Biographien Henriette Anne d’Angleterre
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geboren am 16. Juni 1644 in Exeter
gestorben am 30. Juni 1670 in Saint Cloud
französische Herzogin und Diplomatin, Schwester Karls II. von England
380. Geburtstag am 16. Juni 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Henriette Anne d’Angleterre entstammte dem Königshaus der unglücklichen Stuarts. Zwei Wochen nach ihrer Geburt wurde sie mitsamt ihrer Mutter nach Frankreich in Sicherheit gebracht. Ihr Vater wurde 1649 in London hingerichtet.
Henriette Anne wuchs am armseligen Hof ihrer Mutter bei Paris auf. Zwischen der Mutter und dem ältesten Bruder Karl gab es ständig Streit. Henritte Anne hatte zu ihm die einzige dauerhafte Gefühlsbeziehung ihres Lebens. Karl, im Umgang mit Frauen sonst ohne Gefühlstiefe, erwiderte diese Liebe vorbehaltlos.
Henriette Annes Zukunft sah düster aus – als Schwester eines exilierten Königs, der nicht einmal genügend Geld für seinen eigenen Unterhalt hatte. Persönlich war sie von großem Reiz, sie hatte einen kleinen Buckel, wird aber von Zeitgenossen als bezaubernd, geistvoll, schön und tugendhaft beschrieben.
„Fürchte nie, dass jemand aus meiner hiesigen Umgebung die Oberhand über Dich gewinnen könnte; Denn, glaube mir, niemand kann der Liebe teilhaftig werden, die ich für Dich hege.“
Karl II. von England an seine Schwester Henriette Anne
Karls triumphale Rückkehr nach England 1660 machte aus seiner Schwester doch noch eine begehrenswerte Partie. Sie heiratete den Bruder des französischen Königs Ludwig XIV. Philipp von Orléans war homosexuell und rächte sich für die ungewollte Heirat, indem er seine Frau immer wieder schwängerte: acht Schwangerschaften in neun Jahren – nur zwei Töchter überlebten. Sie tröstete sich mit lesbischen Beziehungen. Philipps Geliebter, der Chevalier de Lorraine, begegnete Henriette mit Verachtung; auch von ihrem Ehemann wurde sie öffentlich gedemütigt. Das änderte sich erst, als Ludwig XIV. ihren Einfluss auf den englischen König nutzen wollte und den Chevalier de Lorraine vom Hof entfernen ließ.
Henriette Anne reiste 1760 nach England und handelte mit ihrem Bruder den Geheimvertrag von Dover aus, ganz im Sinne Ludwigs.
Im Bewusstsein ihres außenpolitischen Erfolges kehrte sie zurück. Weniger Tage später war sie tot, vermutlich vergiftet.
Der Ehemann blieb merkwürdig ungerührt und holte, kaum war sie gestorben, seinen Geliebten an den Hof zurück. Henriette Anne dachte in ihren letzten Stunden vor allem an ihren Bruder:
„Ach! wie gräme ich mich um den König, meinen Bruder. Er verliert den Menschen, der ihn am meisten auf der Welt liebt.“
(Text von 1993)
Verfasserin: Marianne Goch
Literatur & Quellen
Castelnau, Jacques. 1948. Henriette Anne d'Angleterre. Paris.
Derblay, Claude. 1950. Henriette Anne d'Angleterre et sa légende. Paris.
Scott, Eva. 1936. Die Stuarts [erw. Fassg. der englischen Originalausgabe Six Stuart Sovereigns 1512-1701]. München.
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