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geboren am 2. Mai 1872 in Tokio
gestorben am 23. November 1896 in Tokio
japanische Schriftstellerin
150. Geburtstag am 2. März 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Higuchi Ichiyō ist der Stolz ihres Vaters, der sie von klein auf fördert. Schon als Kind liest sie viel, gilt als Musterschülerin und darf mit 14 eine Dichterschule besuchen, wo sie die Klassiker der Heian-Zeit (794-1185) kennenlernt.
Literatur ist jedoch das einzige Gebiert, auf dem sie es mit den Töchtern aus gutem Hause aufnehmen kann. Mit ihrer Familie geht es stetig bergab. Die Ehe der ältesten Schwester scheitert, der älstese Bruder stirbt jung, der zweitälteste ist ein Tunichtgut. 1887 wird der Vater arbeitslos, eine Fehlspekulation bringt die Familie schließlich um all ihre Ersparnisse. Mit dem Tod des Vaters 1889 verliert die 17-jährige Ichiyō ihren einzigen Mäzen.
Arbeitsreiche Jahre folgen. Mit 19 begegnet Ichiyō Nakarai Tōsui. Literarisch gesehen ist er ein kleines Licht, doch ist er jung, charmant und gutaussehend, und die verliebte Ichiyō kürt ihn zu ihrem Mentor. Durch ihn lernt sie die frivolere, urbanere Literatur der Edo-Zeit (1600-1868) kennen. Doch als Gerüchte über ihre Beziehung die Runde machen, bricht Ichiyō den Kontakt ab.
Die wirtschaftliche Situation lässt nicht zu, dass Ichiyō sich nun ganz der Literatur widmet. 1893 verkaufen oder verpfänden die drei Frauen der Familie Higuchi ihre gesamte Habe und eröffnen mit dem Erlös am Rand des Vergnügungsviertels Yoshiwara einen winzigen Laden. Nur neun Monate halten sie durch. Die Erfahrungen dieser Zeit bilden den Grundstock für Higuchis Erzählung „Takekurabe“, unumstritten ihr Meisterwerk, das die 24-Jährige mit einem Schlag berühmt macht.
Nun werben berühmte Schriftsteller um Ichiyō, wollen ihre literarischen Zirkel mit ihr schmücken. Keiner scheint zu bemerken, dass die junge Frau todkrank ist. Am 23. November 1896 stirbt Higuchi Ichiyō an Tuberkulose.
Higuchi Ichiyō wird gern als Komet am literarischen Himmel beschrieben, der aus dem Nichts auftaucht und schon nach kurzer Zeit wieder ins Nichts verschwindet. Sie hat nur knapp zwei Dutzend kurzer Erzählungen, rund 3800 Tanka (klassische japanische Gedichtform mit 31 Silben), einige Aufsätze und ein literarisch bemerkenswertes Tagebuch hinterlassen. Das umfassendste Buch über ihr Leben und Werk in einer europäischen Sprache, das auch neun ihrer bekanntesten Erzählungen enthält, ist R. L. Danlys „In the Shade of Spring Leaves“, 1981.
(Text von 1995)
Verfasserin: Richmod Bollinger
Links
https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=12654 (zuletzt überprüft: 07.04.19)
https://www.tofugu.com/japan/higuchi-ichiyo/ (zuletzt überprüft: 07.04.19)
Literatur & Quellen
Danly, Robert Lyons. 1981. In the shade of spring leaves: The life and writings of Higuchi Ichiyô, a woman of letters in Meiji Japan. New Haven, CT; London. Yale UP.
Higuchi, Ichiyo. 1968 [1895/96]. “Die Liebe der kleinen Midori” [Takekurabe], in: Die Liebe der kleinen Midori: Japanische Liebesgeschichten aus tausend Jahren. Aus dem Japan. von Oscar Benl. München. dtv. S. 116-152.
Higuchi, Ichiyo. 1975 [1895]. “Trübe Wasser“ [Nigorie], in: Träume aus Zehn Nächten: Moderne japanische Erzählungen. Aus d. Japan. von Jürgen Berndt. Berlin. Aufbau Verlag. S. 5-39.
Keene, Donald. 1984. “Higuchi Ichiyô“, in: Dawn to the West: Japanese Literature in the Modern Era, Bd. I. New York. Holt, Rinehart & Winston. S. 165-185.
Kindlers Neues Literaturlexikon. 1990. München. Kindler.
Metzler Autorinnen Lexikon. Hg. Hechtfischer, Ute, Renate Hof, Inge Stephan & Flora Veit–Wild. 1998. Stuttgart; Weimar. Metzler. 1998.
Deutsche Sammelausgaben
In finsterer Nacht und andere Erzählungen. Übersetzt von Michael Stein, München, Iudicium, 2007.
Beinhaltet die Erzählungen „In finsterer Nacht“, „Am letzten Tag des Jahres“ und „Die Nacht der Herbstmondfeier“.
Mond überm Dachfirst. Zürich. Manesse Verlag, 2008.
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