Biographien Hildegard Plievier
(Hildegard Erna Irene Plievier, geb. Jurczyk, gesch. Piscator)
geboren am 8. Februar 1900 in Königshütte/ Oberschlesien (heute Chorzow / Polen)
gestorben am 23. April 1970 in München
deutsche Schauspielerin und Schriftstellerin
120. Geburtstag am 8. Februar 2020
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Hildegard Plievier ist als Schriftstellerin bekannt geworden. Die Suche nach den Linien ihres Lebens führt in weitgehend tote Winkel der Forschung.
In ihren autobiographischen Büchern Meine Hunde und ich (1957) und Flucht nach Taschkent (1960) schildert sie ihr Leben im sowjetischen Exil 1934-1945 mit ihrem späteren zweiten Mann Theodor Plievier. Hildegard - Schauspielerin (in Königsberg bei Erwin Piscator), kultiviert, verwöhnt, elegant - fügt sich in die veränderten Umstände, meistert den Alltag, schreibt Plieviers Manuskripte ins Reine. Vor allem: Sie öffnet sich den Menschen, Einheimischen wie EmigrantInnen, schließt Freundschaften, erfreut sich an dem, was sich bietet. Sie genießt und lernt zu lieben, was sie nicht frei gewählt hat. “Ich konnte es. Mein Mann konnte es nicht.”
Ihre beiden Romane Gelber Mond über der Steppe (1958) und Grenzen der Liebe (1966) spielen wiederum in der Sowjetunion Stalins. Der erste, mehrfach aufgelegt, beschreibt “Eine Frau, die unter tragischen Umständen zwischen zwei Männern hin- und hergerissen wird” (H.P.) Die literarische Qualität liegt in den Landschaftsbildern und lebendigen Randfiguren. Die Hauptpersonen Lisa, Anatol und Gregor sind seltsam blaß. Lisa erweist sich schnell als das andere Ich der Autorin, Anatol spiegelt die guten Seiten Theodor Plieviers und bietet, was jenem abging, “die Sicherheit männlicher Fürsorge”. Doch Gregor? Einzelheiten im Text brachten mich darauf: Es ist Erwin Piscator, ihr erster Mann. Biographisches, auch Sätze aus beider anrührendem Briefwechsel nach dem Krieg passen dazu. Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben 1920-1930 und ihre mit Schweigen übergangenen Begegnungen im Exil sind verwoben mit Wunschbildern von einer nicht mehr korrigierbaren Realität. Ihr letztes Buch ist eine Art Fortsetzung mit wenig Zauber und Imagination. Die beiden autobiographischen Bücher wurden 1964 neu unter dem Titel Ein Leben gelebt und verloren herausgegeben. Ich fürchte, dass sie diesen Titel, im Gegensatz zu den anderen, selbst ausgesucht hat. (Text von 1994)
Verfasserin: Ursula Sezgin
Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Hildegard_Piscator
Literatur & Quellen
Goertz, Heinrich. 1974. Erwin Piscator in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt. Reinbek bei Hamburg. rororo monographie 221.
Müller, Reinhard. Hg. 1991. Georg Lukács/Johannes R. Becher/Friedrich Wolf u.a. Moskau 1936. Stenogramm einer geschlossenen Parteiversammlung. Die Säuberung. Reinbek bei Hamburg. rororo aktuell 13012.
Pike, David. 1981. Deutsche Schriftsteller im sowjetischen Exil 1933-1945 [= German Writers in Soviet Exile 1933-1945]. Übs. aus d. am. Engl. Lore Brüggemann. Frankfurt/Main. Suhrkamp Taschenbuch 1933.
Piscator/ Piscator-Plievier. Korrespondenz 1947-1965.Berlin. Erwin Piscator-Center. Akademie der Künste.
Wilde, Harry. 1965. Theodor Plievier: Nullpunkt der Freiheit. Biographie. München; Wien; Basel. Desch.
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