geboren am 9. April 1848 in Oldenburg
gestorben am 13. Mai 1930 in Berlin
Pionierin der deutschen Frauenbewegung
175. Geburtstag am 9. April 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Helene Lange hat grundsätzlich nie einen Brief aufbewahrt – “Privates fand sie nicht so interessant” (Gertrud Bäumer). Über persönliche Erlebnisse und Gefühle hat sie in ihren Lebenserinnerungen (1921) kaum etwas geschrieben. Umso größeren Raum nehmen die Berichte über den Kampf um die Verbesserung der Mädchen- und Lehrerinnenbildung in Preußen ein. Bekannt geworden als Verfasserin der sogenannten “Gelben Broschüre” (1887), in der sie in scharfer Form die Mädchenbildung kritisiert, gründet sie 1890 den Allgemeinen deutschen Lehrerinnenverein (ADLV). Aufgrund ihrer Initiative machen 1896 erstmals sechs Frauen die Reifeprüfung in Berlin. Helene Lange hat entscheidend dazu beigetragen, Frauen bürgerlicher Schichten das Studium in Deutschland zu ermöglichen und ihnen Berufsmöglichkeiten zu eröffnen.
Den Lebenserinnerungen läßt sich – trotz aller Verschlossenheit in “Gefühlsdingen” – entnehmen, wie sehr Helene Lange, geboren am 9. April 1848 in einem mittelständisch-kaufmännischen Elternhaus in Oldenburg, als kleines sechsjähriges Mädchen die verstorbene Mutter vermisst hat. Diese Sehnsucht nach der Mutter mag sich in ihren Auffassungen über die Wesensverschiedenheit der Geschlechter niedergeschlagen haben: Mütterlichkeit ist für sie die Wesensbestimmung der Frau, auch der kinderlosen. Als Ziel schwebt ihr vor, die männlich geprägte Welt mit all ihren Fehlentwicklungen durch den weiblichen Kultureinfluss zu verbessern. Sie leistet allerdings damit der Gefahr Vorschub, Frauen auf Ehe und Familie oder auf die typisch weiblichen Lehr- und Sozialberufe zu beschränken.
Die Betonung der Mütterlichkeit ist denn auch von der zweiten Frauenbewegung vielfach kritisiert worden. Unbestritten gilt Helene Lange aber als die bedeutendste Repräsentantin des gemäßigten Flügels der deutschen Frauenbewegung. Von 1894 bis 1905 war sie Vorstandsmitglied des Bundes deutscher Frauenvereine und Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Frauenvereins. Helene Lange litt an einer Augenkrankheit und hätte ohne die Hilfe Gertrud Bäumers (1873-1954) nicht weiterarbeiten können. Sie wurden Lebensgefährtinnen und gaben gemeinsam das fünfbändige Handbuch der Frauenbewegung, ein Standardwerk über die erste deutsche Frauenbewegung, und die Zeitschrift “Die Frau” (1893ff) heraus. Helene Lange starb im Alter von 82 Jahren am 13. Mai 1930.
(Text von 1987)
Verfasserin: Hiltrud Schroeder
Literatur & Quellen
Bäumer, Gertrud. 1939. Gestalt und Wandel: Frauenbildnisse. Berlin. Herbig.
Frandsen, Dorothea. 1999 [1973]. Helene Lange: Ein Leben für das volle Bürgerrecht der Frau. Oldenburg. Isensee.
Grieb, Ina, Margret Kraul & Ekkehard Seeber. 1992. Helene Lange. Die Zukunft ist uns noch alles schuldig. Oldenburg. Holzberg.
Hopf, Caroline & Eva Matthes. Hg. 2001. Helene Lange und Gertrud Bäumer: ihr Beitrag zum Erziehungs- und Bildungsdiskurs vom Wilhelminischen Kaiserreich bis in die NS-Zeit. Kommentierte Texte. Bad Heilbrunn. Klinkhardt.
Göttert, Margit. 2000. Macht und Eros: Frauenbeziehungen und weibliche Kultur um 1900 - eine neue Perspektive auf Helene Lange und Gertrud Bäumer. Frankfurt/M. Ulrike Helmer.
Lange, Helene. 1921. Lebenserinnerungen. Berlin. F.A. Herbig.
Lange, Helene. 1928. Kampfzeiten: Aufsätze und Reden aus vier Jahrzehnten. 2 Bde. Berlin.
Lange, Helene. 1957. Was ich hier geliebt: Briefe. Hg. von Emmy Beckmann. Mit e. Lebensbild von Gertrud Bäumer. Tübingen. Wunderlich.
Lange, Helene & Gertrud Bäumer. 1901-6. Handbuch der Frauenbewegung. 5 Bde. Berlin.
Schaser, Angelika. 2000. Helene Lange und Gertrud Bäumer. Köln. Böhlau.
Schroeder, Hiltrud. 1997. Helene Lange: Kommentierte Bibliographie. Frankfurt/M. Ulrike Helmer.
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