Biographien Igna Maria Jünemann
(Ina Jünemann, Pseudonym: Igna Maria)
geboren am 22. Februar 1892 in Frankfurt/Main
gestorben am 11. November 1976 in Katlenburg-Lindau
deutsche Schriftstellerin und Publizistin
130. Geburtstag am 22. Februar 2022
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die Lehrerstochter, im Milieu des großbürgerlichen Katholizismus aufgewachsen, interessierte sich früh für die sozialkundlichen Thesen Carl Sonnenscheins. Auf dessen Rat hin setzte sie sich als Mitarbeiterin in behördlichen und privaten Stellen karitativ ein. Ihre oft erschütternden Erlebnisse drängten Jünemann zu literarischer Verarbeitung. Insgesamt publizierte sie sechs erfolgreiche Romane und über 30 Theaterstücke für Kinder, nachdem sie sah, mit welch großem Erfolg im Essener Franz-Sales-Haus, einer Einrichtung für behinderte Kinder, Theateraufführungen erfolgreich heilpädagogisch eingesetzt wurden.
Durch die Vermittlung von Carl Sonnenschein erhielt Jünemann, die nie eine Ausbildung abgeschlossen hatte, 1917 den Posten der Chefredakteurin beim Erkelenzer Kreisblatt und arbeitete die nächsten 20 Jahre als Journalistin. Dabei setzte sie sich vor allem mit Frauenfragen auseinander. Ihre christlich geprägte Haltung entsprach der der bürgerlichen Frauenbewegung, radikale Feministinnen wie Augspurg und Cauer verspottete sie, ihre Politik lehnte sie ab. Als Redakteurin der Frauenbeilage der zentrumsnahen Zeitung Germania bemühte sie sich, politische Themen statt - wie sonst üblich - Mode und Haushalt zu besprechen.
Nach der Auflösung des Blattes durch die Nationalsozialisten schlug sich Jünemann als Mitarbeiterin von Filmgesellschaften wie Ufa und Tobis durch. Nach einem Bombenangriff hatte sie während des Zweiten Weltkriegs fast ihren gesamten Besitz verloren. In den Nachkriegsjahren wusste sie sich kaum über Wasser zu halten und suchte nach Wegen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Weil politisch unbelastet, wurde sie 1950 - inzwischen 58jährig - in das Bonner Presse- und Informationsamt der Bundesregierung berufen. Hier leitete sie das Referat Frauenpublizistik und gab den „Spiegel der Frauenzeitschriften“ heraus. Zugleich widmete sie sich auch der Durchführung von Frauentagungen und trat selbst als Rednerin bei solchen Veranstaltungen auf. Im Laufe der Jahre wurde Jünemann mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. Nach der Pensionierung 1961 lebte sie mit ihrer Schwester Maria Regina zusammen. Mit 84 Jahren erlag sie einem Krebsleiden.
Zu Lebzeiten in zahlreichen Lexika erwähnt, geriet das schriftstellerische Werk der Autorin nach ihrem Tod weitgehend in Vergessenheit. Als sozialkritischer Spiegel ihrer Zeit lohnt sich jedoch die Wiederentdeckung.
Verfasserin: Anna Eunike Röhrig
Zitate
Anhand der Frauenbeilagen wird man einmal das lebendige Spiegelbild jeweiliger Epochen der Geschichte der Frauenbewegung, den Grad ihrer politischen Betätigung und ihres Einflusses in der Politik feststellen können. (Igna Maria Jünemann, 1931)
Literatur & Quellen
Bitzan, Gertrud. 1992. Igna Maria Jünemann. Ein Leben im Dienst der Öffentlichkeitsarbeit und Meinungsbildung. Duderstadt.
Budke, Petra & Jutta Schulze. 1995. Schriftstellerinnen in Berlin 1871 bis 1945: Ein Lexikon zu Leben und Werk. Berlin. Orlanda.
Kemper, Dirk. Hg. 1996. Hildesheimer Literaturlexikon von 1800 bis heute. Hildesheim; Zürich; New York. Olms.
Lexikon der Frau. 1953/4. 2 Bände. Zürich. Enzyklios.
Neudörfer, Nina (Hg.). 1932. Frauengedanken zum Beruf. Regensbergsche Regensbergsche Verl.-Buchhandlung.
Niedersächsischer Landtag. 1999. Frauen im Parlament: Zur Erinnerung an die erste Rede einer Abgeordneten vor einem deutschen Parlament am 19. Februar 1919. Schriftenreihe des Niedersächsischen Landtages, 35. Hannover.
Prégardier, Elisabeth & Anne Mohr. 1990. Politik als Aufgabe: Engagement christlicher Frauen in der Weimarer Republik. Annweiler; Essen. Plöger.
Prégardier, Elisabeth. 1994. Der Beitrag der christlichen Frauenbewegung zur politischen Kultur in Deutschland. Köln. Katholischer Deutscher Frauenbund.
Prégardier, Elisabeth. Mohr, Anne. 1990. Politik als Aufgabe : Engagement christlicher Frauen in der Weimarer Republik. Annweiler, Essen. Plöger. S. 471.
Röhrig, Anna Eunike. 1992. “Igna Maria Jünemann: Eichsfelder Heimatdichterin, katholische Publizistin und Frauenrechtlerin. Eine biographische Skizze”. Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart, 60/1992, S. 139-57.
Sack, Birgit. 1998. Zwischen religiöser Bindung und moderner Gesellschaft. Katholische Frauenbewegung und politische Kultur in der Weimarer Republik (1918/19-1933). Münster, New York u.a. Waxmann. S. 519.
Schlegel, Birgit: Aus dem Tagebuch der Igna Maria Jünemann: Das Kriegsende im April 1945. EMZ 45 (2001), S. 138-143.
Schlegel, Birgit: Igna Maria Jünemann – eine Eichsfelder Heimatdichterin? EMZ 40 (1996), S. 86-89, S. 127- 130.
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