(Henny Frieda Ulrike Porten (von Kaufmann))
geboren am 7. Januar 1890 in Magdeburg
gestorben am 15. Oktober 1960 in Berlin
deutsche Filmschauspielerin
60. Todestag am 15. Oktober 2020
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Henny Porten war eine Schauspielerin, die ihre Popularität allein der Kinoleinwand verdankte. Sie war von Anfang an dabei: Die Sechzehnjährige posiert, oft zusammen mit Vater und Schwester, in Tonbildern, einer pantomimischen Interpretation bekannter Opern- und Operettenarien; um 1910 spielt sie erste kleine Rollen in den von Hugo Meßter, einem Pionier des deutschen Stummfilms, produzierten kurzen Filmen; bald folgen Hauptrollen, und schon 1913/14 startet die erste Henny-Porten-Starfilm-Serie.
Sie, die nie eine Schauspielausbildung erhalten hat, steht mit Partnern wie Emil Jannings, Ernst Deutsch, Fritz Kortner vor der Kamera, arbeitet mit Regisseuren wie Jessner (Hintertreppe, 1921), Lubitsch (Kohlhiesels Töchter und Anna Boleyn, 1920), Dupont (Die Geierwally, 1921) und wird neben Asta Nielsen zum Liebling des Kinopublikums: »Es findet sich in Deutschland kein Ort, wo ihre Gestalt, ihre Taten nicht tausendmal gezeigt wurden; im fernsten Gebirgsnest strömt zu ihr das Publikum wie in die Großstadt-Kinos ... « Es sind die »Taschentuch«-Filme, in denen ihr Publikum sie am liebsten sieht, tränenreiche Geschichten von Liebe und Leid, Aufopferung und Verzicht.
Künstlerische Experimente wie der expressionistische Film Hintertreppe (Porten hat den Film auch finanziert, ihre Produktionsfirma besteht, mit Unterbrechungen und wechselnden Partnern, von 1921 bis 1932) werden zwar von der Kritik gelobt, aber die Kinokassen bleiben leer.
Für viele Stummfilmstars bedeutet das Aufkommen des Tonfilms das Ende ihrer Karriere, nicht für Henny Porten: 1930 dreht sie ihren ersten Tonfilm — wieder ein Erfolg. Nach 1933 sind die Nationalsozialisten durchaus daran interessiert, sie in großen Rollen als ideale Darstellerin »deutschen Frauentums« einzusetzen, aber sie stellen eine Bedingung: Henny Porten soll sich von ihrem jüdischen Ehemann trennen. Ihre Weigerung und ihr Kampf um das Überleben ihres Mannes haben für Porten bittere Folgen: dank ihrer Popularität darf sie zwar weiterhin arbeiten, aber über Jahre hinweg erhält sie kaum Angebote, nur sehr selten Hauptrollen – eine Schauspielerin, die Zigtausende ins Kino gelockt hat, wird »kaltgestellt«.
Vom deutschen Nachkriegsfilm erhofft sich Henny Porten einen Neuanfang – vergeblich: Nur drei Filme hat sie nach 1945 gedreht; ihre letzte Rolle ist das alte Fräulein von Scuderi.
Verfasserin: Brigitte Warkus
Zitate
Der Filmschauspieler soll zu vielen sprechen, von vielen verstanden werden, von dem einfachen Bauernmädchen in irgend einem weltverlorenen Dorf eben so, wie von dem abgehetzten, nervösen Großstadtmenschen. Er soll tausend Herzen haben, um von tausend Herzen begriffen zu werden.
(Henny Porten, gefunden hier)
Links
Bornemann, Andreas-Andrew: Postkarten-Archiv – Henny Porten. Umfangreiche Sammlung an Portraitkarten und Szenenkarten. Mit Biografie und Filmografie (Auswahl).
Online verfügbar unter http://www.postkarten-archiv.de/henny-porten.html, zuletzt geprüft am 04.10.2020.
Deutsches Historisches Museum Berlin: Gretchen und Germania – Hommage an Henny Porten. Die Hommage aus Anlass ihres 50. Todestages und ihres 120. Geburtstags zeigt vor allem unbekanntere, historisch zu Unrecht vergessene Henny Porten-Filme aus den 1910er und mittleren 1920er Jahren.
