(Helen Adams Keller)
geboren am 27. Juni 1880 in Tuscumbia, Alabama
gestorben am 1. Juni 1968 in Westport, Connecticut
US-amerikanische taubblinde Schriftstellerin und Aktivistin
55. Todestag am 1. Juni 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Helen Keller kam als gesundes Kind zur Welt. Mit achtzehn Monaten - sie sprach schon einige Wörter - bekam sie eine lebensgefährliche Gehirnentzündung, durch die sie völlig blind und taub wurde.
Es folgten fünf Jahre geistiger Öde und Lethargie, unterbrochen nur durch verzweifelte Wutausbrüche. Die Rettung kam durch die Blindenlehrerin Ann Sullivan (1866-1936). Sie lehrte die siebenjährige Helen Zeichen und Bedeutungen über Tasteindrücke in die Hand, dann Blindenschrift und das Fingeralphabet. Mit zehn Jahren lernte Helen unter unerhörter Anstrengung - als einzige Taubblinde in den USA - selbst zu sprechen. Mit 16 Jahren kam sie auf das Mädchengymnasium in Cambridge, Massachusetts, und bestand mit 19 die Zulassungsprüfung am Radcliffe-College. Sie studierte Französisch, Deutsch, Latein, Literatur, Philosophie, Ökonomie und Politik, denn sie “hatte einen Heißhunger auf Bücher und Wissen und verschlang ganze Brailleschrift-Bibliotheken”.
Helen Keller begann sehr früh zu schreiben; 1904 veröffentlichte die 24jährige ihre erste Autobiographie (dt. “Die Geschichte meines Lebens”, 1905), die sie mit einem Schlag weltberühmt machte.
Im Laufe ihres langen Lebens - Keller wurde 87 Jahre alt - unternahm sie viele Reisen. In 123 Städten trat sie in 249 Versammlungen vor insgesamt 250 000 Menschen auf, um für die Sache der Gehörlosen und Blinden zu werben. Eine gute Freundschaft verband sie mit Mark Twain; der Industrielle Andrew Carnegie setzte ihr eine Lebensrente aus.
Helen Keller war überzeugte Sozialistin und Pazifistin. Ihr Buch “Wie ich Sozialistin wurde” enthält viele Überlegungen über die Rolle der Frau. Sie lehnte sich auf gegen falsche Vorstellungen von Weiblichkeit und reagierte mit Empörung auf Ungerechtigkeiten gegen Frauen (“Ein Appell an die Vernunft der Richter”). Sie liebte Shakespeares Sprache, missbilligte aber seine Ansichten über Frauen, die “weder originell noch aufgeklärt” seien.
In ihrem Brief “an eine englische Suffragette” schreibt sie 1911: “Ich bin entrüstet über die Behandlung der tapferen, geduldigen Frauen von England. Ich bin entrüstet, wenn die Konfektionsschneiderinnen in Chicago von der Polizei mißhandelt werden. Ich bin erfüllt von Seelenangst, wenn ich an die Erniedrigung, die Sklaverei und die industrielle Tyrannei denke, welche Millionen zermalmen und Frauen und hilflose Kinder zu Boden drücken.” (Text von 1987)
Verfasserin: Ursula Reis
Literatur & Quellen
Herrmann, Dorothy. 1998. Helen Keller: A Life. New York. Knopf.
Keller, Helen. 1906 [1903]. Optimismus: Ein Glaubensbekenntnis. [= Optimism]. Aus dem am. Englisch von Rudolf Lautenbach. Stuttgart. Lutz.
Keller, Helen. 1920 [1913]. Wie ich Sozialistin wurde [= Out of the Dark]. Aus dem am. Englisch von Alfons Büchle. Stuttgart.
Keller, Helen. 1955 [1902]. Die Geschichte meines Lebens [= The Story of my Life; new edition]. Bern. Scherz.
Keller, Helen. 1956 [1955]. Meine Lehrerin und Freundin Ann Sullivan. [= Teacher]. Aus dem am. Englisch von Werner de Haas. Bern. Scherz.
Keller, Helen. 1988 [1902]. The Story of my Life. Introduction by Lou Ann Walker. New York. New American Library / Signet.
Lash, Joseph. 1980. Helen and Teacher: The Story of Helen Keller and Ann Sullivan Macy.
Ozick, Cynthia. 2003. “Doubting Helen Keller”, The New Yorker 2003.06.16&23,188-196.
Helen Keller in der Deutschen Nationalbibliothek
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