Biographien Helene von Druskowitz
geboren am 2. Mai 1856 in Hietzing, Wien
gestorben am 31. Mai 1918 in Mauer-Oehling, Niederösterreich
österreichische Schriftstellerin und Philosophin
105. Todestag am 31. Mai 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
“Hasset die Männer und die Ehe! ... Wisset, daß die Ehelosigkeit aus bewußten und allgemein gültigen Gründen das vornehmste Zeichen für die geniale Verfassung ist, ja, daß sie das Genie der Frau selbst bedeutet”, schrieb Helene Druskowitz in Der Mann als logische und sittliche Unmöglichkeit und als Fluch der Welt. “Dieses Werk soll ebenso gelesen und gewürdigt werden, wie das Chamonixtal und der Rhonegletscher bewundert werden”, rät sie im Vorwort. Als die “pessimistischen Kardinalsätze” 1905 erschienen, lebte das Genie mit Hang zum Größenwahn bereits seit sechzehn Jahren in der Psychiatrie. Auch die nächsten, letzten dreizehn Jahre ihres Lebens wird sie dort verbringen. Die Diagnose: Verrücktheit und Paranoia. Für ihre Seelennot machte Druskowitz, die aus ihrer Liebe zu Frauen nie einen Hehl machte, unter anderem ihre unglückliche Affäre mit Therese Malten, einer bekannten Opernsängerin der Dresdner Staatsoper, verantwortlich. “Verfaßt Gedichte zum Lobe des Alkohols, schreibt unleserlich androphobe Satyren an die Frauenzeitungen, fühlt sich auf der Höhe ihres literarischen Schaffens”, hieß es 1905 im Krankenbericht über die längst entmündigte und vermutlich alkoholkranke Druskowitz.. Gegen ihren “halluzinatorischen Wahnsinn” erhält sie Schlaf- und Beruhigungsmittel. Ein Versuch, sie davon zu heilen, wird nicht gemacht.
Ein Leben zwischen Genie und Wahn. 1874 übersiedelte Helene von Druskowitz mit ihrer früh verwitweten Mutter von Wien nach Zürich, wo Frauen zum Studium zugelassen waren. Sie studierte Philosophie, klassische Philologie, Archäologie, Orientalistik, Germanistik und moderne Sprachen und schloss ihr Studium 1878 mit der Dissertation Über Byrons 'Don Juan' ab. Sie war die erste Österreicherin und die zweite Frau überhaupt, die den Doktortitel erwarb. Sie schrieb und publizierte unermüdlich. 1884 erscheint ihre Biographie über den romantischen Dichter Shelley, 1885 ein Essayband über Drei englische Dichterinnen: Elizabeth Barrett-Browning, George Eliot und Joanna Baillie. Ab 1889 Dramen und Komödien, die wegen ihrer feministischen Inhalte von keiner Bühne angenommen wurden. Auch mit Nietzsches Bewunderung für die anerkannte Philosophin ist es vorbei, als die “kleine Literaturgans” 1886 in Moderne Versuche eines Religonsersatzes seine Religionstheorie kritisiert. In ihrer eigenen Erlösungstheorie, nach der Eheverbot und Trennung der Städte nach Geschlechtern zum “Aussterben” des menschlichen Geschlechts führen sollten, übernahmen die Frauen, “sich selbst göttlich genug”, schließlich die Rolle der “Führerinnen in den Tod”.
Von ihrem Sterben wollte sie wenig Aufhebens machen. 1907 schrieb sie ihr Testament: “Die Endesgefertigte bestimmt letztwillig nach ihrem Ableben ein passendes und standesgemäßes, wenn auch einfaches Grabmal… Endesgefertigte wünscht, daß eine Mittheilung über ihr erfolgtes Ableben in den Blättern unterbleibe.”
(Text von 2005)
Verfasserin: Susanne Gretter
Literatur & Quellen
Druskowitz, Helene von. 1988 [1905]. Der Mann als logische und sittliche Unmöglichkeit und als Fluch der Welt: Pessimistische Kardinalsätze [ = Pessimistische Kardinalsätze: Ein Vademekum für die freiesten Geister. Von Erna (d.i. Helene von Druskowitz). Als Manuskript gedruckt. Wittenberg o.J. Neu aufgelegt unter dem Titel des 4. Kapitels]. Freiburg, Br. Kore Vlg.
Druskowitz, Helene von. 1885. Drei englische Dichterinnen. Berlin. Robert Oppenheim.
Gronewold, Hinrike. 1992. “Helene von Druskowitz”, in WahnsinnsFrauen. 1992. Hg. Duda, Sibylle & Luise F. Pusch. Frankfurt/M. suhrkamp tb 1875. S. 96-122.
Reichart, Elisabeth. 1994. Sakkorausch: Ein Monolog. Salzburg; Wien. Otto Müller.
Rullmann, Marit. Hg. 1998 (1995). Philosophinnen, Bd. 2: Von der Romantik bis zur Moderne. Frankfurt/M. Suhrkamp TB 2878.
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