(Helene Rosenbach [Geburtsname])
geboren am 9. Oktober 1884 in Przemysl, Polen, österreichische Monarchie
gestorben am 29. März 1982 in Cambridge, Massachusetts, USA
österreichisch-US-amerikanische Psychoanalytikerin
140. Geburtstag am 9. Oktober 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Nach einem Medizin- und Psychiatriestudium in Wien und München wendet sich Helene Rosenbach der Psychoanalyse zu, wird Freuds Schülerin, Assistentin, Mitarbeiterin und Kollegin und befaßt sich als eine der ersten Frauen mit der “Psychologie der Frau”.
Ihre ZeitgenossInnen nannten sie die “schöne Helena” oder “Freuds Liebling”. Waren für Freud Frauen ein “dunkler Kontinent” oder kommentierte er die berechtigten Forderungen der Frauen und der Frauenbewegung mit der ratlos ärgerlichen Frage: “Was will das Weib?”, so hat er gleichwohl eine sexistische Theorie der Weiblichkeit verfaßt, die bis heute zum Paradigmenbestand der Psychoanalyse gehört.
Helene Deutschs Pionierinnenarbeit bestand darin, etwas Licht in den “dunklen Kontinent” zu bringen, indem sie in zahlreichen Veröffentlichungen auf psychische Probleme von Frauen aufmerksam gemacht hat. Wenn sie auch nie Freuds Theorien über die Frau ernstlich in Zweifel zog, hat sie sie doch immerhin in Nuancen abgemildert. War für Freud das Weib passiv, narzißtisch und masochistisch, so interpretierte Deutsch diese “Wesensmerkmale” der Frau positiv. Die weibliche Passivität sei eine nach innen gerichtete Aktivität, die die Frau zu größerer intuitiver Erfahrung befähige, der Narzißmus ein notwendiger Schutz vor der Destruktivität ihres Masochismus.
Für Freud gehörte Helene Deutsch zu der Gruppe von Frauen, die er wohlwollend Feministinnen nannte. Aus heutiger Sicht würden wir sie als emanzipiert, nicht aber als Feministin bezeichnen. Sie begab sich in eine Männerdomäne, verstand es, sich Respekt zu verschaffen und war finanziell unabhängig.
1912 heiratete sie den Wiener Internisten Felix Deutsch. Der Status der Ehefrau und Mutter hinderte sie nicht, Mann und Sohn für ein Jahr zu verlassen, um ihre Ausbildung als Analytikerin in Berlin fortzusetzen. Waren ihr menschliche Beziehungen wichtig, so galt doch ihr größtes Interesse der analytischen Arbeit. Sie verarbeitete ihr konfliktreiches Leben in ihrem Werk. Als Frau und Jüdin war sie schon früh mit dem Problem der Unterdrückung konfrontiert.
1935 mußte Deutsch mit ihrer Familie in die USA emigrieren, wo sie bis zu ihrem Tod im Alter von 97 Jahren als anerkannte Psychoanalytikerin tätig war.
Verfasserin: Sibylle Duda
Links
Helene Deutsch über Adoptivmütter
Deutsch, Helene, geb. Rosenbach. Psychoanalytikerin und Fachärztin für Psychiatrie
Helene Deutsch in der Österreichischen Nationalbibliothek
Psychology's Feminist Voices: Helene Deutsch Profile
Jewish Women's Archive: Helene Deutsch, 1884 - 1982
Links geprüft und korrigiert am 11. Oktober 2019 (AN)
Literatur & Quellen
Quellen
Helene Deutsch in der Deutschen Nationalbibliothek
Deutsch, Helene. 1948-54 (1944-5). Psychologie der Frau. 2 Bde. Bern. Hans Huber.
Deutsch, Helene. 1975 (1973). Selbstkonfrontation [= Confrontation with Myself: An Epilogue]. München. Kindler.
Roazen, Paul. 1989 (1985). Freuds Liebling: Helene Deutsch - Das Leben einer Psychoanalytikerin. Aus dem Engl. von Gudrun Theusner-Stampa. München; Wien. Verlag Internationale Psychoanalyse.
Sayers, Janet. 1991. Mothers of Psychoanalysis: Helene Deutsch, Karen Horney, Anna Freud, Melanie Klein. New York; London. W.W. Norton & Company.
Stephan, Inge. 1992. Die Gründerinnen der Psychoanalyse: Eine Entmythologisierung Sigmund Freuds in 12 Frauenporträts. Stuttgart. Kreuz.
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