geboren am 26. April 1928 in Wien
gestorben am 13. November 1951 in Wien
österreichische Schriftstellerin
95. Geburtstag am 26. April 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Die österreichische Dichterin Hertha Kräftner starb mit 24 Jahren an einer Überdosis Veronal. Aus ihrer Lyrik und Prosa spricht eine Melancholie, die auch ihr Leben bestimmt hat.
In dem Band „In Memoriam“ nennt Hans Weigel sie eine „Selbstmörderin auf Urlaub“, deren Gemütszustand stark durch die Nichtanerkennung ihres Werkes beeinträchtigt war. Seine Bemühungen, Hertha Kräftner zu fördern, waren nur bedingt erfolgreich: Die „literarische Hoffnungslosigkeit“ konnte letztlich nicht durch kleine Erfolge aufgewogen werden.
Geboren in Wien, später aufgewachsen im Burgenland, kehrte Hertha Kräftner 1946 nach Wien zurück, um dort Germanistik zu studieren. Sie war erfolgreich, ohne viel Aufwand zu betreiben. Sie verliebt sich und verarbeitet das Zusammenleben mit dem Geliebten in ihren „Notizen zu einem Roman in Ich-Form“:
„… Ich aber muss an ihn denken. Er erfand uns ein Spiel, er nannte es „Umgeben“. Und manchmal empfand ich es tatsächlich, dass seine Haut sich öffne und mich einschließe wie ein Kleid. Er kam bisweilen von Sinnen, dann wollte er mir die Haut auftun und sich an meine Adern legen.“
(in: Das blaue Licht, S. 109)
Aber hier spricht sie nicht nur Leidenschaft an, sondern auch Gewalt – ein Thema, das sie schon früher in Abend behandelt hat:
Er schlug nach ihr. Da wurde ihr Gesicht
sehr schmal und farblos wie erstarrter Brei.
Er hätte gern ihr Hirn gesehen. – Das Licht
blieb grell. Ein Hund lief draußen vorbei.Sie dachte nicht an Schuld und Schmerz und nicht
an die Verzeihung: Sie dachte keine Klage.
Sie fühlte nur den Schlag vom nächsten Tage
voraus. Und sie begriff auch diesen nicht.
In ihrem Werk tritt der Tod immer stärker in den Vordergrund. Beinahe gelassen spielt sie die Fragen „der anderen“ nach den Gründen für ihren Tod durch. Aber:
Die wirkliche Ursache, warum der Tod einen trifft, zu wissen, ist niemals möglich; wirklich ausschlaggebend ist nur, dass der Tod auch nach Teheran kommt.
(Text von 1987)
Verfasserin: Beate Schräpel
Literatur & Quellen
Altmann, Gerhard. 2007. Hertha Kräftner. Leben und Werk. Oberwart. Ed. lex liszt 12.
Brem, Ilse. (1987?). Das Lied überm Staub: Notizen zu Autoren der Gegenwart. Ingeborg Bachmann, Hertha Kräftner, Sylvia Plath, Marlen Haushofer, Marie L. Kaschnitz, Rose Ausländer, Jesse Thor, Paul Celan, Marek Hlasko, Konrad Bayer. Lahnstein. Calatra Press Enzinck.
Dine, Petrik. 2011. Hertha Kräftner: Die verfehlte Wirklichkeit. Wien; St. Wolfgang. Ed. Art Science.
Heucke, Stefan. 2007. Sieben Lieder vom Tod: nach Gedichten von Hertha Kräftner. Für Gesang und Klavier. Mainz. Schott.
Kräftner, Hertha. 1977. Das blaue Licht. Lyrik und Prosa. Hg. Otto Breicha & Andreas Okopenko. Nachwort Peter Härtling. Darmstadt. Luchterhand.
Kräftner, Hertha. 1991. Die grausamen Morgen. Wien. Wiener Frauenverlag.
Kräftner, Hertha. 1997. Kühle Sterne: Gedichte, Prosa, Briefe. Aus dem Nachlass hrsg. von Gerhard Altmann und Max Blaeulich. Mit 2 Nachworten. Klagenfurt; Salzburg. Wieser.
Kräftner, Hertha. 2013. Und du darfst denken, alles sei noch mehr, als du es träumen kannst. Barbara Horvath liest Texte von Hertha Kräftner. Literaturhaus Mattersburg (CD)
Kräftner, Hertha. 2014. Du gleichst dem satten Duft der Rosen… In Holz geschnitten, ill. und gestaltet von Felix Dieckmann. Hohenems; Wien; Vaduz. Bucher.
Leskovar, Veronika. 2005. Die fabelhafte Welt der Hertha Kräftner: eine narratologische Analyse der literarischen Prosatexte der Autorin. Wien. Ed. Praesens.
Polt-Heinzl, Evelyne (Hgin). 2004. Zum Dichten gehört Beschränkung. Hertha Kräftner – ein literarischer Kosmos im Kontext der frühen Nachkriegszeit. Wien. Ed. Praesens.
Stepina, Clemens K. (Hg). 2007. „Alles in mir“ Notate zu Hertha Kräftner: Akten des Hertha Kräftner Symposiums. Warum Hier? Warum Heute? Wien. Ed Art Science.
Strommer, Helga. 2003. Hertha Kräftners „Litaneien“: Struktur – Thematik – Sprache. Eisenstadt. Burgenländisches Landesmuseum.
Tiwald, Katharina (Hgin). 2008. Berührungen. Hertha Kräftner zum 80. Geburtstag. Oberwart. Ed. lex liszt 12.
Weigel, Hans. 1979. In memoriam. Graz. Styria.
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