(Ida Tarbell; Ida M. Tarbell)
geboren am 5. November 1857 auf einer Farm in Erie County, Pennsylvania
gestorben am 6. Januar 1944 in Bridgeport, Connecticut
US-amerikanische Journalistin und Historikerin
80. Todestag am 6. Januar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Ida M. Tarbell war nicht nur die Mutter des furchtlosen Enthüllungsjournalismus, sie war überhaupt die erste bedeutende Journalistin der USA. Ihr Hauptwerk The History of Standard Oil (1904) über die verbrecherischen Praktiken, mit denen John D. Rockefeller seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts unter Umgehung der Anti-Trust-Gesetze den Ölkonzern Standard Oil zu einer alles verschlingenden Krake ausgebaut hatte, führte schließlich zur gesetzlichen Auflösung der Monopolgesellschaft.
Ida M. Tarbell wuchs in West-Pennsylvania auf, der Wiege der amerikanischen Öl-Industrie, wo ihr Vater ein gutgehendes Geschäft mit hölzernen Ölfässern hatte. Tarbell erlebte aus erster Nähe, wie Rockefeller die kleinen Ölförderfirmen, die ihr Vater beliefert hatte, abwürgte und damit auch das väterliche Geschäft zerstörte. Sie pflegte später ihren Kritikern zu entgegnen, sie habe nichts gegen den Kapitalismus, vielmehr kämpfe sie gegen Rockefeller, weil er den Wettbewerb untergrabe und damit auch den Kapitalismus.
Tarbell besuchte, als einzige Frau ihres Jahrgangs, das Allegheny College in Meadville und studierte Geschichte und Naturwissenschaften. Danach arbeitete sie als Journalistin bei der Zeitschrift The Chautauquan.
Anfang der 1890er Jahre ging sie nach Paris, studierte an der Sorbonne und schrieb eine Biographie über die Revolutionärin Mme Roland. Ihren knappen Unterhalt verdiente sie sich mit Artikeln für heimische Zeitungen.
Eines Tages überraschte sie Samuel McClure mit einem Besuch. Er plante ein neuartiges Magazin, McClure's, das die Korruption in Wirtschaft und Politik aufdecken und somit zur Verbesserung der Gesellschaft dienen sollte. Ein „Magazin mit Gewissen”, wie es hieß. Ida M. Tarbell gefiel das Konzept, und nun begann für sie eine herrliche Zeit, in der sie finanziell gesichert ihrer Berufung nachgehen konnte. Zuerst schrieb sie eine biographische Serie über Napoleon, dann eine über Lincoln (insgesamt verfasste sie acht Bücher über Lincoln). Schließlich, von 1902 bis 1904, veröffentlichte sie in 19 Folgen The History of Standard Oil, das 1911 zur Auflösung des Kartells führte. Präsident Theodore Roosevelt höchstpersönlich zeigte sich verärgert über den Eifer der von ihm so benannten „muckrakers” bei McClure's. Und der erfolgreichste „muckraker” war zu allem Übel auch noch eine Frau, eine „lady muckraker” (etwa: „Miststocherin”, „Schmutzaufwühlerin”).
Immer wieder wurde Ida M. Tarbell nach ihrem großen Erfolg gebeten, sich als „Promi” für die Belange von Frauen einzusetzen, z.B. für das Stimmrecht oder die Geburtenkontrolle. Sie lehnte höflich ab. Sie verstieg sich sogar zu der Aussage, sie sei nur deswegen froh, eine Frau zu sein, weil sie keine heiraten müsste. Einen Mann wollte sie aber auch nicht heiraten; sie hatte sich früh entschieden, ledig zu bleiben.
(Text von 2006)
Literatur & Quellen
Brady, Kathleen (1983): Ida Tarbell. Portrait of a muckraker. Pittsburgh PA. University of Pittsburgh Press. 1989. ISBN 0822958074.
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Garraty, John Arthur (Hg.) (1999): American national biography. Darin: Tarbell, Ida M. von Gale, Robert L. New York. Oxford UP. ISBN 0195206355.
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Somervill, Barbara A. (2002): Ida Tarbell. Pioneer investigative reporter. Greensboro NC. Reynolds. ISBN 1883846870.
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Tarbell, Ida M. (1939): All in the day's work. An autobiography. Introduction by Linda Simon. Boston MA. G.K. Hall. 1985. ISBN 0839828810.
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Wilson, Clyde Norman (Hg.) (1986): American historians, 1866-1912. Darin: Ida M. Tarbell von Mary E. Tomkins. Detroit. Gale Research Co. (Dictionary of Literary Biography, 47) ISBN 0810317257.
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