was es bedeutet, zu leben. Eine Chronik zu den Filmen Jane Campions”, du: Die Zeitschrift der Kultur. 10/1996. Zürich. TA-Media A.G.
Frame, Janet. 1993 [1984]. Ein Engel an meiner Tafel. Autobiographischer Roman. Aus dem Engl. von Lilian Faschinger. München. Piper.
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