geboren am 2. Oktober 1866 in Beckenried, Innerschweiz
gestorben am 17. Februar 1925 in Beckenried
Schweizer Schriftstellerin
155. Geburtstag am 2. Oktober 2021
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Zwar wollte Isabelle Kaiser als Achtjährige Priesterin werden, doch schon bald änderte sie ihre Berufswünsche: Sie begann zu schreiben und mit 15 hatte sie ihren ersten Roman fertig, wenig später wurde ihre Erzählung Gloria victis in Frankreich ausgezeichnet. Weitere Preise folgten. Ein erster Gedichtband erschien 1888, sie war damals 22 Jahre alt.
Isabelle Kaiser war die Tocher eines nicht sehr erfolgreichen Offiziers, Fernando Kaiser. Ihre Mutter, Wilhelmine Kaiser geb. Durrer, entstammte einer alteingesessenen Familie. 1868 zog die Familie nach Genf, wo der Vater als Redaktor und Politiker tätig war. Die Mutter widmete sich den fünf Kindern, die französisch erzogen wurden. Doch der Aufenthalt in der Westschweiz dauerte nur rund zehn Jahre, 1879 kehrte die Familie zurück ins Elternhaus des Vaters nach Zug. Isabelle mußte als Erstes Deutsch lernen. Sie las alle Bücher, die sie finden konnte.
Isabelle Kaiser beeindruckte ihre Lesegemeinde zutiefst. Ihre Werke, die sie meist zuerst französisch schrieb und erst später ins Deutsche übertrug, erreichten hohe Auflagen, sie wurde ausgezeichnet, sie gefiel. «Wenn diese weiche, warme Stimme zu klingen beginnt in dunklen Lauten mit einem leisen, pikanten, französischen Akzent, dann vergißt man die Welt und die Menschen um sich und lauscht nur und möchte immer lauschen und sich von diesen seelenvollen Tönen forttragen lassen in ein Land voll Pracht und Schönheit», schwärmte der Berichterstatter des Aarauer Dichterabends vom 3. Dezember 1908. Mit ihren Werken verfolgte Isabelle Kaiser edle Absichten: Junge Frauen versinken nicht in nutzlosen Liebeskummer, sondern setzen die freigewordene Energie ein für die Bedürftigen – so in Rahels Liebe, der preisgekrönten Novelle, die 1891 auf Französisch erschien und erst 1920 auch den deutschsprachigen Leserinnen zugänglich gemacht wurde. Auch die Friedenssucherin im gleichnamigen Roman, der 1908/09 fast gleichzeitig auf Deutsch und Französisch erschien, findet ihre Bestimmung in würdevoller Entsagung und im Dienst für die Armen.
Isabelle Kaiser hatte nie abgestritten, daß ihre Romane, Novellen und Erzählungen einen autobiographischen Hintergrund hatten. Ihr Schreiben war ihr Werkzeug, mit dem sie anderen Vorbild sein konnte. So schrieb sie im Vorwort zur deutschen Ausgabe von Rahels Liebe: «Darum maßt sich dieses Werkchen nur den Vorzug vollkommener Aufrichtigkeit und Unmittelbarkeit an. (…) Es wurde durchlitten, ehe es ohne jede literarische Absicht niedergeschrieben wurde, einzig zur Selbstbefreiung aus dem verzeifelten Leid, das Rahel aus der herben Enttäuschung der ersten Liebe erwuchs.»
Wenn auch Isabelle Kaisers Werke heute fremd anmuten mögen, bleiben sie doch wertvolle Zeugnisse einer Zeit, in der sich Frauen nur schwer einen Platz in der Öffentlichkeit erobern konnten.
(Text von 1999)
Verfasserin: Liliane Studer
Zitate
Ich bin eine Einsame und werde einsam bleiben, weil ich den Beruf der Schriftstellerin als eine Würde empfinde, die manches Opfer bedingt und ungeteilte Hingabe erfordert, und weil ich inmitten dem All-Leide der Menschheit keinen Platz für persönliches Glück weiß.
Wenn ich nun mein Leben in seinen Höhen und Tiefen überblicke, so erkenne ich, daß das Leiden mich treulich vom Abgrund der Verzweiflung zum Berge der Läuterung emporführte. (…) Durch eigenes Leid drang ich zum Verständnis der Leiden der anderen … zum Mitleiden und zur Güte: das ist der goldene Niederschlag des Leidens.
Links
Charles Linsmayer: Biografie Isabelle Kaiser
Link geprüft am 15. Februar 2020 (AN)
Literatur & Quellen
Linsmayer, Charles. 1989. Literaturszene Schweiz: 157 Kurzporträts von Rousseau bis Gertrud Leutenegger. Zürich. Unionsverlag.
Marbach, Felix Stanislaus. 1940. Isabelle Kaiser: Der Dichterin Leben und Werk. Rapperswil. Berti.
Schweizer Frauen der Tat: 1855-1885. 1929. Bd. 3 von 3 Bden. Zürich; Leipzig; Stuttgart. Rascher.
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