Biographien Ilse Fromm-Michaels
geboren am 30. Dezember 1888 in Hamburg
gestorben am 22. Januar 1986 bei Detmold
deutsche Komponistin und Pianistin
135. Geburtstag am 30. Dezember 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Ilse Fromm, Tochter einer Mathematikerfamilie in Hamburg, spielte schon als Vierjährige kleine Melodien auf dem Klavier nach dem Gehör. Mit 13 Jahren begann sie eine pianistische Ausbildung an der Berliner Hochschule für Musik; anschließend studierte sie am Sternschen Konservatorium bei James Kwast Klavier und bei Hans Pfitzner Komposition. Danach als Pianistin tätig, setzte sie nicht auf bewährte Klassiker, sondern führte unbekannte Werke von Zeitgenossen wie Hindemith, Busoni, Stravinsky, Schönberg, Webern und Berg auf. Sie wurde von bedeutenden Dirigenten wie Furtwängler, Klemperer, Schuricht und Jochum geschätzt und engagiert.
Fromm-Michaels erlebte 1934 noch die Aufführung ihrer achtteiligen Marien-Passion op. 18 (1933) im Reichssender Hamburg, aber bald darauf bekam die “jüdisch Versippte” Aufführungsverbot als Pianistin und Komponistin. So konzentrierte sie sich in diesen Jahren auf das Komponieren, das während ihrer früheren ausgedehnten Konzert- und Unterrichtstätigkeit in den Hintergrund geraten war. Während sie ihre ersten Werke fast ausschließlich für Klavier geschrieben hatte, komponierte sie nun für größere Besetzungen, so u.a. die Sinfonie c-moll op. 19 (1938) und Musica larga für Klarinette und Streichquartett (1944).
Ihr Mann, der Richter Walter Michaels, den sie 1915 geheiratet hatte, wurde wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Staatsdienst entlassen. Er verbarg sich, wurde denunziert, überlebte zwar die NS-Zeit, erlebte aber das Kriegsende als ein körperlich und seelisch Gebrochener und starb kurz darauf.
Nach 1945 wurde Fromm-Michaels an die Hamburgische Hochschule für Musik berufen. Mit der Uraufführung ihrer Sinfonie durch das Orchester des NWDR unter Schmidt-Isserstedt im Jahre 1946 errang sie große Anerkennung.
Die Sinfonie c-moll besteht aus fünf ineinandergehenden Hauptteilen. Tonartlos ist das erste Thema dem Werk vorangestellt; erst mit seinem Abschluß wird die Haupttonart eingeführt. Rezensenten heben die imponierende Kraft und Klarheit im Aufbau und die Kunst kühner Umdeutungen eines einzigen Themas hervor.
Fromm-Michaels komponierte nach 1949 nicht mehr. Sie starb 97jährig am 22. Januar 1986 in einem Altersheim bei Detmold.
Der Schallplattenmarkt verzeichnet 33 Fassungen von Beethovens fünfter Sinfonie, bietet aber kein einziges Klangbeispiel dieser bedeutenden Künstlerin an. [Nachtrag 2011: Das hat sich inzwischen geändert, vgl. die Infomationen bei MUGI, s.u., Links.]
(Text von 1987)
Verfasserin: Eva Rieger
Links
Umfangreiche Seite über Fromm-Michaels bei MUGI Musik und Gender im Internet
Link korrigiert am 20. Januar 2021 (AN)
Literatur & Quellen
Grebe, Karl. 1968/9. “Lebenswerk einer Komponistin”, in: Jahrbuch “Zwanzig” 1968/69. Hamburg. Freie Akademie der Künste.
Olivier, Antje & Karin Weingartz-Perschel. 1988. Komponistinnen von A-Z. Düsseldorf. TOKKATA Verlag für Frauenforschung.
Rieger, Eva. 1981. Frau, Musik und Männerherrschaft. Berlin. Ullstein TB. Neuauf. Furore 1988.
Teubner-Kwasnik, Ilse. 1952. in: dieselbe: Von Frauen - für Frauen. “Frauen schreiben Musik”, Kevelaer.
Weissweiler, Eva. 1981. Komponistinnen aus 500 Jahren: Eine Kultur- und Wirkungsgeschichte in Biographien und Werkbeispielen. Frankfurt/M. Fischer TB 3714.
Wohlfahrt, Frank. 1948. “Ilse Fromm-Michaels”, in: Musica II, 1948. S. 337-338.
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