Biographien Henriette Schrader-Breymann
geboren am 14. September 1827 in Mahlum bei Braunschweig
gestorben am 25. August 1899 in Schlachtensee bei Berlin
deutsche Pädagogin
125. Todestag am 25. August 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Henriette Breymann wird 1827 als erstes von neun Kindern in eine Pastorenfamilie geboren.
Zwischen den Charakterisierungen der jungen und der erwachsenen Henriette besteht eine eigentümliche Diskrepanz. So schildert Helene Lange sie als aufopfernd mütterlich und öffentlichkeitsscheu; vornehm, geistreich und begeisternd finden sie ihre Schülerinnen. Das junge Mädchen Henriette ist dagegen aufsässig, spottlustig, lernunlustig, unstet, eine “verwöhnte Primadonna”, eine “pikante Erscheinung” im braunschweigischen Landadel (Gertrud Bäumer).
Diese Eigenschaften beunruhigen die Eltern, und sie versuchen mit Unterricht, Gewöhnung an Hausfrauenpflichten und strenger Erziehung, Abhilfe zu schaffen. Der Wendepunkt im Leben der psychisch und durch schnelles Wachstum auch physisch gefährdeten Henriette tritt ein, als sie auf Veranlassung der weitsichtigen Mutter in den Wirkungskreis ihres Großonkels Friedrich Fröbel, des Begründers des Kindergartens, gelangt. Das unstete Verhalten legt sich, und sie lässt sich mit Ausdauer und Begeisterung zur Kindergärtnerin ausbilden. Nach privaten und beruflichen Fehlschlägen gründet sie 1854 im elterlichen Haus in Watzum bei Schöppenstedt eine Erziehungsanstalt mit angeschlossenem Dorfkindergarten, wobei ihr die Familie hilfreich zur Seite steht. Das Erziehungsheim entwickelt sich zu einer angesehenen, überregional bekannten pädagogischen Ausbildungsstätte für Mädchen. Unter diesen Mädchen befinden sich Mary Lyschinska, ihre spätere Biographin, und Eugenie Schumann, die Tochter Clara und Robert Schumanns.
Henriette Breymann unternimmt Vortragsreisen durch die Schweiz und wirbt für die Fröbelschen Erziehungsvorstellungen. Aus Raummangel übersiedelt das Breymannsche Institut unter dem Namen “Neu-Watzum” 1864 nach Wolfenbüttel. Durch die Gründung eines Vereins für Erziehung lernt Henriette Breymann den sieben Jahre jüngeren Juristen und Sozialreformer Karl Schrader kennen; sie heiraten 1872. Sie folgt ihm nach Berlin, als er dort einen leitenden Posten in der Eisenbahnverwaltung erhält, setzt ihre Vereinstätigkeit in Berlin fort und gründet auch hier einen Fröbelschen Kindergarten. Sie krönt ihr Wirken in der Reichshauptstadt 1896 mit der Eröffnung des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, das als Musteranstalt in zwei großen Häusern alle Einrichtungen für die erzieherische und hauswirtschaftliche Ausbildung vereinigt. Unterstützt wird Henriette Schrader-Breymann durch die Kronprinzessin Viktoria; in pädagogischen und sozialen Fragen berät sie die Thronfolgerin. Henriette Schrader-Breymann schließt sich der Frauenbewegung an, die über sie wichtige Kontakte zur Konprinzessin knüpft. Nach einem längeren Nierenleiden stirbt sie im Jahre 1899 in Schlachtensee bei Berlin. Sie ist in Wolfenbüttel begraben.
(Text von 1998)
Verfasserin: Hiltrud Schroeder
Zitate
Ich habe die ganze Frauenemanzipationsgeschichte in mir durchgemacht. Erzogen als Weib der alten Zeit, angelegt für die Frau der Zukunft, habe ich mich aufgebäumt gegen Herkommen und Natur, bis ich endlich in mir selbst die Lösung der Frage gefunden.
(Henriette Schrader-Breymann, zitiert nach Lyschinska Bd.1, S. 380)
Literatur & Quellen
Bäumer, Gertrud. 1939. Gestalt und Wandel: Frauenbildnisse. Berlin. Herbig.
Dinghaus, Angela. 1993. Frauenwelten: Biographisch-historische Skizzen aus Niedersachsen. Hildesheim. Olms.
Fürst, Reinmar. 1984. “Henriette Schrader-Breymann: Der Beginn der Frauenemanzipation im Herzogtum Braunschweig”, Heimatbuch für den Landkreis Wolfenbüttel. 30. Jg., S. 89 - 106
Jarek, Horst-Rüdiger & Günter Scheel. 1996. Braunschweigisches Biographisches Lexikon - 19. und 20. Jahrhundert. Hannover. Hahnsche Buchhandlung.
Lange, Helene. 1921. Lebenserinnerungen. Berlin. F.A. Herbig.
Lyschinska, Mary J.. 1922. Henriette Schrader-Breymann: Ihr Leben aus Briefen und Tagebücher zusammengestellt und erläutert. 2 Bde. Berlin; Leipzig. de Gruyter.
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