Biographien Irène Joliot-Curie
geboren am 12. September 1897 in Paris
gestorben am 17. März 1956 in Paris
französische Physikerin und Chemikerin; Nobelpreisträgerin 1935
125. Geburtstag am 12. September 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sie war in jeder Hinsicht die Tochter ihrer Mutter – ernst, hochbegabt und sportlich, fasziniert von mathematischen Fragen, mit eiserner Disziplin und ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit bei der Arbeit. Irène, die Erstgeborene von Marie und Pierre Curie, dem berühmtesten WissenschaftlerInnenpaar ihrer Zeit, führte das Lebenswerk ihrer Eltern – die Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität – fort, litt aber auch, ebenso wie sie, an den schrecklichen Auswirkungen der viel zu hohen Strahlenbelastungen, denen sie jahrzehntelang weitgehend ungeschützt ausgesetzt war und an denen sie schließlich starb.
Mit 16 legte Irène ein glänzendes Abitur ab, 1914, mit 17, begann sie ein Mathematik- und Physikstudium an der Sorbonne, gleichzeitig unterstützte sie ihre Mutter beim Aufbau von Hunderten mobiler Röntgenstationen, die halfen, vielen Verwundeten des Ersten Weltkriegs das Leben zu retten. Mit Anfang 20 nahm sie an dem von Marie Curie geleiteten Radiuminstitut in Paris ihre Forschungsarbeit auf, fünf Jahre später veröffentlichte sie ihre Dissertation über die Alphastrahlung des (hochgiftigen) Poloniums.
Als sie 1926 den charmanten und gutaussehenden, noch unbekannten Physikerkollegen Frédéric Joliot, einen Assistenten und Bewunderer ihrer Mutter, heiratete, wurde viel gemunkelt über die Karriereinteressen, die Joliot mit der Eheschließung verband. Doch die Ehe hielt und entwickelte sich zu einer festen und fruchtbaren Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. 1934 konnten die beiden nachweisen, dass beim Beschuss von Atomkernen mit Alphateilchen radioaktive Stoffe entstehen – die „künstliche Radioaktivität“ war gefunden, Grundlage der Kernspaltung und damit sowohl der Atomenergie als auch der Atombombe. 1935, wenige Monate nach dem Tod von Marie Curie, erhielten Irène und Fred für diese Entdeckung den Chemie-Nobelpreis.
Obwohl stark geschwächt nach der Geburt ihrer Kinder (Hélène, 1927, und Pierre, 1932) und durch ihr Leukämieleiden zu langen Sanatoriumsaufenthalten gezwungen, übernahm Irène Joliot-Curie 1937 neben ihrer Arbeit am Radiuminstitut eine Professur an der Sorbonne und engagierte sich auch politisch - in der internationalen Frauen- und Friedensbewegung und kurzzeitig als Staatssekretärin im Forschungsministerium der Volksfrontregierung. Während der deutschen Besatzung floh sie mit ihren Kindern in die Schweiz, während ihr Mann sich dem aktiven Widerstand anschloss.
Ab 1945 mit der Leitung der neuen französischen Atombehörde und der Konstruktion des ersten französischen Reaktors betraut, geriet das Ehepaar während des Kalten Krieges zwischen sämtliche Fronten. Ihr gemeinsames Engagement gegen die Atombewaffnung und den NATO-Beitritt Frankreichs und Freds Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei führten dazu, dass insbesondere die amerikanischen und britischen KollegInnen sie auf Regierungsweisung hin vom wissenschaftlichen Informationsaustausch ausschlossen. Derart fachlich und politisch isoliert, wurden sie 1950 ihrer Ämter in der Atombehörde enthoben, so dass Irène sich in den letzten Jahren vor ihrem Tod wieder verstärkt ihrer Lehrtätigkeit und der Leitung des Radiuminstituts widmete. Als sie mit gerade 58 Jahren starb, übernahm Frédéric Joliot beide Aufgaben. Trotz der politischen Differenzen ehrte die französische Regierung Irène Joliot-Curie ebenso wie später ihren Mann mit einem Staatsbegräbnis.
(Text von 2005)
Verfasserin: Andrea Schweers
Links
Literatur & Quellen
Curie, Eve. 1952 (1937). Madame Curie: Eine Biographie. Aus dem Frz. von Maria Giustiniani. Frankfurt/M. Fischer TB 2243.
Fölsing, Ulla. 1990. Nobel-Frauen: Naturwissenschaftlerinnen im Porträt. München. Beck.
Kerner, Charlotte. Hg. 1990. Nicht nur Madame Curie … Frauen, die den Nobelpreis bekamen. Weinheim. Beltz & Gelberg.
Pflaum, Rosalynd. 1992 (1989). Marie Curie et sa fille Irène: Deux femmes, trois Nobel. Biographie. Aus dem am. Englisch von Francine de Martinoir. Paris. Pierre Belfond.
Quinn, Susan. 1999 [1995]. Marie Curie: Eine Biographie. Aus dem am. Engl. von Isabella König. Frankfurt/M.; Leipzig. Insel.
Radvanyi, Pierre. 2003. Die Curies: Eine Dynastie von Nobelpreisträgern. Heidelberg. Spektrum-der-Wissenschaft-Verl.-Ges.
Seifert, Sabine. 1990. “Ein Element des Erfolges, egal in welchem Beruf, ist die Lust am Handwerk”: Irène Joliot-Curie (1897-1956). Nobelpreis für Chemie 1936”, in: Kerner, Charlotte. Hg. 1990. S. 60-83.
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