Online verfügbar unter http://www.dhm.de/kino/gretchen_und_germania.html, zuletzt geprüft am 04.10.2020.
Filmmuseum Potsdam: Sammlung Magdalena Becker. Nachlass Henny Porten.
Online verfügbar unter https://www.filmmuseum-potsdam.de/Henny-Porten—-Schauspielerin.html, zuletzt geprüft am 04.10.2020.
Internet Movie Database: Henny Porten. Filmografie.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm0691995/, zuletzt geprüft am 04.10.2020.
Nerger, Klaus: Theater/Film XLIX. Henny Porten. Grabstätte.
Online verfügbar unter http://www.knerger.de/html/portenheschauspieler_49.html, zuletzt geprüft am 04.10.2020.
Virtual history: Henny Porten. Fotos, Biografie, Filmografie (Auswahl, mit Links), Auswahlbibliografie.
Online verfügbar unter http://www.virtual-history.com/movie/person/914/henny-porten, zuletzt geprüft am 04.10.2020.
Literatur & Quellen
Quellen
Belach, Helga (Hg.) (1986): Henny Porten. Der erste deutsche Filmstar ; 1890 - 1960 ; Retrospektive 1986. Berlin. Haude und Spener. ISBN 3-7759-0280-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Keckeis, Gustav (Hg.) (1953/54): Lexikon der Frau in zwei Bänden. 2 Bände. Zürich. Encyclios. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Meyers enzyklopädisches Lexikon. (1971-79) In 25 Bänden ; mit 100 signierten Sonderbeiträgen. 9., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim, Wien, Zürich. Bibliographisches Institut.
Romani, Cinzia (1982): Die Filmdivas des Dritten Reiches. München. Bahia. ISBN 3922699162. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Aggio, Regina (2007): Filmstadt Berlin. 1895 - 2006 ; Schauspieler, Regisseure, Produzenten ; Wohnsitze, Schauplätze und Drehorte [mit Film-Stadtplan]. 1. Aufl. Berlin. Verl. Jena 1800. ISBN 3931911349. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Borgelt, Hans (1993): Die UFA - ein Traum. Hundert Jahre deutscher Film ; Ereignisse und Erlebnisse. Mit einem Vorwort von Volker Schlöndorff. Berlin. Ed. q. ISBN 3861241781. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Elsaesser, Thomas; Wedel, Michael (2002): Kino der Kaiserzeit. Zwischen Tradition und Moderne. München. Ed. Text + Kritik. ISBN 3883776955. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Frey, Gerhard (1999): Prominente ohne Maske. Drittes Reich ; 1000 Lebensläufe der wichtigsten Personen 1933-1945. 2. Aufl. München. FZ-Verl. ISBN 3924309396. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Görres-Ohde, Konstanze; Ohde, Horst (1997): Reflexionen in Texten - Bilder vom Menschen. Für Horst Ohde. Hamburg. Lit. (Beiträge zur Medienästhetik und Mediengeschichte, 5) ISBN 3825834646. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Haase, Annemarie; Kieser, Harro (1993): Können, Mut und Phantasie. Portraits schöpferischer Frauen aus Mitteldeutschland. Weimar. Böhlau. (Aus Deutschlands Mitte, 26) ISBN 3412029939. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Porten, Henny (1919): Wie ich wurde. Selbstbiographie. Berlin. Volkskraft. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Porten, Henny (1932): Vom »Kintopp« zum Tonfilm. Ein Stück miterlebter Filmgeschichte. Dresden. Reißner. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schlüpmann, Heide (1990): Unheimlichkeit des Blicks. Das Drama des frühen deutschen Kinos. Basel. Stroemfeld/Roter Stern. ISBN 3878773730. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schrader, Bärbel (2008): »Jederzeit widerruflich«. Die Reichskulturkammer und die Sondergenehmigungen in Theater und Film des NS-Staates. Berlin. Metropol. ISBN 978-3-938690-70-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Warkus, Brigitte (2006): Von Christiane Goethe bis Audrey Hepburn. 21 Porträts. Herausgegeben von Sibylle Duda und Luise F. Pusch. Rüsselsheim. Göttert. ISBN 978-3-922499-29-9. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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